Lübeck – Groß, robust, schnell, abschlussstark und technisch versiert. Das ist die Beschreibung eines modernen “Neuners“. Beim 1. FC Phönix Lübeck hat man mit Linus Kurtz in der eigenen U19 des JFV Lübeck so einen in den Reihen. Besonders wegen der herausragenden physischen Voraussetzungen, wurde der Stürmer nun ein Thema für die Herren-Regionalligamannschaft der Adler. Wie gehen Freunde und Schule damit um? Was sagen die Eltern, der Jugendtrainer und was macht den 17-Jährigen so besonders?
JFV Lübeck ist der richtige Weg
Als Linus Kurtz im Alter von 15 Jahren zum JFV Lübeck kam, stand für ihn seine Entwicklung natürlich an erster Stelle. Der Verein bot sich da als gute Anlaufstelle für junge Spieler an. Die U17-Saison lief gut. Er war entschlossen an seine Leistungen in der A-Jugend-Regionalliga anzuknüpfen. Als dann jedoch feststand, dass man in dieser Saison “nur“ in der Oberliga spielen wird, war die Enttäuschung groß und Familie Kurtz musste eine Entscheidung fällen. Linus Kurtz selbst meinte dann zu seinem Vater Matthias: „Wenn Olli (Oliver Zapel, Anm. d. Red.) weitermacht, bleibe ich auch.“
Phänomenale Rückkehr
Und schon gab es einen Rückschlag, denn der damals 16-Jährige brach sich im vergangenen Jahr gleich zweimal das Schlüsselbein. Bis September schaute er seinem Team nur zu. Matthias Kurtz begleitete seinen Sohn bei der Reha und meint: „Linus kam sehr gut zurück. Vielleicht sogar besser als je zuvor.“ Seither kommt der Linksfuß auf zwölf Tore in der A-Jugend-Oberliga und schoss sogar Holstein Kiel mit seinem Treffer aus dem Landespokal. Weitere Tore wurden ihm durch einen Mannschaftsrückzug eines anderen Vereins wieder abgezogen. Aber: Der JFV Lübeck steht in der Tabelle ganz oben und ist in allen zehn Begegnungen ungeschlagen. Ein Unentschieden gab es (3:3 beim Heider SV), bei dem Linus Kurtz fehlte.
Die Belohnung
Die guten Leistungen wurden nicht nur vom Papa und U19-Coach Oliver Zapel gesehen. Der 1. FC Phönix erkannte das Talent und gibt ihm nach Absprache die Chance, den nächsten Schritt zu gehen. In der vergangenen Woche berichteten wir, dass Linus Kurtz schon mittrainierte. Das war falsch. „Wegen einer Erkältung von Linus hat das noch nicht geklappt“, erzählt Matthias Kurtz als Erklärung. Die Schule erteilte dem Elftklässler bereits für einmal in der Woche die Freigabe, um seinem Traum nachzugehen. Linus Kurtz zu HL-SPORTS: „Es ist immer mein Ziel gewesen, dass ich den Sprung zu den Herren schaffe, weswegen die Option Lübeck mit der Kombination JFV und Phönix auch mein Favorit gewesen ist. Dass es dann so schnell passiert, ist schon überraschend für mich. Der Trainer von Phönix hatte sich im Laufe der Hinserie ein Spiel der U19 angeschaut, woraufhin ich im Nachhinein kontaktiert wurde, mal bei den Herren zu trainieren. Ausschlaggebend dafür sei meine ausgeprägte Physis.“ Diese ist für einen 17-Jährigen wahrlich beeindruckend. Kurtz-Junior ist 1,91 Meter groß und wiegt 80 Kilo. Er bringt ein spannendes Profil mit. Fast die Hälfte seiner Tore erzielte der Angreifer mit dem Kopf.
