Lübeck – Meisterschaften und Aufstiege zieren die Vita von Daniel Safadi mit dem NTSV Strand 08 und dem 1. FC Phönix Lübeck in der vergangenen Dekade. Das Erreichen der Regionalliga als Trainer mit den Adlerträgern war sein größter Erfolg. Doch die Monsterwelle der Euphorie ebbte schneller ab, als er sich vorher ausmalen konnte. Safadis Ansichten änderten sich: Fairness, Ehrlichkeit und vor allem Loyalität waren ihm wichtig. Diese Eigenschaften lassen ihn nun vor einem sportlichen Scherbenhaufen stehen. Und auch seinem bekannten Sportartikel-Unternehmen BS Sport, das er mit seinem langjährigen Partner Frank Salomon führt, geht es nicht gut (nachträgliche Anmerkung der Redaktion: BS Sport in Bad Schwartau ist davon nicht betroffen, dort ist man unabhängig). Am Freitag findet um 19 Uhr im Vereinsheim von Lübeck 1876 die Jahreshauptversammlung der Jahre 2021 und 2022 statt. Safadi hat Hoffnungen, dass dort alles aufgedeckt wird. HL-SPORTS traf den 41-Jährigen davor zu einem exklusiven Interview. Die ganze Wahrheit!
„Wir wollten nicht die gleichen Fehler, wie bei Strand machen“
Hi Daniel, fast zehn Jahre Trainer und enge Zusammenarbeit mit Frank Salomon. Wie blickst du heute auf diese Zeit zurück?
Daniel Safadi: „Moin, als erstes möchte ich sagen, dass ich mich seit meiner Beurlaubung im Januar noch nicht öffentlich geäußert habe. Jetzt ist allerdings der Zeitpunkt gekommen, wo ich es für richtig halte, meinen Mitgliedskollegen im Verein des 1. FC Phönix die Wahrheit zu sagen. Danke für die Möglichkeit an dieser Stelle. Um auf die Frage zu kommen: Ach, wir hatten viele schöne Zeiten, das muss man schon sagen. Es war insgesamt eine gute Partnerschaft. Der Abstieg aus der Oberliga damals mit Strand 08 hat uns nicht auseinandergebracht. Wir feierten danach den Aufstieg und zwei Meisterschaften, wo wir davor noch Dritter wurden. Bei Strand war dann ein Ende zu sehen. Es war dort einfach nicht viel möglich und so sind wir mit Phönix in die Gespräche gegangen. Damals noch mit Thomas Laudi, Manuel da Silva, Dirk Brestel und dem inzwischen verstorbenen Ralf Beuthe. Der Verein kam auf uns zu und es war ein glücklicher Zufall für uns. Das waren nette Gespräche. Zur heutigen Situation passt das nicht mehr. Frank und ich haben uns damals gesagt, dass wir bei Phönix nicht die gleichen Fehler wie bei Strand machen. Quasi, dass es eine “Ich-AG“ für die 1. Herren gibt und alles andere egal ist. Wir hatten uns vorgenommen bei allen Entscheidungen, die wir treffen, alle anderen Mannschaften, sei es Herren oder Jugend, mit einzubeziehen. Das hat bei Phönix am Anfang ganz gut geklappt, aber es driftete in der jüngsten Vergangenheit deutlich auseinander. Von dem guten Willen von damals ist nicht mehr viel übriggeblieben.“
Das Geheimnis des Erfolges
Meisterschaften, Hallenmasters-Sieg, Aufstieg in die Regionalliga… der Wechsel zu Phönix war dabei. Was war das Erfolgsrezept?
Daniel Safadi: „Wir haben alles abgesprochen, wobei wir nicht immer einer Meinung waren und trotzdem immer den gemeinsamen Nenner fanden. Es wurde auch manchmal laut, bis wir eine gemeinsame Lösung fanden. Er wollte immer neue Spieler, ich wollte eher eine Mannschaft über einen Zeitraum aufbauen und so haben wir uns oft in der Mitte getroffen. Das war bei Strand so und auch bei Phönix. Die Erfolge waren toll.“
Sponsor stellte Bedingungen
Und dann bist du auf einmal zurückgetreten. Der offizielle Grund war, dass du weniger Zeit für die Regionalliga hattest. War das die ganze Wahrheit oder was steckte noch dahinter?
