Hamburg – Die Enttäuschung war beim Hamburger SV noch am Freitag zu spüren. Der HSV verlor das Relegationshinspiel zur Bundesliga vor zwei Tagen beim VfB Stuttgart mit 0:3, war damit noch gut bedient. Der Ärger des Fans hielt sich allerdings in Grenzen, denn viele hatten im Vorweg schon kaum Hoffnung. Die Rothosen waren den Schwaben sehr deutlich unterlegen, hatten realistisch gesehen im gesamten Spielverlauf keine Chance. Am Montag geht es ins Rückspiel und die Durchhalteparolen von Sportvorstand Jonas Boldt und Trainer Tim Walter klingen bei vielen wie das, was man die gesamte Saison schon hörte. Nun müssen Taten folgen. Jetzt ist endlich der Druck da, den man ein ganzes Jahr andeutete.
Heidenheim again
Allerdings ist aufgeben keine Option, denn die Hamburger bewiesen in der abgelaufenen Zweitliga-Spielzeit schon, dass sie wieder auferstehen können. Ganz speziell fällt einem da die Begegnung der Walter-Elf beim 1. FC Heidenheim ein, wo man innerhalb von 16 Minuten einen 0:3-Pausenrückstand aufholte. Da hat vermutlich auch niemand einen Cent auf den HSV gesetzt. Doch, dass das am Montag um 20.45 Uhr im ausverkauften Volksparkstadion erneut passiert, ist nach der Darbietung vom Donnerstag kaum zu glauben.
Zwei Beispiele
Wie das geht, hat man im Fußball schon einige Male erlebt. FC Barcelona gewann nach 0:4 gegen Paris St. Germain mit 6:1 im Rückspiel. Und gerade erst vor kurzem schaffte Sheffield Wednesday das Wunder im Championship-Aufstiegsspiel. 0:4 unterlag man im Hinspiel bei Peterborough United, gewann das Rückspiel mit dem gleichen Resultat. In der Verlängerung legten beide Teams noch einmal nach – 5:1 und im Elfmeterschießen siegte Sheffield.
Neuer Untergrund
Walter muss seiner Mannschaft dieses Spiel als Hausaufgabe mitgeben und die allerletzte Chance der Saison 2022/2023 auf dem neuen Rasen (wurde nach Metallica-Konzert verlegt) ergreifen. Anssi Suhonen ist auf keinen Fall dabei. Er wurde wegen seiner Roten Karte im Hinspiel für zwei Spiele gesperrt.
„Was soll uns passieren?“
Hamburgs Kapitän Sebastian Schonlau hatte schon nach den 94 Minuten von Stuttgart die passende Antwort parat: „Solange die Chance da ist, werden wir kämpfen. Wir werden niemals aufgeben. Das Rückspiel muss noch gespielt werden. Es kann ja nicht mehr schlimmer werden. Was soll uns passieren? Wir haben 0:3 verloren, es kann nur noch bergauf gehen. Aus dieser Situation kann man auch Kraft und Energie ziehen. Am Montag spielen wir zuhause, die Fans werden uns nach vorn peitschen – und dann schauen wir mal.“ Das nennt man wohl „Scheißegal-Einstellung.“ Was der Fußball, insbesondere in der vergangenen Woche so draufhat, hat man in Dortmund, Regensburg und Wiesbaden gesehen – warum nicht auch am Montag in Hamburg.