„Beleidigungen gegen Schiedsrichter und auch Gegenspieler nehmen zu“

Rene Klausutis als Kreisgerichtsvorsitzender im Interview

Rene Klausutis (Kreisgerichtsvorsitzender beim KFV Lübeck)

Lübeck – Wöchentlich geht es auf den Sportplätzen auf denen Fußball gespielt wird immer hoch her. Wenn ein Schiedsrichter ohne Gelbe Karte auskommt, dann dürften hinterher alle drei Parteien zufrieden sein – die beiden Mannschaften und der Schiedsrichter. Doch manchmal reicht diese Art der Verwarnung nicht mehr aus, dann gibt es einen Platzverweis und der Verband ermittelt in dem Fall. Das machen in der Regel die Sport-, Verbands- und Kreisgerichte. In Lübeck sitzt Rene Klausutis in vorderster Front und urteilt mit seinem Kollegium solche Fälle ab. HL-SPORTS traf ihn zum Interview.

HL-SPORTS: Moin Rene, wie viel Arbeit habt ihr aktuell im Sportgericht des KFV Lübeck?

Rene Klausutis: Im Moment ist viel zu tun. Nahezu jedes Wochenende kommen neue Fälle dazu. Dadurch, dass die Arbeit auf alle Beisitzer aufgeteilt wird, können wir das meiste zeitnah aburteilen. Diese Saison wurde auch ein Fall schon mündlich verhandelt, wie sicherlich den meisten bekannt ist. Eine mündliche Verhandlung ist selten von Nöten und auch der Ausnahmefall. Ansonsten ist das Kreisgericht ausgelastet und jeder geht momentan an seine Grenzen, wenn man bedenkt, dass jeder von uns noch einem Hauptberuf in Vollzeit nachgeht. Zu Beginn der Spielserie vermutete man, dass die Spieler einfach zu lange kein Fußball unter Wettkampfbedingungen gespielt haben und dadurch der Reiz am Erfolg oft durch unsportliche und unschöne unüberlegte Verhaltensweisen sehr groß war. Mittlerweile, wir stehen aktuell kurz vor der Winterpause, hat sich die Lage etwas beruhigt und die Sportler gehen größtenteils mit Sorgfalt, Umsicht und Fairness ihrer Lieblingsbeschäftigung nach.

HL-SPORTS: Was sind das für Fälle?

Rene Klausutis: Überwiegend sprechen wir hier von Foulspielen oder Notbremsen. Aber auch Beleidigungen gegen Schiedsrichter und auch Gegenspieler nehmen zu. Selten kommt es zu Tätlichkeiten. Zwar kam es in der Vergangenheit zu einigen Spielabbrüchen. Das ist nicht schön – sogar in einzelnen Fällen besorgniserregend, aber zum Glück immer noch der Ausnahmefall.

HL-SPORTS: Gewaltdelikte und Spielabbrüche gab es zuletzt vermehrt oder ist das völlig normal in der Statistik auf das ganze Jahr gesehen?

Rene Klausutis: Wie gesagt, es ist unschön, wenn ein Spiel vorzeitig abgebrochen werden muss. Dennoch ist es nicht an der Tagesordnung, dass es auf den Sportplätzen so zugeht. Das Gericht und auch alle anderen Mitarbeiter des KFV Lübeck verurteilen diese Täter und sorgen mit entsprechenden Sanktionen dafür, dass ein solches Verhalten auf abschreckende Sanktionen trifft. Ich möchte nichts beschönigen, aber in diesem Bereich haben wir alles im Griff.

HL-SPORTS: Welche Möglichkeiten gibt es da für ein Kreisgericht solche Vorfälle zu sanktionieren?

Rene Klausutis: Das Kreisgericht spricht zum größten Teil Spielersperren aus. Diese können natürlich drastisch sein. Aber auch Vereine werden für mangelnde Platzdisziplin mit Geldstrafen belegt, wenn es in deren Verantwortung liegt, dass es auf ihrem Sportgelände eskaliert. Die Heimvereine sollten immer bemüht sein, Konfliktpotential zu erkennen und energisch da entgegenzuwirken, indem „schwarze Schafe“ eventuell auch mal Platzverbot bekommen könnten. Die Vereine haben ja schließlich Hausrecht. Ein Schiedsrichter darf im Übrigen keinen Zuschauer der Anlage verweisen. Man darf ja auch nicht vergessen, dass Gewaltdelikte auch zivilrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Und das ist auch gut so… Bei Spielern beträgt die Höchststrafe ja bekanntlich zwei Jahre Sperre (bei Jugendlichen ein Jahr). Darüber hinaus kann das Gericht auch Bewährungsauflagen, wie zum Beispiel die Teilnahme an einem Anti-Aggressions-Training, verhängen. Diese Maßnahme wird dann vom SHFV im Kiel durchgeführt. Für Foulspiele oder Beleidigungen reicht ja meistens eine Spielsperre von zwei bis drei Spielen (je nach Vergehen) aus. Bei Tätlichkeiten spricht man da schon von teilweise mindestens vier Spielen Pause. Für Schlagen und Spucken gibt es natürlich nach oben keine Grenze. Da sind wir sehr sensibel und konsequent.

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HL-SPORTS: Empfindest du die Höchststrafe von zwei Jahren ausreichend oder wärst du dafür sogar einen lebenslangen Ausschluss auszusprechen?

Rene Klausutis: Ich denke, dass die Höchststrafe von zwei Jahren im Seniorenbereich schon ausreichend ist. Zwei Jahre sind eine lange Zeit. Bei Wiederholungstätern kann man nach dem x-ten Fall auch mal über einen Ausschluss aus dem SHFV nachdenken – das gibt es nämlich auch. Ist zwar noch nicht vorgekommen und passiert hoffentlich auch nie.

HL-SPORTS: Was denkst du über Wiederholungstäter?

Rene Klausutis: Es kommt leider immer wieder mal vor, dass ein Spieler oder eine Spielerin mehrfach sportrechtlich auffällig ist. Da offensichtlich die erste Sanktion nicht gefruchtet hat, wird bei einem Urteil in einem Wiederholungsfall das bisherige sportliche Leben mit in das Strafmaß einbezogen und die Sperre ist entsprechend länger wie bei einem Spieler, der für sein erstes Vergehen bestraft und verurteilt wird.

HL-SPORTS: Was können die Vereine im Vorwege tun, denn auf die fällt es am Ende doch meist zurück?

Rene Klausutis: Die Vereine können in den meisten Fällen nichts für das Fehlverhalten seiner Spieler. Die können ja nicht in die Köpfe hineingucken. Dennoch haben sie die Möglichkeit vor einer Verpflichtung bzw. Vereinseintritt, sich über das DFBnet Informationen über das bisherige sportliche Leben einzuholen. Dann können die Vertreter immer noch entscheiden, ob sie den Spieler im Verein haben möchten. Das passiert aber auch regelmäßig, dass sich Vereine dort im Vornherein schlau machen. Bei Verurteilung eines Spielers stehen die Vereine in der Mithaftung, was die Geldstrafen betrifft. Es ist aber bekannt, dass die Vereine größtenteils die Strafen die Spieler bezahlen lassen, was in meinen Augen auch richtig ist, denn nur so lernt ein Spieler, was er verkehrt gemacht hat. Geht es neben der Sperre an das eigene Portemonnaie tut es halt schon weh…

HL-SPORTS: Danke und weiterhin viel Erfolg in den Entscheidungen auf und neben dem Platz.

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