Daniel Safadi: „Teils. Der Aufwand wurde mir tatsächlich zu groß, da ich acht- bis neunmal in der Woche auf dem Platz stand. Das alles neben meinem ganz normalen Job – in diesem Fall zwei Firmen. Es gab BS Sport sowie HANSE Bauunternehmen und natürlich meine Familie. Da war einfach nicht mehr genügend Platz. Ich habe mich im Fußball immer engagiert, weil ich Fußball liebe. Seitdem ich Trainer bin, habe ich keinen einzigen Cent dafür bekommen. Das wäre sonst auch kein Hobby, sondern Arbeit und das wollte ich nie. Kurz nach diesen Überlegungen bei mir sind irgendwann Frank Salomon und Hans-Joachim Ihde auf mich zugekommen und haben mir erzählt, dass sie einen Sponsor haben. Der würde einen sechsstelligen Betrag in die Entwicklung von Phönix geben und es gab nur eine Bedingung: Er will seinen eigenen Trainer mitbringen. Das ist in diesem Fall Matthias Kurtz zusammen mit Oliver Zapel gewesen. Das passte für mich und für Phönix war das auch gut. Also habe ich zugestimmt und bin als Trainer der Regionalliga-Mannschaft zurückgetreten. Oliver Zapel ist also zu uns gekommen, weil ein Matthias Kurtz ihn einbauen wollte.“
Und dann ging es für dich in die 2. Mannschaft?
Daniel Safadi: „Korrekt. Ich wollte auf jeden Fall weiter etwas machen, aber eben nicht mehr mit dem ganz großen Aufwand. Und mit Gabriel „Gabi“ Lopes, der schon in der Landesliga-Mannschaft aktiv war, hatte ich nicht nur meinen Geschäftspartner, sondern einen langjährigen Freund dort. Und so sind wir gemeinsam auf die Idee gekommen. Für die Außendarstellung des Vereins war das ebenfalls gut. Das kann man aktuell leider nicht mehr sagen.“
„Scheißegal, was mit den jungen Spielern ist“
Du hast gleich da weitergemacht, wo du aufgehört hast, denn die Mannschaft ist aufgestiegen. Das war im vergangenen Sommer und sechs Monate später der große Knall?
Daniel Safadi: „Zum Aufstieg von der Verbands- in die Landesliga habe ich ja nicht so viel beigetragen. Als ich kam, waren es zehn Punkte Vorsprung, die Gabi schon mit dem Team hatte und am Ende waren es 13, glaube ich. Das war alles super und das hat die Mannschaft toll gemacht. Dann ging es in die neue Saison – und ich muss an dieser Stelle sagen, dass ich mit Oliver Zapel in den ganzen zwölf Monaten kein einziges Gespräch geführt habe, wo es um Zusammenarbeit, Ausrichtung oder sonstiges ging. Das lief stets nur zwischen Frank und mir. Wir haben die Aufgabe bekommen, eine U23 aufzubauen und das fanden wir sogar richtig gut, weil unsere Spieler sowieso fast alle unter 23 Jahren waren. Diese Mannschaft sollte mittelfristig in die Oberliga aufsteigen. Ein genauer Zeitraum für diesen Aufstieg wurde da nicht definiert, aber in der Regel sollten es zwei bis maximal drei Jahre sein, die wir uns auch selbst dafür Zeit geben wollten. Wir hätten auch einen Durchmarsch mitgenommen, wollten uns und vor allem den jungen Spielern, die ja teilweise gerade erst aus der A-Jugend hochkamen, nicht die Pistole auf die Brust setzen. Eine Garantie gibt es sowieso nicht dafür. Am Ende hatten wir 18 U23-Spieler und davon neun, die vergangene Saison noch in der U19 spielten. Die waren alle gut, aber bei jungen Spielern hat die Performance eben immer eine Welle. Sie sollen sich entwickeln und nicht verheizt werden. Im Sommer war somit noch alles in Ordnung. Dann waren wir Zweiter und haben gegen Eichede gewonnen, gegen Reinfeld Unentschieden gespielt und danach drehte es sich komplett. Oliver Zapel, muss man dazu sagen, war seitdem er im Verein ist, bei keinem einzigen Spiel von uns und kennt vermutlich kaum einen Namen. Frank war anderthalbmal zugucken. Der Einzige, der ab und zu mal da war, war Moritz Ihde. Und so fing das an, dass man uns sagte, wir müssen in diesem Jahr aufsteigen. Hätten wir das bei der Saisonplanung gewusst – und deswegen macht man ja so eine Planung – wären wir ganz anders an die Kaderzusammenstellung herangegangen. Wir wollten es gerne versuchen, diesen Aufstieg jetzt zu schaffen, aber das lässt sich eben nicht garantieren. Zudem kam die Ansage, wir müssen ab sofort immer fünf bis sechs Spieler aus der Regionalliga-Mannschaft aufnehmen. Daraufhin habe ich gesagt: “Halt, wir haben eine schriftliche Vereinbarung, dass wir zwei bis drei Spieler pro Spiel nehmen, das ist kein Problem. Möglichst natürlich die jungen Spieler, bei denen man das Gefühl hat, dass sie bei Phönix bleiben. Ausrangierte Spieler, die im Sommer sowieso weg sind, machen da gar keinen Sinn.