Rostock – Am Sonntag treffen F.C. Hansa Rostock und FC St. Pauli in der 2. Bundesliga aufeinander. Der sportliche Aspekt rückt bei diesem Nordduell ein wenig in den Hintergrund, denn die Fan-Lager beider Clubs sind verfeindet und es wird mit Ausschreitungen gerechnet.
Hansa spart Geld
Dabei müssen gerade die Fans der Hausherren aufpassen, denn der Deutsche Fußball Bund (DFB) mit seinem Sportgericht hat sie auf dem „Kieker“. Die drakonische Strafe von 137.925 Euro wurde zwar inzwischen um 32.200 Euro gesenkt, doch
Zwei Punkte für Strafminderung
Auf der DFB-Homepage heißt es dazu von Stephan Oberholz, der als Vorsitzender des DFB-Sportgerichts die mündliche Verhandlung leitete: „Das Sportgericht hat bei der Urteilsfindung berücksichtigt, dass Hansa Rostock erhebliche Maßnahmen unternommen hat, damit Zuschauerfehlverhalten möglichst vermieden wird. Bezüglich des St. Pauli-Spiels führten zwei Punkte zur Strafminderung: einmal die geänderte Bewertung der Menge an abgebrannter Pyrotechnik, zum anderen das erhebliche Mitwirken der St. Pauli-Anhänger bei den Auseinandersetzungen in der Halbzeit. Was das HSV-Spiel angeht, mündete die Ermittlung von sechs Tätern, die an den Vorkommnissen während der Halbzeit beteiligt waren, gemäß Strafzumessungsleitfaden in einer Reduzierung der Strafe um 50 Prozent für diesen Fall unsportlichen Verhaltens.“
Sonntag Ausnahmezustand an der Ostsee
Nun treffen beide Clubs am Sonntag um 13.30 Uhr erneut aufeinander. Dazu ist besonders die Anreise der Hamburger riskant. Vor dem letzten Saisonspiel der Rostocker gegen den Hamburger SV bewarfen Hansa-Anhänger den Zug der Gästefans mit Steinen. In einer Pressemitteilung des Innenministeriums heißt es:
„Wir wissen aus Erfahrung, dass auf beiden Seiten gewaltbereite Anhänger nur darauf warten, sich mit gegnerischen Fans auseinanderzusetzen, auch körperlich. Es ist unser großes Interesse, ihr Aufeinandertreffen auch vor und nach dem Spiel zu verhindern. Mit einer kurzfristigen Sonderregelung macht es die Bahn es möglich, dass die St.-Pauli-Fans von Hamburg nach Rostock und zurückfahren können, ohne auf zusteigende Hansa-Fans zu treffen. Sie entlasten zudem von der aufgrund des Neun-Euro-Tickets sowieso schon sehr hohen Zahl von Fahrgästen allgemein“, sagt Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Christian Pegel und fährt fort: „Am Rostocker Hauptbahnhof warten wie gewohnt Sonderbusse auf die Hamburg-Fans, um sie auf direktem Wege ins Ostseestadion und von dort zurückzubringen. Und wie gewohnt wird ein großes Aufgebot an Einsatzkräften unserer Landes- ebenso wie der Bundespolizei für Sicherheit und Ordnung sorgen.“ Der Minister betont in diesem Zusammenhang: „Bei den gewaltbereiten Fans, für die wir diese Sondereinsätze fahren müssen, handelt sich um eine winzige Minderheit in der großen Menge friedlicher Sportbegeisterter. Diese kleine Minderheit ist leider dafür verantwortlich, dass ein fairer Sport riesigen Aufwand verursacht und in Verruf gerät.“
Pegels Dank gilt neben der Bahn den Polizistinnen und Polizisten, die am Wochenende in Einsatz sind und allen Fahrgästen, die am Sonntag zwischen Hamburg und Rostock unterwegs sind: „Ich bedanke mich für Ihr Verständnis und für Ihre Mühe, uns bei unseren Sicherheitsmaßnahmen zu unterstützen. Bitte achten Sie auf die aktuellen Fahrplanänderungen und die Ansagen im Bahnhof.“
Der regulär um 8.21 Uhr in Hamburg startende Regionalexpress 1 (Nummer 4307) nach Rostock hält an allen Stationen bis Schwerin-Süd laut Fahrplan – und dann erst wieder am Rostocker Hauptbahnhof. Um 8.16 Uhr – 30 Minuten vor Eintreffen des regulären Zugs aus Hamburg – startet in Boizenburg ein Zusatzzug nach Rostock, der unterwegs an allen Stationen hält – auch um Hansa-Fans aufzunehmen.
Zurück hält der reguläre RE 1 (Nummer 4314) um 17.08 Uhr vom Rostocker Hauptbahnhof nach Hamburg erstmals in Schwerin-Süd und dann überall wie vorgesehen. Um 17.39 Uhr startet in Rostock der zusätzliche Zug nach Boizenburg, der an allen Regelhalten auf der Strecke stoppt.
„Die Mehrkosten für den Verstärkerzug von und nach Boizenburg trägt die Verkehrsgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern, die auf unsere Bitte hin diese Sonderregelungen sehr kurzfristig mit der Deutschen Bahn umgesetzt hat. Auch ihren Mitarbeitern gilt mein herzlicher Dank für ihr Engagement“, so der Innenminister und: „Ich wünsche allen Teilnehmern der Partie, Spielern wie Publikum, einen fairen und friedlichen Spieltag.“
Unterschiedliche Vorzeichen
Während Hansa Rostock das 0:4 von Darmstadt wettmachen möchte, will St. Pauli eine Serie starten, gewann zuletzt mit 3:0 gegen Magdeburg.
„Das einzig wahre Derby ist das gegen den HSV“
St. Pauli-Coach Timo Schultz sagt vor dem Nordduell über den Gegner: „Sie haben im Sommer gute Transfers getätigt und sind angesichts des schweren Auftaktprogramms mit sechs Punkten sehr gut in die Saison reingekommen. Im letzten Jahr haben sie eine gute Mischung gegen uns gefunden. Da hatten sie uns mal hoch im Pressing attackiert, aber auch tief gestanden und abgewartet, um in die Kontersituationen zu kommen. Sie haben eine physisch und körperbetont agierende Mannschaft, die immer sehr aggressiv und kompakt auftritt. Das können wir aber auch. Wir werden aggressiv spielen und die Zweikämpfe suchen und versuchen zu gewinnen. Das hat meine Mannschaft in den bisherigen Spielen richtig gut gemacht. Da haben wir uns weiterentwickelt.“ Für ihn ist es übrigens kein Derby, wie viele behaupten: „Das einzig wahre Derby ist das gegen den HSV. Alles andere sind Nordderbys oder regionale Derbys.“
Härtel erwartet Emotionen
Im Ostseestadion, wo man die St. Paulianer vor und nach dem vergangenen Aufeinandertreffen als „Hamburger Stadtteilverein“ bezeichnete und den Clubnamen aussparte, geht Cheftrainer Jens Härtel von einem „emotionalen Spiel“ aus.