Hat Deutschland das Zeug zum Europameister? Foto: Marcel Fricke/o.H
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OH-Aktuell

So langsam neigt sich die Europameisterschaft 2024 dem Ende entgegen. Nur noch acht Teams sind in der Verlosung um den Titel. Während einige bisher für Spektakel und Freude sorgen, enttäuschten andere. HL-SPORTS nimmt die letzten acht genau unter die Lupe und schätzt ein, wer das Zeug zum „König von Europa“ hat.

Erster Härtetest für Deutschland

Nach zuletzt sehr enttäuschenden Turnieren lässt sich das Erreichen des Viertelfinales als eine kleine Überraschung, aber vor allem als Erfolg, für Deutschland betiteln. Der Gastgeber ist noch ungeschlagen und auch wenn sie womöglich eine leichte Gruppe erwischten, machte es durchaus Spaß der DfB-Elf zuzuschauen. Ein Sommermärchen 2.0 würde ich es nicht nennen, denn es ist anders. Dennoch darf man sich mittlerweile Hoffnungen um einen möglichen Titel machen. Allerdings ist es bis dahin noch ein harter Weg. In der Theorie sind es nur noch zwei Siege bis Berlin, doch auch die Konkurrenz möchte dort hin. Ein echter Brocken begegnete uns im bisherigen Turnierverlauf noch nicht, doch nun wird man ihnen nicht mehr aus dem Weg gehen können. Mit Spanien wartet am Freitagabend um 18 Uhr ein echter Härtetest. Nun kann die Mannschaft von Julian Nagelsmann zeigen, ob sie ein Titelkandidat sind. Gewinnen wir, dann ist dies absolut der Fall. Doch eine einfache Aufgabe ist es nicht. Gerade in den Spielen gegen die Schweiz und Dänemark waren Schwächen klar zu erkennen. Die Verteidigung von Kontern ist eine klare. Gegen die Schweiz gerieten wir genau so in Rückstand und im Achtelfinale war es Manuel Neuer, der dies verhinderte. Das gilt abzustellen, gegen die flexiblen Spanier. Ein zweiter Punkt ist das Verteidigen von Flanken, insbesondere bei Standards. Eine hauchdünne Abseitsposition verhinderte gegen Dänemark das 0:1 und auch zuvor entstand so Gefahr vorm eigenen Tor. Dies gilt es abzustellen, denn Spanien zeigte bereits mehrfach gerade in diesem Bereich ihre Stärken. Doch diese haben wir auch. Mit dem Ball brauchen wir uns wohl vor niemanden zu verstecken. Wir haben die fußballerische Qualität und können somit immer gefährlich werden. Die Frage ist nur, werden wir das Spiel machen oder doch eher Spanien? Kein Team hat so viel den Ball wie Deutschland. Dementsprechend ist es nicht ausgeschlossen, dass am morgigen Abend in Stuttgart erneut unsere Mannschaft in dieser Statistik die Oberhand haben wird.

Der Top-Favorit

Kaum ein Team hat bisher bei diesem Turnier so überzeugt wie Spanien. Sie sind noch ungeschlagen, gewannen alle vier Spiele und sind unter Trainer Luis de La Fuente unglaublich stark. Dabei war diesen nicht immer so. Gerade zu Beginn seiner Amtszeit war der zuvor, die U21 trainierende Chef nicht unumstritten. Es gab Kritik und Stimmen gegen den 63-Jährigen. Doch er erhielt das Vertrauen, was er stand, jetzt zurückzahlte. Der Europameister von 2012 ist mittlerweile weit entfernt vom bekannten Tiki-Taka, doch womöglich nochmal stärker. Sowohl mit als auch gegen den Ball haben sie bereits bewiesen, was in ihnen steckt. Dennoch priorisieren sie es, das Spiel selbst zu machen. Selten hat eine Mannschaft den Gegner so dominiert, wie die „La Furja Roja“ im Achtelfinale gegen Georgien. Auch wenn sich immer wieder Konter des Gegners boten, war ein weiterkommen wohl kaum gefährdet. Die Stärken Spaniens sind vor allem die jungen Flügelflitzer Nico Williams und Lamine Yamal. Beide haben noch eine große Karriere vor sich, doch spielten bereits jetzt eine überragende EM. Es ist nicht einfach eine klare Schwäche Spaniens zu bestimmen. In der Vorrunde blieben sie ohne Gegentor und dominierten alle drei Gegner. Doch zuletzt liefen sie in einige Konter. Der erste wurde noch bestraft, die weiteren allerdings nicht genau genug zu Ende gespielt. Eine Spitzenmannschaft würde dies sicher besser tun, sodass es ein Mittel für Deutschland sein kann. Eine weitere Schwäche ist die Effektivität. Sie haben viel den Ball, viele Torschüsse, doch oftmals gehen diese nicht rein. Álvaro Morata wirkt trotz eines Turniertors noch unglücklich. Trotz der Maximalpunkteausbeute wäre noch mehr drin gewesen.