“ Nur weil die 1. Mannschaft so viele Spieler bezahlen muss, wollten wir es nicht ausbaden und unsere Mannschaft kaputtmachen. Also habe ich klar gesagt, “dass wir das nicht machen werden“. Das kann ich den jungen Spielern gar nicht plausibel erklären, dass es von heute auf morgen Änderungen gibt und sie keine Chance mehr haben. Das ist diesen jungen Menschen und dem ganzen Team nicht fair gegenüber. Ausschlaggebend war wohl, dass ich gesagt habe: “Wir können nicht die Fehler mit euren Einkäufen da oben unten wieder wettmachen. Steht dazu und nur weil ihr Spieler geholt habt, die bezahlt werden müssen, könnt ihr nicht sagen, uns ist es scheißegal, was mit den jungen Spielern ist. Diesen Weg finde ich falsch.“ Dann habe ich eine ganze Zeit nichts mehr gehört und es ging vor dem Büchen-Spiel – glaube ich – wieder los. Moritz Ihde kam zu uns und hat uns gesagt, dass wir zukünftig fünf bis sechs Spieler bei uns einbauen sollen. Das habe ich nochmal abgelehnt und dazwischen noch versucht, Termine für ein Gespräch zu finden – mehrfach. Da sprechen wir von rund zehn Versuchen oder mehr, wo wir uns mit der Vereinsführung an einen Tisch setzen wollten, mit Frank Salomon, Moritz Ihde und Oliver Zapel. Es hat kein einziges Gespräch stattgefunden. Man hat uns mitgeteilt, dass die Spieler, die aus der Regionalliga kommen, am Freitag zu uns zum Training sind. Wohlgemerkt: Es war in der ganzen Zeit nicht ein Spieler bei uns. Samstagvormittag sollte dann entschieden werden, wer überhaupt bei uns spielen soll. “Da muss der Fußball-Lehrer aber auch wissen, dass wir am Sonnabend um 14 Uhr spielen“, gab ich zu verstehen. Ich kann ja nicht den ganzen Kader von 25 Mann zum Spiel antanzen lassen und dann sagen, dass einige die Tasche wieder weglegen dürfen. Nein, das funktioniert so einfach nicht. Danach kam Herr Laudi zu uns und hat uns mitgeteilt, dass wir Spieler nehmen müssen. Im Vorstand war man sich da allerdings nicht einig und man wollte das auf der Ebene noch einmal besprechen. Uns wollte man ebenfalls noch einmal anhören. Der endgültige Bruch war dann sicherlich, dass Gabi und ich diesen Weg, den Phönix jetzt gehen möchte, nicht mehr verstehen und das so kundtaten. Ich bin beim 1. FC Phönix angetreten, um nicht die gleichen Fehler wie bei Strand zu machen. Es läuft aber genau darauf hinaus. Es werden immer alle Entscheidungen pro 1. Herren getroffen. Die 2. und 3. Herren oder die Jugend spielen bei allen Planungen keine Rolle. Wir wollen das nicht. Wir können dazu nicht nachvollziehen, wie ein Mensch alleine diesen Weg bestimmen kann. Es kann nicht sein, dass man es nicht schafft, Absprachen und Verträge einzuhalten. Kurz danach hat man uns per Email die Beurlaubung mitgeteilt. Damit habe ich nicht gerechnet. Man kann sich immer mal streiten, das gehört nicht nur im Fußball dazu, aber das war schon ein ganz schwaches Bild. Man darf hier nicht vergessen, dass ich viel für diesen Verein getan habe, sei es nun zeitlich oder finanziell. Wenn man mir sagt, du bist ein scheiß Trainer und wir brauchen dich nicht, dann ist das so. Damit kann ich leben. Aber der Weg, den die gegangen sind, geht schon weit unter die Gürtellinie. Das war für mich eine sehr große Enttäuschung. Übrigens wurde die Beurlaubung nur wenige Minuten danach der Presse mitgeteilt. Und wenn man sich vorstellt, dass Frank und ich noch am Tag der Beurlaubung ein oder zwei Stunden davor telefonierten, wobei es auch um Phönix ging und er mir das nicht gesagt hat, was da kommen würde, hat das nicht viel mit Freundschaft zu tun.“
„Thomas Laudi ist das ausführende Organ“
Aber Frank Salomon ist doch gar kein Vorstandsmitglied, welche Gewalt hatte er dabei?