Vollstrecker und Vorbereiter mit „Näschen“
Im Testspiel seiner U19-Mannschaft am vergangenen Wochenende gegen die zweitplatzierte B-Jugend-Regionalliga des F.C. Hansa Rostock erzielte er den Ausgleich selbst und bereitete die Führung vor. Die Partie endete 2:2-Unentschieden. „Großartig“ fanden das Mama Kirsten und Papa Matthias, die ihren Sprössling bei seinem Werdegang voll unterstützen. Mentor Zapel unterstreicht das und meint: „Ich kenne Linus seit über acht Jahren und verfolge seine Entwicklung daher schon recht lange. Früher war er Außenbahnspieler oder sogar Innenverteidiger. In meiner Mannschaft habe ich ihn dann ausnahmslos als Stoßstürmer eingesetzt, da er vor allem die dafür notwendigen körperlichen Attribute mitbringt. Er ist groß, hat eine gute Sprungkraft und kann sehr viele Sprints pro Spiel abreißen. Außerdem kann er Situationen im Strafraum gut antizipieren. Er hat ein Näschen dafür, wo Bälle herunterfallen oder durchrutschen können.“
Jugend rückt nach
Warum Lübeck und nicht Hamburg, wo Linus Kurtz zusammen mit seinen Eltern wohnt – oder ein Bundesligist. Angebote gab es nach Aussage von Matthias Kurtz. Zapel sieht das so: „Matthias und ich sind vor zwei Jahren nach Lübeck gekommen und dort angetreten, um dort speziell den Nachwuchsfußball zu fördern. Unser Konzept sah nichts anderes vor, als den JFV als exponierte Ausbildungsinstitution für den Leistungsfußball in der Region Lübeck zu positionieren und so eine Alternative zu den Nachwuchsleistungszentren in Hamburg und Kiel darzustellen. Wir freuen uns daher sehr, dass wir in all unseren Teams beim JFV gleich mehrere hochtalentierte Kicker und Kickerinnen haben, die ohne jeden Zweifel das Zeug dazu haben, die ambitionierten Senioren- und Seniorinnenmannschaften in Lübeck sportlich zu bereichern. Linus hat es sich zweifelsfrei durch seine Leistungen verdient, jetzt bei der Ligamannschaft von Phönix die ersten Erfahrungen sammeln zu können. Er gilt somit nach Anton Ihde, den wir letzte Saison ja ebenfalls aus der U19 des JFV in die Regionalliga integriert haben, als gutes Beispiel dafür, dass sich Bereitschaft und hohes Trainingsvolumen lohnen. Je nachdem, wie sich die Top-Mannschaften der Region konzeptionell aufstellen und wie hoch ihre Bereitschaft ist, auf die Jugend zu setzen. Ich bin mir sicher, dass alleine aus unserer U19 schon in der kommenden Saison vier bis fünf Spieler mit Regionalligaformat problemlos Fuß fassen können.“
„Linus wird garantiert nicht abheben“
„Linus hat speziell in den letzten anderthalb Jahren einen großen Sprung gemacht. Mit extrem viel Fleiß hat er sich besonders physisch ein stabiles Fundament antrainiert. Die Grundvoraussetzung, dass der Sprung in den Seniorenbereich schnell und unproblematisch erfolgen kann. Nun geht es darum, mental stabil zu sein, technisch-taktische Lernbereitschaft mitzubringen, mutig, aber auch geduldig zu sein. Wie bei jedem Talent wird es darauf ankommen, wie sehr man wirklich auf ihn baut und inwieweit man bereit ist, seine Ziele der Entwicklung von jungen Spielern unterzuordnen“, so Fußball-Lehrer Zapel weiter. Und: „Alleine durch die Teilnahme am Training wird Linus garantiert nicht abheben. Dafür ist er zu reflektiert und aufgeräumt. Er verfolgt ein Ziel und arbeitet hart dafür. Er weiß, dass er sich auch bei der U19 nicht zurücklehnen darf, denn auch da ist die Konkurrenz groß.“