Alles auf Ronaldo

Portugal setzte sich in der Vorrunde sehr souverän durch. Bereits nach dem zweiten Spiel stand der Gruppensieg fest, sodass im letzten Spiel nochmal die zweite Garde ran durfte. Diese verlor zwar gegen Georgien (0:2), es hatte allerdings keine Bedeutung für die „Selecao“. Im Achtelfinale tat man sich durchaus schwer. Gegen tiefstehende Slowenen wurden sie zur Geduld gezwungen. Über 120 Minuten trafen sie nicht und auch klare Chancen, waren es nur wenige. Das Offensivspiel ist nahezu komplett auf einen ausgerichtet. Cristiano Ronaldo soll es richten, sodass er von überall gesucht wird. Doch der Kapitän wirkt extrem unglücklich. Trotz der meisten Abschlüsse wartet er noch auf sein Tor. Selbst aus elf Metern, in der Verlängerung gegen Slowenien, scheiterte er. Dies hatte zur Folge, dass er in Tränen ausbrach und nur kaum zu trösten war. Es zeigt nochmal, was für ein gewaltiger Druck auf den Schultern des Weltstars liegt. Das Offensivspiel des Europameisters von 2016 ist viel zu sehr auf den 39-Jährigen ausgerichtet. Defensiv gibt es im Zentrum große Tempodefizite. Dies wird dem Viertelfinalgegner Frankreich die Chance bieten,, mit Mbappé’s Geschwindigkeit, diese Schwäche auszuspielen.

Aus dem Spiel geht nix

Wenn man von bisherigen Enttäuschungen bei dieser Europameisterschaft sprechen möchte, dann muss der Name Frankreich auch fallen. Als Gruppenzweiter setzten sie sich in der Vorrunde durch. Doch geglänzt haben sie nicht. Ein Sieg und zwei Remis wurden eingefahren. Gegen Österreich machte ein Eigentor des Gegners den Unterschied, gegen die Niederlande trafen sie gar nicht (0:0) und gegen Polen, jubelte man nur dank eines Elfmeters. Im Achtelfinale kam es zum Duell mit Belgien, das alles andere als spektakulär war. Ein Eigentor von Belgien kurz vor Schluss sorgte für den 1:0-Sieg der Mannschaft von Didier Deschamps und somit dem Einzug ins Viertelfinale. Aus dem Spiel heraus trafen sie also bisher noch nicht. Defensiv allerdings gab es erst einen Gegentreffer und dieser fiel per Elfmeter. Der Hoffnungsträger Mbappé hat mit seiner Maske klar erkennbare Probleme und auch Antoine Griezmann erreichte noch nicht sein Maximum. Es ist schwer, einzuschätzen, wie weit unser Nachbarland kommt. Denn noch sind sie ungeschlagen und gelten gerade in K.O-Spielen als unglaublich schwer zu bezwingen.