Daniel Safadi: „Um das ganz deutlich zu sagen: Es war eine Entscheidung von Thomas Laudi, aber dass ein Thomas Laudi nichts im Verein entscheidet, sollte allen bekannt sein. Thomas Laudi ist das ausführende Organ für andere und da ist Frank natürlich auch dabei. Herr Kurtz und Herr Zapel gehören ebenfalls dazu. Und Moritz und Hans-Joachim Ihde haben zu meiner Zeit die Entscheidungen ebenfalls mitgefällt. Es war zu meiner Zeit so, dass wir zum Vorstand gegangen sind und unsere Entscheidungen hat der Vorstand umgesetzt. Ich wüsste nicht, warum das heute anders sein soll.“
Freundschaft und Loyalität…
Dann kann man sagen du und Frank Salomon wart befreundet und jetzt nicht mehr?
Daniel Safadi: „Nein. Für mich ist diese Freundschaft Vergangenheit. Es gab viele kleine Sachen, die uns auseinandergebracht und wo wir keinen gemeinsamen Nenner mehr gefunden haben. Loyalität gehört einfach für mich zum Leben dazu, auch im Fußball. Dass man es nicht einmal nach so vielen Jahren und mit über 50 schafft, das Telefon in die Hand zu nehmen und mir zu sagen, dass dies und das entschieden wurde, ist für mich ein ganz schwaches Verhalten von ihm gewesen.“
Insolvenzverfahren bei BS Sport!
Aber du und Frank Salomon habt ja noch die gemeinsame Firma BS Sport. Wie macht ihr das da?
Daniel Safadi: „Der Firma geht es nicht gut. Dort ist die Insolvenz eingeleitet worden. Es wurden auch hier in der Vergangenheit falsche Entscheidungen getroffen. Niemand konnte davon ausgehen, dass Corona zwei Jahre bestimmt. Die Firma lief bis zur Pandemie sehr gut. Amazon war unser Hauptkunde und der hat die Lager während der Corona auf einmal für Güter des alltäglichen Gebrauchs genutzt, Toilettenpapier und was man alles so zu dieser Zeit benötigte. Das haben wir wahrgenommen und wussten das auch, sind aber nicht davon ausgegangen, dass das so lange dauert. Zu 99 Prozent haben wir Sportartikel verkauft, aber Fußball und Handball oder andere Mannschaftssportarten waren zu dieser Zeit nicht möglich. Selbst die Fitnesscenter hatten geschlossen. Die Leute brauchten somit einfach nichts. Innerhalb von knapp anderthalb Jahren fiel der Umsatz auf nahezu null. Wir selber haben aber so weiter gemacht, als wenn nichts wäre. Das heißt, wir haben auch den Fußball weiter finanziert, als wenn nichts wäre. Und da muss man im Nachhinein sagen, das war von uns schon wirklich dumm. Hätten wir das vorher gewusst, wie lange diese Corona-Zeit geht, hätten wir anders gehandelt. Wir sind blauäugig an die Sache herangegangen und auch mit Ehrgeiz, was den Fußball angeht. Man kann sagen, dass das BS Sport ruiniert hat. Die aufgelaufenen Schulden kann BS Sport alleine nicht mehr decken, darum die Insolvenz.“
Wie geht es mit BS Sport weiter, denn ihr haftet mit eurem Privatvermögen und der Insolvenzverwalter ist Stefan Denkhaus, der auch schon den VfB Lübeck damals in seiner Insolvenz begleitet hat?
