Lübeck – Der VfB Lübeck trauert um Rolf Oberbeck, der am späten Sonntagabend im Alter von 83 Jahren verstorben ist. Der Verein äußerte sich am Dienstag dazu wie folgt:
Mit Rolf geht nicht nur ein Aufsichtsratsmitglied von uns, sondern vor allem eine der großen Persönlichkeiten der Vereinsgeschichte. In seinen 73 Jahren im Verein hat Rolf den VfB Lübeck an vielen Stellen geprägt, zahlreiche Funktionen innegehabt und ist gerade in schwierigen Situationen immer wieder für den Verein in die Bresche gesprungen. Dafür ist ihm der große Dank des Vereins auch über seinen Tod hinaus gewiss. Ganz abseits aller Verdienste verliert der VfB zudem einen aufmerksamen Beobachter, einen unterhaltsamen Gesprächspartner und einfach einen Pfundskerl, der viele Freunde innerhalb des Vereins hatte. Wir trauern mit seiner Familie, mit seiner Frau Margret, mit der er 57 Jahre verheiratet war, mit den Kindern Sven, Jens und Ole und den Enkelkindern, um einen geschätzten Menschen und einen großen VfBer!
Rolf Oberbecks Wirken und Verdienste rund um den VfB sind nicht in wenigen Zeilen zusammenzufassen. Angefangen hat alles mit einer kurzen, aber erfolgreichen Zeit als Stürmer. Geboren am 16. Februar 1938 in Lübeck, kam Rolf als in der benachbarten Josephinenstraße aufgewachsener Schüler im Alter von zehn Jahren zum VfB. 1956 rückte er aus der A-Jugend in die Liga-Mannschaft auf und wurde Teil des „100-Jahre-Sturms“ – mit fünf 18- bis 22-jährigen Angreifern gelang bereits im ersten Jahr der Aufstieg in die Oberliga Nord. In der höchsten Spielklasse erlebte Oberbeck seine Karriere-Höhepunkte. Er traf 1958 beim 3:1-Sieg gegen den Hamburger SV, machte sein bestes Spiel beim 4:2 über Hannover 96 und erlebte eine Sternstunde beim legendären 8:3-Erfolg über Werder Bremen. Gleich vier Tore schenkte der damals 20 Jahre junge Oberbeck dem Bremer Klassekeeper Dragomir Ilic ein – zeit seines Lebens wurde er immer wieder auf diesen Tag angesprochen.
Während seiner Bundeswehr-Zeit wechselte Oberbeck kurzzeitig zu Lübeck 1876, kehrte aber 1960 zu den Grün-Weißen zurück. Nachdem die Regularien eine direkte Rückkehr ins Oberliga-Team verhindert hatten, war seine Karriere kurz nach dem Comeback bereits im Alter von 23 Jahren vorbei: In einem Freundschaftsspiel bei Tennis Borussia Berlin zog er sich eine schwere Knieverletzung (Meniskus- und Knorpelschaden) zu, in deren Folge kein Leistungssport mehr möglich war. So stehen lediglich 58 Pflichtspiel-Einsätze in der Liga-Mannschaft für ihn zu Buche.
Beruflich als Einkaufsleiter bei den Stadtwerken beschäftigt, blieb er einige Zeit passives Mitglied, ehe er Ende der 1970er-Jahre die zweite Mannschaft als Trainer übernahm. Unterbrochen wurde diese Zeit von einem halben Jahr als Feuerwehrmann bei der Liga, die er in der Saison 1980/81 als Trainer vor dem Abstieg aus der Oberliga Nord rettete. Die zweite Mannschaft führte er 1983 zur Landesliga-Meisterschaft – die Freundschaften mit seinen Spielern von damals hielten bis zuletzt. Weil der Abstieg der ersten Mannschaft den Sprung in die höchste Landesklasse verhindert hatte und der erfolgreichen Elf auch weitere Anerkennung verweigert blieb, verließen der Coach und nahezu alle Spieler den Verein im Streit. Für zwei Jahre wurde Oberbeck beim VfL Bad Schwartau Trainer.
Doch ein echter VfBer wie Rolf Oberbeck fand bald den Weg zurück: Ende der 1980er-Jahre übernahm er zunächst die Management-Aufgaben bei den in die Bundesliga aufgestiegenen Tischtennis-Spielern des VfB. 1989 wurde Oberbeck für drei Jahre zudem Manager der Fußballer, bei denen inzwischen auch Sohn Ole spielte, der wie sein Vater viele Jahre für den VfB tätig war. Gemeinsam mit dem damaligen Vorsitzenden Dietmar Scholze, mit dem Rolf Oberbeck auch eine persönliche Freundschaft verband, war er in der Saison 1990/91 dafür verantwortlich, seinen ehemaligen Teamkollegen „Molle“ Schütt wieder für den Verein zu gewinnen, was die bis dahin größte sportliche Krise des Vereins beendete.
Nach einigen Jahren im Hintergrund kehrte Oberbeck als Rentner 2012 erneut in einer schweren Krise auf die größere Bühne zurück. In der Zeit der zweiten Insolvenz übernahm er als Mitglied des Aufsichtsrats wiederum Verantwortung für den Verein. In diese Rolle kehrte er nach dem Tod seines Freundes Scholze im März 2019 als Nachrücker noch einmal zurück und gehörte seinerseits bis zum Tod dem höchsten Gremium des Vereins an.