Der Tag nach dem Saisonabbruch: ein bisschen Wettkampf soll es aber doch geben

„Derby-Cup“ soll für ein wenig Normalität sorgen

Foto: Lobeca/Seidel
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Kiel – Ein großer Prophet musste man am Mittwoch nicht sein, um zu ahnen, dass die Saison 2020/2021 in Schleswig-Holstein nicht zu Ende gespielt wird. Der Schleswig-Holsteinische Fußballverband (SHFV) brach die aktuelle Spielzeit in einer außerordentlichen Präsidiumssitzung in einer Videokonferenz ab – in allen Spiel- und Altersklassen (HL-SPORTS berichtete). Nur Kreis- und Landespokalspiele sollen sportlich zu Ende gebracht werden. Für die einen war es die einzig richtige Entscheidung, für andere eine große Enttäuschung.

„Wir wollen damit Druck von unseren Vereinen nehmen und ihnen gleichzeitig die Möglichkeit bieten, schnellstmöglich in eine attraktive Wettbewerbsform zurückzukehren – mit vielen Derbys, kurzen Wegen und getragen von der Freude über die Rückkehr auf die Fußballplätze“, sagt die SHFV-Vizepräsidentin Spielbetrieb Sabine Mammitzsch.

„Derby-Cup“ soll für etwas Normalität sorgen

Um wenigstens etwas Normalität in die Corona-Zeit zu bringen, wird der „Derby-Cup“ als alternativen Wettbewerb ins Leben gerufen. Der Wettbewerb mit stark regionalem Anstrich soll auf freiwilliger Basis starten, wenn die Verfügungslage das wettkampfmäßige Aufeinandertreffen verschiedener Mannschaften erlaubt. Das auf Freiwilligkeit und Regionalität basierende Modell erlaubt zudem einen flexiblen Umgang mit den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie. Auch individuelle Freundschaftsspiele außerhalb des neuen Wettbewerbs sollen wieder möglich, wenn es die Verfügungslage zulässt.

Die wichtigsten Fakten zum Abbruch:

Punktspielbetrieb der Saison 2020/2021

Die bisher ausgetragenen Punktspiele in allen Alters- und Spielklassen werden annulliert, Auf- und Absteiger wird es nicht geben. Die Spielklasseneinteilungen der Saison 2020/2021 werden für die Spielzeit 2021/2022 übernommen. Ausgenommen hiervon sind Mannschaften, die in die Regionalligen aufsteigen. Verfahren zur Ermittlung von Aufsteigern in die Regionalligen werden unter Berücksichtigung der an einem Aufstieg interessierten Mannschaften von den zuständigen Ausschüssen erarbeitet.

Pokalwettbewerbe 2020/2021

Der SHFV-LOTTO-Pokal der Frauen und der SHFV-LOTTO-Pokal der Herren sollen zu Ende gespielt werden, sobald die Verfügungslage es erlaubt, damit die bis zum aktuellen Zeitpunkt im Wettbewerb verbliebenen Mannschaften eine Möglichkeit haben, sich auf sportlichem Wege für die Teilnahme am DFB-Pokal in der Saison 2021/2022 zu qualifizieren. Auch die Kreispokalwettbewerbe sollen nach Möglichkeit sportlich beendet werden. Gleiches gilt für die Pokalwettbewerbe im Jugendbereich.

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„Derby-Cup“

Als attraktiver Ersatz für die nicht fortgeführten Punktspielrunden soll möglichst ab Anfang Mai ein „Derby-Cup“ als Alternativ-Wettbewerb zum regulären Spielbetrieb im Herren-, Frauen- und Jugendbereich starten. Die Teilnahme ist freiwillig, Vereine können auch weiterhin individuelle Freundschaftsspiele verabreden. Vereinsmannschaften, die sich für den Wettbewerb anmelden, werden in Sechser-Gruppen mit anderen Mannschaften aus dem Gebiet ihres politischen Kreises eingeteilt. Geplant sind einerseits Gruppen, die sich aus Mannschaften der Verbandsspielklassen (Oberliga, Landesliga, Verbandsliga und Kreisligisten, die sich freiwillig melden) zusammensetzen, sowie andererseits Gruppen mit Mannschaften aus den Kreisligen und Kreisklassen. In einer einfachen Runde werden die Gruppensieger ermittelt. Die Gruppensieger zweier einander zugeordneter Staffeln spielen den regionalen Derby-Sieger aus. Weitere Details sollen folgen.

„Kein adäquates sportliches Ergebnis“

„Es ist uns bewusst, dass bei weiteren Lockerungen der Corona-Bekämpfungsmaßnahmen ein Zeitrahmen zur Verfügung stehen könnte, indem beispielsweise die Beendigung einer „einfachen Runde“ in einzelnen Spielklassen noch möglich wäre. Im Präsidium sind wir allerdings mehrheitlich der Überzeugung, dass selbst das Ergebnis einer „halben“ Serie angesichts der schwierigen Umstände in der Saison 2020/2021 kein adäquates sportliches Ergebnis darstellen würde, welches über Auf- und Abstieg entscheiden sollte“, so Mammitzsch.

Corona macht eine langfristige Planung unmöglich

Nach wie vor ist zudem die Entwicklung des Infektionsgeschehens ungewiss. Eine Fortsetzung des Punktspielbetriebs wäre daher nur unter teilweise unkalkulierbaren Begleitumständen in einem immer kleiner werdenden Zeitrahmen planbar. So wären etwa weitere Unterbrechungen des Spielbetriebs wegen behördlicher Verfügungen in einzelnen Kreisen oder in ganz Schleswig-Holstein möglich. Ebenso müssten Nachholtermine für Spiele eingeplant werden, die aufgrund von Corona-Infektionen oder -Verdachtsfällen abgesagt werden.

Döring hofft auf „uneingeschränkte Rückkehr“

„Das Präsidium hat im Sinne der Gesundheit aller am Amateurfußball Beteiligten und im Sinne einer Planungssicherheit für Vereine und Verbände entschieden. Selbstverständlich fiebern wir ungeachtet dessen mit großer Vorfreude der uneingeschränkten Rückkehr auf die Fußballplätze entgegen. Die jüngsten Lockerungen der Maßnahmen bedeuten für den Amateurfußball erste Schritte zurück in eine von uns allen gewünschte Normalität. Wir freuen uns darauf, mit unseren Vereinen auch die weiteren Schritte zu gehen und hoffen auf einen immer regerwerdenden Betrieb auf den Fußballplätzen im Land“, sagt SHFV-Präsident Uwe Döring.

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