Der kriselnde deutsche Rekordmeister Bayern München will offenbar Thomas Tuchel als Nachfolger von Nico Kovac unter Vertrag nehmen. Einem sofortigen Wechsel hat der derzeitige Cheftrainer von Paris Saint-Germain Anfang November zwar einen Riegel vorgeschoben. Denkbar erscheint jedoch eine Verpflichtung im kommenden Sommer, sollte der französische Spitzenclub den Champions-League-Titel erneut verfehlen.
Neben Erik ten Haag (Ajax Amsterdam) handelte sich der FC Bayern München bei der Suche nach einem neuen Übungsleiter vor Monatsfrist eine weitere Absage ein. Thomas Tuchel, bereits vor knapp zwei Jahren als Nachfolger des entlassenen Italieners Carlo Ancelotti gehandelt, erklärte, seine Aufmerksamkeit gelte einzig seinem gegenwärtigen Arbeitgeber Paris Saint-Germain.
Die Frage ist allerdings, wie lange die PSG-Bosse noch Wert auf die Dienste des Deutschen legen. Dass nationale Meistertitel die Sehnsüchte der milliardenschweren katarischen Eigentümer nicht zu stillen vermögen, ist ein offenes Geheimnis. Nach etlichen vergeblichen Anläufen soll nun endlich der Champions-League-Titel nach Paris geholt werden. Ein neuerliches Scheitern in der im Februar beginnenden K.-o.-Runde könnte zugleich das Aus des früheren BVB-Trainers besiegeln.
Ein Engagement Tuchels bei den Bayern kam 2018 wohl auch deswegen nicht zustande, weil die dortige Chefetage unterschiedliche Präferenzen hatte. Während Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge den gebürtigen Schwaben gern verpflichtet hätte, stand Ex-Präsident Uli Hoeneß auf der Bremse – offenbar auch in der Hoffnung, seinen wieder mal eingesprungenen Intimus Jupp Heynckes zu einem Verbleib überreden zu können. Mit seiner Unterschrift bei PSG beendete Tuchel die Monate währende Hängepartie schließlich selbst.
Hansi Flick, der den deutschen Serienmeister zumindest bis zur Winterpause betreuen wird, outete sich kürzlich als großer Tuchel-Fan. Dieser sei einer der besten deutschen Trainer. „Die Art und Weise, wie er Fußball spielen lässt und interpretiert, finde ich sehr gut“, lobte Flick, der einst bei Tuchel in Paris hospitierte. Auf die Frage, ob er bei einem Engagement Tuchels als dessen Assistent fungieren würde, meinte Flick nur vielsagend: „Es ist so, dass ich mir vieles vorstellen kann.“
Lewandowskis Treuebekenntnis
Wer auch immer den Trainerposten an der Säbener Straße übernehmen wird, kann sich jedenfalls an einer wegweisenden Personalentscheidung erfreuen: Superstar Robert Lewandowski hat den seit Jahren schwelenden Abwanderungsgerüchten endgültig eine Absage erteilt. Am Rande der „Ballon d’Or“-Verleihung legte der 31-jährige Pole seinen jahrelangen Flirt mit Real Madrid öffentlich zu den Akten. „Jetzt ist es zu spät. Ich will mit Bayern München Titel gewinnen.“
Lewandowski war bereits zu seinen BVB-Zeiten mit den „Königlichen“ in Verbindung gebracht worden. Dass der viermalige Bundesliga-Torschützenkönig im Sommer 2018 eine Zusammenarbeit mit dem berüchtigten Spielervermittler Pini Zahavi startete, deuteten viele Beobachter als Signal für einen bevorstehenden Abschied. Doch Lewandowski blieb – und spielt zurzeit die Saison seines Lebens.
Dabei purzeln die Bestmarken in diversen Statistiken fast im Wochenrhythmus. Dank seiner beiden Treffer beim 4:0 über Borussia Dortmund avancierte der Fitness-Enthusiast zum ersten Spieler überhaupt, der in elf Bundesligapartien in Folge traf. Mit 16 Saisontoren knackte Lewandowski zugleich den Uralt-Rekord von Gerd Müller aus der Spielzeit 1968/69 (15).
Und auch in der Champions League lässt der Pole es ordentlich krachen. Beim 6:0-Erfolg in Belgrad Ende November erzielte er den schnellsten Viererpack in der Geschichte der europäischen Königsklasse. Seine starken Auftritte auf internationaler Bühne dürften die Bayern besonders freuen, haftete Lewandowski doch lange der Makel an, in entscheidenden Spielen eine hartnäckige Ladehemmung zu offenbaren.
(Holz)