Lübeck – Und immer noch ruht der Ball in den Ligen. Und immer noch ist kein Ende der Corona-Pause in Sicht. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) entscheidet mit ihren 36 Proficlubs am Dienstag ziemlich sicher über eine weitere Aussetzung der Spieltage in der Bundesliga und 2. Liga bis zum 30. April. Eine entsprechende Empfehlung ging bereits in der vergangenen Woche durch das Präsidium an die Vereine. Eigentlich sollte es am kommenden Wochenende wieder losgehen, doch die Ausgangsbeschränkungen der Bundes- und Landesregierungen lassen dieses gar nicht zu. Diese gelten bundesweit bis zum kommenden Montag, in Bayern wurden diese Maßnahmen am heutigen Vormittag bis mindestens Ostern verlängert. Die anderen Bundesländer dürften am kommenden Mittwoch nachziehen. Das gilt als ziemlich sicher. Die Corona-Pandemie ist weiter auf dem Vormarsch und lässt ein normales Leben noch nicht zu. Doch wie kann es weitergehen? Irgendwann muss wieder einigermaßen Normalität einkehren.
Profis mit Geisterspielen?
Die DFL hat zu Beginn der Krise bekräftigt, dass sie ihre Saison auf jeden Fall zu Ende spielen möchte. Von diesem Vorhaben rückt man nicht ab. Das scheint vernünftig, denn es hängt zu viel Geld davon ab. Es wird immer wahrscheinlicher, dass frühestens Mitte Mai damit zu rechnen ist, sollte sich die Lage etwas entspannen. Dann dürften vermutlich allerdings keine Zuschauer in die Stadien und die restlichen Begegnungen, die es zu absolvieren gibt, als sogenannte Geisterspiele ausgetragen werden. Ein Saisonabbruch wäre fatal und könnte für viele Clubs, insbesondere in der 2. und 3. Liga, die unter der Verantwortung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) steht, den finanziellen Ruin bedeuten. Das will niemand und der DFB wird sich dem Beschluss der DFL-Vereine mit Sicherheit anschließen.
Transferperiode aussetzen?
Man könnte die Spiele mit Sicherheit in Englischen Wochen zu Ende bringen, doch auch eine Aussetzung der Transferperiode, die am 1. Juli beginnt, ist inzwischen beim Weltverband FIFA ein Thema. Diese könnte somit mit der letzten offiziellen Partie einsetzen. Die Spielergewerkschaft FIFPRO deutete bereits an, dass es so eintreffen würde. Doch was passiert mit den Ligen im Amateurbereich?
Mögliche Wertungen
Was für die ersten drei Ligen gilt, könnte auch im Amateurbereich Einzug halten. Vor allem betroffen wären die aktuellen Tabellenführer ab der Regionalliga. Der VfB Lübeck steht derzeit in der Regionalliga ganz oben, möchte auf jeden Fall in den Profifußball zurück. Dafür haben die Grün-Weißen viel Geld in die Hand genommen und wären mit einem Saisonabbruch sicherlich nicht einverstanden. Ob nun dabei die Hinrundentabelle oder ein Quotient als Maßgabe genommen würde… den Lübeckern wäre es in diesem Fall wohl egal, denn sie würden in allen Rechnungen dennoch auf Platz eins stehen. Auch hier könnten Geisterspiele eine Option sein, doch der finanzielle Schaden wäre bei vielen in der 4. Liga ebenfalls der Exitus.
Annullierung wäre eine Katastrophe
Schlimmer sieht es da in den unteren Amateurligen aus. Auch hier hat man viel bewegt, um die nächsthöhere Klasse zu erreichen. Für den 1. FC Phönix Lübeck, derzeit Spitzenreiter in der Oberliga Schleswig-Holstein wäre das zwar sportlich kein Erfolg, weil man an der Travemünder Allee auf den zweiten Platz abrutschen würde, doch als einziger Verein des nördlichsten Bundeslandes als einziger für die Regionalliga meldet. Eine Katastrophe wäre hier eine Annullierung der Saison 2019/20. Dann gäbe es gar keine Ab- und Aufsteiger. Die Klagen vor Gerichten wären möglicherweise vielerorts die Konsequenz.
