Lübeck – Sechs Punkte Rückstand auf das rettende Ufer, zehn Niederlagen und nur zwei Siege in der Oberliga: Der FC Dornbreite steht noch schlechter da als im Vorjahr zur gleichen Zeit. Drei Spieltage sind es nur noch, dann ist Saison-Halbzeit. Und in dieser Woche kam es intern zu einem Eklat. Mehrere Spieler wurden nach einem Bericht anderer Medien aus dem Kader gestrichen, auf deutsch: raugeschmissen.
Abschiebung
Hakob Avetisyan und Tyler Schmidt sind schon länger nicht mehr dabei. Sie lehnten es nach Informationen der “Lübecker Nachrichten“ ab, in der 3. Mannschaft zu spielen. In der vergangenen Woche dann die nächsten beiden Trennungen am Steinrader Damm. Alexander Lening (28) und Przemyslaw Szymura (31) wollten weg und dürfen es nun. Beim Tabellenletzten zerbröselt der Kader somit zu staub – und das in der aktuellen Lage. Sportliche Leitung und Trainer stehen machtlos da, denn die Ergebnisse sprechen nicht für alle: Verein, Sportliche Verantwortliche und Mannschaft. Wie sieht es intern aus?
FCD bestätigt Trennung
Patrick König, Sportlicher Leiter des FCD, gab auf Nachfrage folgendes Statement bei HL-SPORTS dazu ab: „Leider waren wir dazu gezwungen, uns im Laufe der vergangenen Tage verhaltensbedingt von den Spielern Lening und Szymura zu trennen. Über Details werde ich mich an dieser Stelle nicht äußern, nur so viel: kein Spieler ist größer als der Verein und kein Spieler steht über seiner Mannschaft. Letztlich waren die dauerhaften Suspendierungen beider Spieler bedauerlicherweise alternativlos. Ungeachtet dessen wünsche ich beiden für die Zukunft alles Gute.“
Bühne frei für geschasste Spieler
Die zwei suspendierten Spieler könnten nicht die letzten Abgänge in Dornbreite dieser Saison sein. Folgt im Winter eine regelrechte Flut? Ganz offenherzig gaben sich Szymura und Lening gegenüber HL-SPORTS.
Klarstellung von Szymura
Szymura ließ alles raus und sagte: Das ist eine Klarstellung zu den Vorwürfen in der Presse. Ich weiß nicht, woher die Informationen in der LN stammen, dass ich mich im schlechten Verhältnis von Reinfeld und Schönberg getrennt habe. Von Schönberg habe ich eine schöne Collage mit Bildern und Blumen erhalten und von Reinfeld sogar ein Hochzeitsgeschenk, das mir von Benjamin Matejka, dem Sportlichen Leiter, sowie von Torwarttrainer Robert Kuhn überreicht wurde. Daher verstehe ich nicht, was mit dieser Aussage gemeint ist. Was den Artikel oder die Stellungnahme von Patrick König in der LN betrifft, möchte ich klarstellen, dass das, was dort gesagt wurde, in keiner Weise der Wahrheit entspricht. Es ist bedauerlich, dass versucht wird, Sündenböcke zu finden, anstatt die tatsächlichen Ereignisse darzustellen. Alex Lenning und ich wurden nicht rausgeschmissen, sondern sind freiwillig von den Vereinen weggegangen.
„Das fand ich persönlich unangemessen“
Zur Kritik von FCD-Cheftrainer Kevin Wolk meint er: „Die Situation drehte sich darum, dass ich öffentlich, in der Presse und auf anderen Kanälen, von Kevin Wolk kritisiert wurde. Es gab einen Vorfall, bei dem über meine Person etwa zwei Minuten und 30 Sekunden lang schlecht gesprochen wurde. Das fand ich persönlich unangemessen. Nicht nur ich, sondern auch andere Spieler und Personen aus der Lübecker Fußballszene, darunter verschiedene Sportliche Leiter und Trainer, haben mich kontaktiert und gefragt, warum man so etwas tut.“
„Danach hat er mich jedoch fertiggemacht“
Es gab ein Treffen mit dem Vorstand und der 31-Jährige berichtete auch darüber: „Am Montag hatten wir ein Treffen mit dem Vorstand, bei dem uns versichert wurde, dass der Vorstand und der Trainer hinter uns stehen und dass auch mit Kevin in der Landesliga geplant wird. Am Ende des Treffens wurde gefragt, ob jemand etwas ergänzen wolle. Ich habe mich gemeldet und gesagt, dass ich die Werte, die hier angesprochen wurden, momentan nicht spüre. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass ein Spieler – in diesem Fall ich – öffentlich für eine Niederlage (2:5) verantwortlich gemacht wird. Kevin Wolk hatte vor fünf Wochen noch gesagt, dass er die Verantwortung übernimmt, wenn im Aufbauspiel Fehler passieren, da dies Teil seiner Philosophie sei. In der ersten Gelegenheit danach hat er mich jedoch fertiggemacht und das konnte ich nicht verstehen. Es geht mir nicht um die Kritik, sondern um den Umgang mit Menschen und wie diese Kritik geäußert wird. Ich bin immer selbstkritisch und das können viele Trainer und Torwarttrainer bestätigen. Ich bin oft der Erste, der nach dem Spiel den Platz verlässt und sagt: Was für Fehler habe ich heute gemacht oder ich mich dazu bekenne, wenn ich ein schlechtes Spiel gemacht habe.“