Daniel Safadi: „Das ist korrekt. Wir haben jetzt nicht mehr die Entscheidungsgewalt. Ich bin so gestrickt, dass ich glaube, dass man für fast alles eine Lösung findet. Und ich bin guter Dinge. Mit Frank habe ich seitdem nicht mehr darüber gesprochen. Der Insolvenzverwalter weiß, was er tut. Ich fühle mich da in guten Händen.“
„Was jetzt passiert, ist eine Katastrophe“
Zurück zum 1. FC Phönix: Du hast mitgestaltet, aufgebaut und jetzt sind andere Typen am Werk. Bei der Vorstellung von Oliver Zapel fiel der Begriff 3. Liga. Wie siehst du die Entwicklung des Vereins?
Daniel Safadi: „Ja, das stimmt. Ich habe es mit aufgebaut und das wird immer so ein bisschen vergessen. Nicht die Menschen, die heute das Sagen haben, brachten den Verein dahin, wo er nun ist, da gehörten auch andere Menschen dazu: Gabriel Lopes, Manuel da Silva und Dirk Brestel beispielsweise, aber auch viele andere. Hätten die diese klasse Vorarbeit nicht gemacht, dann wären Frank und ich nie am Flugplatz gelandet. Wir wären nicht gekommen, wenn Phönix in der Kreisklasse gespielt hätte. Der Verein war auf einem guten Weg. Das Erste, was wir ganz gut gemacht haben, war der sofortige Aufstieg nach unserem Einstieg von der Landes- in die Oberliga. Der direkte Durchmarsch in die Regionalliga war nicht abzusehen, aber es war schön. Allerdings führte das schon zu den ersten Problemen. Sportlich sind wir unheimlich schnell gewachsen, ohne dass der Verein die Chance hatte, vernünftig hinterherzuwachsen. Da gab es übrigens damals die Gespräche mit dem Vorstand, dass man das auf gesunde Füße stellt, also von den Herren bis zur Jugend. Die Gespräche waren gut und auch mit den Jugendtrainern, die fast alles mitgemacht haben, war alles in Ordnung. Das war sehr angenehm. Von Strand 08 kannten wir das nicht immer so. Man schwamm bei Phönix ein bisschen mit der Euphorie. Aber dann fing es an, dass schon zu meiner Zeit über die 3. Liga gesprochen wurde. Das war viel zu früh. Ich glaube bis heute nicht, dass der Standort Flugplatz in der 3. Liga möglich ist. Der Bürgermeister hat uns das so deutlich ins Gesicht gesagt, das hätte sogar der letzte verstehen müssen. Wenn wir das Stadion umbauen hätten dürfen, dann wären wir schon dankbar gewesen. Wenn wir es halbwegs regionalligatauglich hinbekommen hätten, dürfen wir dankbar sein. Aber wir haben keine Parkplätze. Das ist das große Problem. Wir brauchen über die 3. Liga dort nicht nachdenken. Das muss man ganz klar so sagen. Das ist meine Meinung, muss ich dabei klarstellen. Und auch das, was jetzt passiert, ist eine Katastrophe: Es wird einfach alles übers Knie gebrochen. Es muss alles sofort sein und es darf nicht morgen oder übermorgen sein, nein sofort! Das geht beim Kader los. Wer dreimal schlecht spielt, wird ausgetauscht. Da ist eine Fluktuation in der Mannschaft, die wir glaube ich, alle nicht so richtig gut finden und da gehöre ich dazu. Das sind die Fehler, die wir beim NTSV Strand 08 schon gemacht haben. Es gibt ganz viele Parallelen. Ein Thomas Laudi kann da gar nichts dafür. Er steckt in einer Situation, die unheimlich schwierig für ihn ist. Er kann gegen die Wucht, die da auf ihn zukommt, gar nichts tun. Es ist schwer. Einen Hans-Joachim Ihde möchte ich da herausnehmen. Alle Gespräche am Anfang habe ich mit ihm geführt und die waren alle wirklich gut. Er ist ein absolut sympathischer Mensch. Dass es ihm finanziell gut geht, ist kein