Individuelle Qualität rettet England

Die größte Enttäuschung des Turniers ist England. Es macht keinen Spaß ihnen zuzuschauen, denn trotz dieser vielen, überragenden Spielern, bemühen sie sich nicht einmal darum, ihr gesamtes Potenzial auszuschöpfen. Stattdessen machen sie nur das Nötigste. Kaum Torschüsse und nach einer Führung, zurückfallen und den Gegner kommen lassen, ist die Spielidee von Gareth Southgate. Völlig zurecht steht der EM-Finalist von 2021 in großer Kritik. Dennoch sind sie noch ungeschlagen, auch wenn sie zuletzt im Achtelfinale beinahe sich hätten geschlagen geben müssen. Doch ein Last-Minute-Tor von Jude Bellingham rettete sie in die Verlängerung. In dieser setzten sie sich am Ende gegen die Slowakei mit 2:1 durch. Aufgrund der deutlich leichteren Turnierhälfte sind sie dennoch einer der Titelfavoriten. Die individuelle Qualität, die bei wohl keinem so hoch ist, wie bei den Insulanern, kann und machte bereits den Unterschied pro England.

Geheimfavorit ?

Die Schweiz hat gegen Italien bewiesen, dass sie durchaus ein Geheimfavorit sein können. Mit 2:0 bezwangen sie den Titelverteidiger in einem sehr einseitigen Spiel. Italien sah kein Stich gegen die „Nati“. Vor allem die Flügelspieler überzeugten bisher. Dan Ndoye ist der Shootingstar und zudem auffälligste Spieler der Schweiz. Ins Gesamt sind sie noch ungeschlagen. In der Vorrunde zeigten sie, dass sie große Qualitäten im Umschaltspiel haben. Dabei ist vor allem Breel Embolo ein entscheidender Faktor. Doch das Achtelfinalspiel zeigte auch ihre Qualitäten im Spiel mit dem Ball. Es ist die zweite Teilnahme an einem Viertelfinale überhaupt, weiter kamen sie nie. Doch in diesem Jahr traue ich ihnen zu, dass sie England bezwingen und ins Halbfinale einziehen. Dort würde die Niederlande oder Türkei warten. Es ist also großes möglich und das trotz vor dem Turnier großer Kritik am Coach Murat Yakin.

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Effektivität ist ausbaufähig

Die Niederlande kam als Gruppendritter ins Achtelfinale. Nun wartete ein Gruppensieger, doch womöglich der leichteste. Gegen Rumänien gewann „Die Elftal“ mit 3:0, doch diese Partie zeigte einige Schwächen bei dieser EM auf. Eine ganz große ist die Chancenverwertung. Man hätte deutlich mehr Tore erzielen müssen, doch ließ so den Gegner lange am Leben. Dies war auch gegen Polen der Fall, als erst kurz vor Schluss der Siegtreffer fiel und auch gegen Frankreich verpasste „Oranje“ ihre Chancen zu nutzen. Nun wartet die Türkei und somit kein angenehmer Gegner. Dennoch ist ein Finaleinzug nicht unrealistisch, denn die Qualität haben sie. Dazu müssen allerdings auch Defensiv-Schwächen abgestellt werden. Dazu zählt zum einen die Verteidigung von ruhenden Bällen, doch auch die Konterabsicherung.

Defensive stabilisiert

Mit viel Glück und zwei Standardsituationen bezwang die Türkei Österreich und zogen ins Viertelfinale ein. Aus meiner Sicht haben sie die schlechtesten Karten auf den Titel. Sie sind der Außenseiter und komplett überzeugend war man ebenfalls nicht. In allen drei Gruppenspielen sah die Hintermannschaft nicht gut aus, doch es wurde von der starken Offensive ausgeglichen. Wenn sie an die Leistung aus dem Achtelfinale anknüpfen und zudem wieder das Glück auf ihrer Seite ist, dann ist ein Halbfinaleinzug durchaus realistisch. Doch es gilt gegen die Niederlande noch konzentrierter zu verteidigen.

Eine Einschätzung von Niklas Runne

In diesem Sinne eine schöne Euro2024 mit Bismarck Bräu!

Wird Deutschland gegen Spanien ins Halbfinale einziehen?

  • Ja, Deutschland wird gewinnen (43%, 137 Votes)
  • Nein, Spanien hat die Nase vorne (35%, 111 Votes)
  • Es wird ein sehr knappes Spiel (18%, 56 Votes)
  • Ist mir egal (4%, 14 Votes)
  • Weiß ich nicht (1%, 2 Votes)

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