Anpassung an den Herren-Fußball
Das weiß auch der intelligente Stürmer selbst. „Das Niveau ist ein ganz anderes. Im Jugendfußball kommt es noch stark auf die Entwicklung an, im Herrenfußball geht es eigentlich nur um das Ergebnis und Leistung“, so Linus Kurtz. Sein Vater ist sich sicher, dass sein Sohn nicht lange brauchen wird, um sich an die Härte zu gewöhnen. Der erfolgreiche Ex-Leichtathlet ist Athletik-Trainer der Phönixer Herren sowie der JFV-U19 – was man bei jedem Spiel deutlich erkennt, es wird 90 Minuten plus x Gas gegeben. Nicht umsonst steht man in der Regionalliga auf Rang zwei und schielt Richtung 3. Liga. Er vergleicht regelmäßig die Profis mit den Jugendlichen: „Die Jungs machen teilweise die gleichen Einheiten. Sie sollen so für den Herrenbereich vorbereitet werden. Linus fällt in keinem Fall ab und ist sowohl konditionell als auch im athletischen Bereich sehr sehr fit.“
Mächtig stolz
Die Eltern, Kirsten und Matthias Kurtz, sind natürlich mächtig stolz auf ihren Sohn. Sein Papa ist jedoch erfahren genug, um zu wissen, dass es ein neuer Abschnitt ist. „Der Moment war schon da, wo man kurz dachte “oh toll“, aber man muss ja auch ehrlich sein und sagen, dass er zumindest im Herrenbereich noch nichts erreicht hat. Die Arbeit geht jetzt erst los, man muss sich bei den Männern erst einmal hintenanstellen. Dann bekommst du sicherlich auch deine Chancen. Aber na klar ist man bei einem Tor und nach jedem Spiel stolz auf seinen Sohn. Das weiß er auch“, so Matthias Kurtz.
Ganz normaler Teenager
Privat schaut Linus Kurtz selber viel Fußball, spielt Playstation oder unternimmt etwas mit seinen Freunden. Diese haben sich riesig für ihn gefreut. „So weit habe ich es noch nicht verbreitet. Meine engsten Freunde haben mir sehr viel Mut und Erfolg zugesprochen.“ Zur Zeit geht er in die elfte Klasse eines Gymnasiums. Im Sommer will der Stürmer sich mit der Fachhochschulreife voll auf den Fußball konzentrieren.
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Persönliche Ziele
„Meine Ziele sind unter anderem der Aufstieg mit der U19 und das Gewinnen des Landespokals. Dazu gebe ich alles dafür, auch um meine ersten Einsätze bei den Herren von Phönix zu bekommen“, sagt der Nachwuchsstürmer. Zumindest bis zum Sommer wird das allerdings schwierig für ihn. Er ist weder volljährig noch spielt er in der Landesauswahl, daher darf er als junger Jahrgang der U19 noch nicht bei den Männern mitspielen. Ab Sommer wäre das dann kein Problem mehr. Oder der Verband erkennt noch vorher ebenfalls das Talent von Linus Kurtz, der den Zweitliga-Nachwuchs von Holstein Kiel beim 1:0-Erfolg zusammen mit seiner Mannschaft aus dem Landespokal kegelte. Am 11. Februar hat man beim Schleswig-Holsteinischen Fußballverband (SHFV) eine Chance, sich davon selbst zu überzeugen. Dann steigt nämlich das Oberliga-Spitzenspiel des JFV Lübeck gegen den Zweitplatzierten TSV Kronshagen am Karlshof. Ein weiterer Kracher in der Laufbahn von Linus Kurtz. Erst einmal steht allerdings sein Trainingsdebüt bei den Herren an und das ist für Mittwoch geplant.
Moin,
So eine verlogene Geschichte!
Sowohl der Vater als auch der Sohn waren im Sommer 2023 beim Vfb Lübeck vorstellig und wollten einen Kaderplatz für die U19 des Vfbs.
Dies wurde aber Seitens vom Vfb abgelehnt!