Delmenhorst – Das ist ein dicker Hund. Die Stadt Delmenhorst sperrt den Gästebereich im Städtischen Stadion wegen Sicherheitsbedenken (HL-SPORTS berichtete). Leidtragende sind die Fans des VfB Lübeck. Mindestens 400 Anhänger der Grün-Weißen haben sich für das bevorstehende Regionalliga-Spiel am Sonnabend um 15 Uhr beim SV Atlas bereits Karten gekauft. Diese dürfen nun nicht genutzt werden. Grund dafür: der eingezäunte Bereich für Gästefans. Das teilte die Stadt Delmenhorst auf Anfrage von HL-SPORTS mit.
„Auflagen dem Verein bekannt“
In der Stellungnahme der Stadt Delmenhorst heißt es: „Sicherheit geht vor: Die Stadt Delmenhorst, Eigentümerin des städtischen Stadions an der Düsternortstraße, hat dem SV Atlas Delmenhorst am heutigen Dienstag, 28. März, die Nutzung des eingezäunten Bereichs für Gästefans für die Regionalliga-Begegnung an diesem Sonnabend, 1. April, gegen den VfB Lübeck untersagt. Hintergrund ist die besondere Gefährdungslage in Bezug auf das Fußballspiel.“
Weiter: „Der SV Atlas hatte der Stadtverwaltung gegenüber schriftlich angekündigt, dass „ca. 800 Fans zum Spiel nach Delmenhorst“ kommen werden. Nach Einschätzung der Polizeiinspektion Delmenhorst/Oldenburg-Land/Wesermarsch handelt es sich bei der Begegnung SV Atlas gegen den VfB Lübeck um ein sogenanntes Risikospiel. Dies stellt deutlich erhöhte Anforderungen – vor, während und nach dem Spiel.“
„Die Stadtverwaltung Delmenhorst hat mit dem SV Atlas in Bezug auf das Stadion an der Düsternortstraße bereits viele Gespräche geführt. Beim Ortstermin gab es auch vor diesem Spiel zusammen mit Experten der Polizei einen engen Austausch.“
„Aufgrund der besonderen Gefährdungslage und bestimmter Auflagen, die dem SV Atlas bekannt, aber bis heute nicht erfüllt sind, sieht sich die Stadt Delmenhorst leider gezwungen, den Gästebereich für die Begegnung am Sonnabend gegen den VfB Lübeck zu sperren. Die Nutzung des eingezäunten Bereichs für Gästefans bei sogenannten Risikospielen ist ab sofort untersagt.“
„Es gibt statische Mängel im Hinblick auf den Zaun des Gästebereichs. Notwendige Ertüchtigungsmaßnahmen sind in Vorbereitung (Beschluss des Rates der Stadt Delmenhorst vom 7. März 2023).“
„Jedes Spiel ist in seiner potenziellen Gefährdungslage gesondert zu betrachten“, sagt Oberbürgermeisterin Petra Gerlach. „Die Stadt Delmenhorst geht zeitnah auf den Verein zu, um sich über die jeweilige Situation auszutauschen.“
Verband nicht eingebunden
Der Norddeutsche Fußball-Verband (NFV) wurde nach Informationen von HL-SPORTS von der Entscheidung der Stadt Delmenhorst überrascht. So war zu hören, dass so ein Spiel wie gegen den VfB Lübeck ohne Probleme durchgeführt werden kann. In die Entscheidung eingebunden wurde der Verband nicht. Auch beim Gäste-Club war man irritiert, denn man tauschte sich im Vorweg aus, wie sich die Situation vor Ort mit einigen hundert Anhängern aus Lübeck darstellt.
Gästeblock für „Risikospiele“ bis auf Weiteres gesperrt
Für die Delmenhorster Fußballer bedeutet dies nun, dass, sollten die Mängel nicht bald behoben werden, auch das Landespokal-Halbfinale gegen den VfB Oldenburg ohne Gästefans ausgetragen werden könnte. Die Oldenburger dürften mit ähnlich vielen Fans nach Delmenhorst reisen wollen.
Verein verliert Einnahmen
Eine Nachfrage bei der Stadt Delmenhorst oder der Polizei war am Dienstag nicht mehr möglich. Die Anfragen blieben unbeantwortet. Eine Umkehr von dieser Idee ist nicht zu vermuten. Die Stadt dürfte stur bleiben und sich somit selbst angreifbar gemacht haben. Dem Verein gehen dadurch vor allem wichtige Zuschauereinnahmen verloren. Man hatte vermutlich mit 2.000 Besuchern gerechnet. Im Schnitt kommen knapp 900 Zuschauer zu den Heimspielen des SVA. Der VfB Lübeck gilt als Zuschauermagnet in der Regionalliga Nord.
„Dann können wir den Fußball einstellen“
Atlas-Vorsitzender Manfred Engelbart sagt zu HL-SPORTS: „Das ist unfassbar. Polizei und Verein haben alles besprochen, nichts stand diesem Fußballfest im Weg. Jetzt kommt die Stadt und will die Gästefans nicht haben – diese würden “Randale“ machen. Wir hatten im vergangenen Jahr schon einen Besuch der Fans aus Lübeck und dabei gab es gar keine Probleme. Die Fans sind im Stadion doch viel besser aufgehoben als auf der Straße. Die Stadt ist da anscheinend anderer Meinung. Wenn das Schule macht, dann können wir den Fußball einstellen und spielen immer ohne Fans. Wir sind als junger Verein vor allem auf Zuschauereinnahmen angewiesen und verlieren dadurch rund 10.000 Euro. Selbst der NFV-Sicherheitsbeauftragte August-Wilhelm Winsmann hat das Stadion als vorbildlich dargestellt.“
VfB Lübeck prüft Möglichkeiten für die Fans
Die Probleme könnten nun für die Stadt Delmenhorst am kommenden Sonnabend in einem schlechten Aprilscherz enden, denn nun muss man dort davon ausgehen, dass die Fußballfans sich nicht unter Kontrolle rund um das Stadion bewegen, sondern sich in der Stadt aufhalten. Vor allem dürfte es weitere Anhänger aus anderen Bundesländern anziehen, die sich solidarisch mit den Kollegen zeigen. Der Polizei könnte einem geplant ruhigen Tag durch die Stadtverwaltung nun ein großer Strich durch die Rechnung gemacht worden sein. Der VfB Lübeck hat sich zu den gesamten Vorkommnissen noch nicht geäußert, prüft den Vorgang nun.
Frankfurt hats in Rom vorgemacht.