Die zwei unterschiedlichen Gesichter des HSV in Sandhausen

Sonny Kittel sorgt mit dem achten Saisontor für einen Punkt

Sandhausen – Der SV Sandhausen war der vermutete Stolperstein für den Hamburger SV, denn am Sonnabend trennten sich beide Mannschaften in der 2. Bundesliga 1:1 (1:0)-Unentschieden – vor 6.932 Zuschauern (nicht ausverkauft). Dabei gab es zwei unterschiedliche Halbzeiten: In der ersten Hälfte war der HSV im Gegensatz zu den vergangenen Auftritten nicht wiederzuerkennen, drehte sich nach dem Seitenwechsel um 180 Grad und war dem Sieg am Ende näher. Mit Werder Bremen (1:1 gegen FC Ingolstadt) schreiten die Rothosen im Gleichschritt zum Nordderby in der kommenden Woche.

Die 1. Halbzeit: Keine Härte, kein Mut

Dass der SVS nicht absteigen und der HSV aufsteigen will, hat man in den ersten 15 Minuten nicht erkennen können. Es war ein wenig verkehrte Welt im Stadion am Hardtwald, denn die Hausherren hatten Übergewicht und nutzten die erste gute Möglichkeit zur Führung. Zenga setzte sich auf dem Flügel durch und fand Pascal Testroet (15.) in der Mitte gegen Heyer als Vollstrecker zur 1:0. Die Rothosen zeigten eine kurze Reaktion, doch ein Schuss von Muheim (19.) ging am rechten Pfosten vorbei. Die Gäste waren im Zusammenspiel sehr ungenau und kamen kaum vor das Sandhäuser Gehäuse. Dabei erlitten sie schon fast in der 34. Minute einen weiteren Rückschlag, denn Bachmann netzte zum 2:0 ein. Schiri Günsch witterte allerdings ein Handspiel des Torschützen und ließ den Treffer überprüfen. Ergebnis: kein Tor für die Kurpfälzer. Die waren dafür umso energischer in den Zweikämpfen und ließen dem Gegner kaum Luft zu atmen. Eine Idee der Norddeutschen gegen ein robustes Team aus Sandhausen war über die meiste Zeit nicht zu erkennen. Kurz vor der Pause vielleicht ein Weckruf von Kittel, dessen Flanke Reis (43.) per Kopf über die Latte setzte.

Nach der Pause: HSV endlich aufgewacht

Hamburgs Coach Walter wechselte zur zweiten Halbzeit dreimal und das machte sich bemerkbar. Gerade Kinsombi machte mehr Druck und sorgte für ein Durcheinander in der gegnerischen Defensive. Eine scharfe Hereingabe vom ihm brachte Jatta (47.) vor dem Kasten nicht unter Kontrolle. Der neue Mann auf dem Feld hatte drei Minuten später eine ganze große Chance, denn Kittel legte ihm das Leder direkt auf. Aus zehn Metern ballerte Kinsombi die Kugel direkt auf Sandhausens Torwart Drewes. Das Zusammenspiel der beiden funktionierte in die andere Richtung ebenfalls und dieses Mal schloss Kittel (55.) ab – knapp vorbei. Der verdiente Ausgleich fiel nach einer Stunde. Sonny Kittel (59.) traf zu seinem Jubiläum (50. Zweitliga-Tor) nachdem Glatzel in der Mitte eine Flanke verpasste und Jatta auf den HSV-Spielmacher zurücklegte. Mit links traf der ins lange Eck. Das Tor wurde zwar wegen eines Glatzel-Zweikampfes zuvor überprüft, hielt dem aber stand. Danach kam es doch noch zum Kinsombi-Bruder-Duell. Der jüngere Christian (22) wurde auf Sandhäuser Seite eingewechselt und lieferte sich einige Zweikämpfe mit Hamburgs Christian (26). Der ältere von beiden behielt die Oberhand. Die Gäste waren zwar nun deutlich besser, doch nur noch Chakvetadze sorgte noch einmal für richtig Gefahr. Der Georgier ließ vier Minuten vor dem Ende die halbe SVS-Mannschaft stehen, doch sein Abschluss war dann etwas zu undurchdacht und der Ball ging über das Tor.