„Viele Spieler im Team kommen menschlich nicht mit dem Trainer zurecht“
Nach Szymuras Ansicht nach gibt es Unstimmigkeiten und dem Umgang im Verein. Hierzu sagt er: „Ich habe im Gespräch mit Patrick darauf hingewiesen, dass in den letzten drei Monaten fünf Spieler den Verein verlassen haben oder suspendiert wurden und ich bin überzeugt, dass bald noch mehr folgen werden. Viele Spieler im Team kommen menschlich nicht mit dem Trainer zurecht, trauen sich aber nicht, das offen zu kommunizieren. Sie haben Angst, ihre Meinung zu sagen. Ein weiteres Problem ist, dass während des Trainings Mitglieder des Trainerteams ständig auf ihre Handys schauen, um zu prüfen, ob irgendwelche Wetten eingegangen sind. Dies zeigt, dass der Fokus im Verein nicht auf dem Fußball liegt. Es gibt keinerlei Strukturen und unter diesen Bedingungen kann man sich nicht voll auf den Sport konzentrieren. Der Verein stellt sich in den Medien so dar, als würde alles wunderbar laufen, was in keiner Weise der Wahrheit entspricht. Nach dem Treffen hat Patrick König mich angesprochen und vorgeschlagen, dass wir am Dienstag telefonieren sollten. Ich habe dem zugestimmt, denn es wird jedoch der Eindruck erweckt, dass ich wegen der Kritik aus dem Verein geworfen wurde. Das ist totaler Quatsch und eine Lüge. Nach einem normalen Telefonat mit Patrick wurde von mir verlangt, dass ich mich beim Trainerteam entschuldige, weil ich vor der Gruppe gesagt habe – nicht wegen des Inhalts, sondern weil ich das vor dem Vorstand angesprochen habe. Wenn ich das nicht tue, sollte ich bis zum Winter mit der dritten Mannschaft trainieren und ab Januar wieder zurückkommen. Da ich jedoch niemanden beleidigt, niemanden angeschrien und stattdessen sachlich konstruktiv in der internen Gruppe kommuniziert habe, habe ich beschlossen, mich nicht zu entschuldigen. Ich habe zuvor Einzelgespräche gesucht, die stattgefunden haben, aber keine Verbesserung gebracht haben. Daher habe ich mich entschieden, im Verein kein Training mehr abzuleisten.“
„Ich habe den Eindruck, dass der Vorstand nicht wirklich weiß, was im Verein vor sich geht“
Mangel an Strukturen im Verein? Szymura dazu: „Ich habe den Eindruck, dass der Vorstand nicht wirklich weiß, was im Verein vor sich geht. Es herrscht ein Mangel an Strukturen, und es ist kaum möglich, sich auf den Fußball zu konzentrieren.“
Abschlussfazit von Szymura
Sein Fazit lautet: „Ich hoffe, dass die Mannschaft die Klasse hält. Nach den jüngsten Artikeln, die nicht der Wahrheit entsprechen und nach Gesprächen mit Leuten aus der Fußballszene in Lübeck, verschiedenen Sportlichen Leitern sowie anderen Personen aus dem Umfeld habe ich beschlossen, dass ich reagieren muss. Es freut mich, dass die Jungs und einige Verantwortliche, die dabei waren, die Wahrheit kennen.“
Lening: „Lasst euch nicht verarschen“
Lening verabschiedete sich schon in der internen WhatsApp-Gruppe der Mannschaft und warnte anscheinend mit den Worten: „Lasst euch nicht verarschen.“ Zu HL-SPORTS sagte er: „Erstmal schließe ich mich dem ganzen an, was Przemek Szymura sagt. Wir wollen nicht noch mehr das Fass aufmachen, aber uns ist auch wichtig, dass man auch unsere Seite anhört. Przemek und ich haben uns freiwillig dazu entschieden zu gehen. Wir haben uns vom FCD getrennt, nicht der FCD sich von uns. Ich habe lange mit dieser Entscheidung gekämpft, weil ich gerne für diesen Verein gespielt habe. Fast das komplette Team kommt nicht mit dem Trainer zurecht, und dieser schafft es auch nicht eine Einheit aus dem Team zu machen. Wenn das zwischenmenschliche nicht funktioniert, dann läuft auch das fußballerische nicht. Ich finde es sehr schade, was der Verein jetzt daraus macht. Ich habe nicht umsonst viereinhalb Jahre beim FCD gespielt.“
Unter Beobachtung?
Das dürfte beim FC Dornbreite für ziemlich viele interne Diskussionen sorgen. Wenn nicht, dann zumindest für äußere. Heute (12.10.) ist das Wölk-Team beim TSV Nordmark-Satrup um 14 Uhr gefordert. Dort muss die Mannschaft beweisen, dass sie nicht gegen den Verein oder die Sportlichen Verantwortlichen spielt. Chefcoach Kevin Wölk sowie sein Trainerteam und Patrick König als Sportlicher Leiter stehen allerdings nun noch mehr unter Beobachtung.
Wird der VfL Lübeck-Schwartau aufsteigen?
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- Nein, Lübeck-Schwartau wird gegen den Abstieg spielen (3%, 18 Votes)
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