Geheimnis, aber er ist dabei so bodenständig. Ihm kann man nur aller größten Respekt zollen und das tu ich. Und Hans-Joachim Ihde wollte genau das, was wir alle am Anfang wollten, nämlich dass der Verein langsam und vernünftig wächst. Klar war für ihn als Ur-Phönixer nach dem Abstieg des VfB Lübeck aus der 3. Liga in die Regionalliga der Ehrgeiz geweckt. Er sprach davon, dass es schon sehr lange her ist, dass man in einer Liga spielte. Und trotzdem blieb er bodenständig. Er sprach von diesen alten Zeiten, wo schon mal alte und verdiente Spieler bei Phönix gegen neue ausgetauscht wurden. “So etwas will ich hier nicht haben“, sagte Hans-Joachim Ihde. Aber genau das passiert jetzt doch und ich kann mir vorstellen, dass ihm das nicht so richtig gefällt. Deswegen würde ich ihn da so ein bisschen herausnehmen.“
Großes Risiko für den Verein?
Am Freitag ist die vielleicht wichtigste Jahreshauptversammlung des 1. FC Phönix. Bist du dabei und was wünscht du dir als Ergebnis?
Daniel Safadi: „Ich wüsste nicht, dass sie mich ganz hinausgeworfen haben. Als Mitglied und Spieler der Alten Herren bin ich selbstverständlich dabei und würde mich freuen, wenn viele andere Mitglieder auch kommen. Einen Ergebniswunsch habe ich nicht. Es würde mich allerdings sehr freuen, wenn alle Tatsachen auf den Tisch kommen. Ich glaube, dass der Verein ein unheimlich großes Risiko fährt und damit auch Thomas Laudi als Vorsitzender. Soweit ich weiß, gibt es keine schriftlichen Sponsorenverträge – zumindest war das zu meiner Zeit noch so. Es dürfte also nichts Verbindliches geben. Es ist alles auf Hörensagen sowie Lust und Laune aufgebaut, jedoch sind die Verträge mit Spielern und anderen Sachen real und verbindlich. Und wenn ein Sponsor morgen sagt – und Hans-Joachim Ihde traue ich das nicht zu, weil er zu sehr Phönixer ist – “ich habe gar keinen Bock mehr“, was ist dann? Dann kommt der 1. FC Phönix in unheimlich große Schwierigkeiten und ich kann mir vorstellen, dass das allen gar nicht bewusst ist. Wenn sich die Mitgliederversammlung danach für so einen Weg entscheidet, dass es so weitergeht, dann ist das so für mich vollkommen in Ordnung und da hege ich auch keinen Groll. Ich glaube nur, dass das nicht jeder weiß.“
„Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, um Fragen zu stellen“
Was würdest du den Mitgliedern mit auf den Weg geben für diesen Abend?
Daniel Safadi: „Ich bin mir sicher, dass die Mitglieder alt genug sind, um selbst zu entscheiden, welchen Weg sie gehen wollen. Wir haben sehr viele intelligente Mitglieder im Verein. Die wissen schon, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, um Fragen zu stellen und nicht alles mit “Ja und Amen“ zu schlucken ist. Ich kenne alles aus den Zeiten vor Oliver Zapel und ich weiß auch, dass diese Dinge nicht immer einfach zu lösen sind. Aber ich glaube auch, dass ganz viel noch nicht erzählt wurde. Die Mitglieder müssen für sich die richtige Entscheidung treffen. Dem einen ist es vielleicht wichtig, so hoch wie möglich zu kommen, egal wie. Für einen anderen ist möglicherweise die Liga nicht so entscheidend, sondern das Miteinander und das bedeutet, nicht nur das Gespielte, sondern das wirkliche Miteinander. Ich kann beide Wege verstehen und am Ende müssen sie es ja auch tragen.“
Vielen Dank für das offene und ehrliche Gespräch. Alles Gute für die Zukunft.
Daniel Safadi: „Ich danke euch für das Interview.“