Oder doch Playoffs?
Ebenso im Raum steht eine Beendigung im Playoff-Modus. Doch auch hier gilt: Wer qualifiziert sich dafür? Möglich, dass man wirklich dem Vorschlag der verschobenen Transferperiode folgt und die Saisons ordentlich zu Ende spielt. Diese könnte allerdings in den Sommer oder sogar darüber hinaus ausgeweitet werden. Ob die Sportplätze dann zwar von den Gemeinden gesperrt werden, um sich zu regenerieren, ist sicherlich eine Nebenfrage, die es gilt, außer achtzulassen.
Landesverbände gefragt – und was ist mit der Jugend?
Dabei muss es eine einheitliche Regelung für alle Landesverbände geben. Wenn man im Norden anders entscheidet als im Süden, ist niemandem geholfen. Das wäre am Ende womöglich Wettbewerbsverzerrung. Der Fragenkatalog zur Krise erweitert sich beliebig, denn die Jugend ist der nächste Punkt. Gerade dort wo es altersbedingte Sprünge in die nächste Juniorenmannschaft gibt, wäre es unfair den Mannschaften gegenüber, die ihre Saisons nicht zu Ende spielen könnten. Transfer- und Altersperiode aussetzen? Es könnte Sinn machen, denn alle würden unter den gleichen Bedingungen spielen.
Auf jeden Fall zu Ende spielen
Fakt ist, dass es bei der gesamten Situation und den verschiedensten Modalitäten immer Verlierer geben würde. Verbände und Vereine wollen zu Ende spielen – das ist klar. Und das ist vermutlich die einzig beste Lösung – egal wann – und wenn es erst im Oktober ist. Die neue Saison könnte verkürzt werden oder im Januar anfangen. Es gibt allerdings Stimmen, die würden sogar ein Jahr Pause machen und alles solange auf Eis legen. Wie viele Vereine das allerdings überhaupt erleben, will man sich gar nicht ausmalen…
„Wir müssen die Situation nun als Chance zum Umdenken nutzen“
DFB-Präsident Fritz Keller sagte: „Manche Probleme, die uns gestern noch wichtig erschienen, erscheinen uns heute nichtig und klein und haben sich relativiert. Solidarität und Verzicht sind nun gefragt, besonders im Sinne der Gefährdeten. Einen Dank möchte ich an alle Ärzte, Pfleger, Forscher, Politiker und all diejenigen ausrichten, die Verantwortung übernehmen, und sich um die Menschen kümmern und die Grundversorgung sichern. Wir müssen momentan große Einschnitte hinnehmen. Die Verschiebung der EURO 2020 ist sicherlich schmerzhaft, aber richtig und wichtig, auch für die nationalen Ligen. Der Fußball tritt nun aber in den Hintergrund. Wir alle müssen uns jetzt an Regeln halten, um so Zeit im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus‘ zu gewinnen. Ich bin überzeugt, dass die Absage aller Fußballspiele in den kommenden Wochen und Monaten einen großen Beitrag dazu leistet, die Infektionskette zu unterbrechen. Wir müssen nun Sozialkontakte reduzieren, aber auch nach vorne schauen und Szenarien kreieren, wie es in Zukunft weitergehen soll. Wir müssen nun Lösungen erarbeiten. Wir setzen alles daran, die Strukturen der Vereine und Verbände zu erhalten. Die Regional- und Landesverbände werden dazu finanzielle Unterstützung erhalten. Es geht jetzt nicht um Ideologien und Vereinsfarben, wir müssen die Situation nun als Chance zum Umdenken nutzen. Wir müssen uns unsere Freiheiten von einem Virus zurückerkämpfen. Verzicht ist hier der erste Schritt, die Krise zu beenden.“