Das Fazit: 45 + 45 Minuten – wie unterschiedlich man sich präsentieren kann

45 Minuten einen HSV zu erleben, der sich wie eine geduckte Maus verhält, war für einen Fan der Norddeutschen kaum zu ertragen. Da war nichts von dem immer wieder gepredigten Mut des Trainers zu erkennen. Es lief nichts zusammen und dabei hatte man sogar noch Glück, dass das vermeintliche 2:0 der Sandhäuser aufgrund eines Handspiels annulliert wurde. In der Kabine muss es klare Worte gegeben haben, denn die Hamburger präsentierten im zweiten Durchgang ein ganz anderes Gesicht. Gerade durch die Einwechslung von David Kinsombi und Winter-Neuzugang Giorgi Chakvetadze kam richtig Schwung in das Offensivspiel der Rothosen, das bis dahin gar nicht stattfand. Vielleicht der richtige Dämpfer vor dem Prestige-Duell gegen Werder Bremen in der nächsten Woche. Schön war die erste Halbzeit aus Hamburger Sicht auf keinen Fall. Umso besser wurde es danach – und dass am Ende doch kein Sieg heraussprang ist zwar ärgerlich, aber im Gesamtbild dann auch die gerechte Strafe.

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Die Stimmen nach der Partie

Tim Walter (Hamburg): „Wir haben heute zwei unterschiedliche Halbzeiten gesehen. In der ersten Hälfte waren wir nicht mutig genug und sind nicht unser Gegen-Pressing reingekommen. In der Pause haben wir das analysiert, haben kühlen Kopf bewahrt und an den richtigen Stellschrauben gedreht. So wurden wir in der zweiten Hälfte stärker und haben uns belohnt, zumindest mit einem Tor und einem Punkt, auch wenn wir uns natürlich mehr erhofft hatten. Dass man auch mal eine nicht so gute Halbzeit erlebt, ist völlig normal, aber dass wir so in dieses Spiel zurückgekommen sind, das ist wichtig und für mich entscheidend – und die wichtigste Erkenntnis des heutigen Spiels. Den einen Punkt nehmen wir mit und arbeiten weiter.“

Alois Schwartz (Sandhausen): „Wir können mit dem 1:1 und dem Punktgewinn gut leben, auch wenn in der ersten Hälfte noch mehr drin gewesen wäre, denn wir sind sehr gut ins Spiel gekommen und hätten mit etwas Glück sogar 2:0 geführt. So aber konnte der HSV das Spiel in der zweiten Halbzeit komplett drehen und wir mussten viel hinterherlaufen. Am Ende haben wir aber gut verteidigt und behalten den einen Punkt verdient hier in Sandhausen.“

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Der 23. Spieltag (18. – 20.2.)

Schalke – Paderborn 2:0
Dresden – Heidenheim 1:1
Bremen – Ingolstadt 1:1
Kiel – Karlsruhe 0:2
Sandhausen – Hamburg 1:1
Nürnberg – Regensburg (Sa., 20.30 Uhr)
Düsseldorf – Aue (So., 13.30 Uhr)
Darmstadt – Rostock
St. Pauli – Hannover

Die Tabelle

1.SV Werder Bremen2344 : 3142
2.Hamburger SV2342 : 2141
3.FC St. Pauli2245 : 3141
4.SV Darmstadt 982247 : 2940
5.FC Schalke 042345 : 2740
6.1. FC Heidenheim 18462329 : 2938
7.1. FC Nürnberg2230 : 3233
8.SC Paderborn 072338 : 3032
9.Karlsruher SC2340 : 3532
10.SSV Jahn Regensburg2242 : 3531
11.Holstein Kiel2330 : 3631
12.SG Dynamo Dresden2323 : 3126
13.Hannover 962218 : 3225
14.SV Sandhausen2325 : 4025
15.F.C. Hansa Rostock2226 : 3524
16.Fortuna Düsseldorf2225 : 3123
17.FC Ingolstadt 042321 : 4215
18.FC Erzgebirge Aue2219 : 4215
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