“Drecksstadion“ Buniamshof: Entsetzen zwei Tage nach Stadtderby

„Wir ziehen uns auch auf der Tribüne um und machen uns dort warm“

Verdreckte Haupttribüne im Stadion Buniamshof. Foto: Arno Reimann

Lübeck – Am Montagnachmittag traf die Leichtathleten der Hansestadt der Schlag, als sie im Stadion Buniamshof zu ihrem Training einkehrten. Sie fanden Müll, Dreck und eine zerbrochene Sitzbank vor – alles vom Vortag. Da spielte der 1. FC Phönix Lübeck sein Heimspiel gegen den Nachbarn von der Lohmühle. Ein Bild, das alle erschütterte. Vor allem die Haupttribüne sowie die Laufbahn und die Sprunggrube litten.

„Dieses Mal war es allerdings unerträglich“

Dirk Feil, Abteilungsleiter des LBV Phönix, sagte am Dienstagmittag zu HL-SPORTS: „Das war nicht schön. Wir ziehen uns auch auf der Tribüne um und machen uns dort warm, weil ein Schuhwechsel eben schnell gehen muss. Hygienisch ist das zudem ebenfalls nicht. Wir kennen das schon, wenn die Fußballer da sind. Da ist es immer etwas mülliger. Das ist bei den Footballern nicht so schlimm, die machen anscheinend im Nachgang sauber. Dieses Mal war es allerdings unerträglich.“

Am Montag standen noch volle Müllsäcke im Stadion Buniamshof. Foto: Uwe Mundt/oH

LAC-Trainer sieht „Gewichtsverlust der Leichtathletik“

Beim LAC Lübeck war man ebenfalls geschockt, dort war in den Sozialen Medien von „Glasscherben, Kronkorken und Zigarettenkippen“ die Rede. Uwe Mundt, Trainer und bekannter Kugelstoßer, bemerkte: „Ich nutze seit fast 50 Jahren zunächst als Aktiver und dann als Trainer das Stadion, es ist quasi mein zweites Wohnzimmer – etwas Ähnliches musste ich noch nicht erleben, es ist aber symptomatisch für den Umgang miteinander, den fehlenden Respekt vor fremdem Eigentum und vielleicht auch für die Probleme rund um den Fußball insgesamt. Aber auch wohl für den Gewichtsverlust der Leichtathletik, die zumindest hier in der öffentlichen Wahrnehmung und in den Überlegungen der zuständigen Behörden keine Rolle mehr zu spielen scheint und zunehmend weniger Bedeutung und Stimme hat.“

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„Jedes Fußballspiel, dass dort stattfindet, ist für uns ein großes Ärgernis“

Dirk Schulz, Lehrer an der OzD und Landestrainer im Schleswig-Holsteinischen Leichtathletik-Verband (SHLV) sagte ernüchternd: „Ich habe schon viel erlebt nach Fußballspielen, aber das ist ein Härtefall. Wir haben mit 80 Athleten dort nach dem Spiel trainiert, zudem haben vermutlich rund 250 Schüler gesehen, was Wertschätzung heißt und wie es ist, unter diesen Bedingungen Sport machen zu müssen. Das ist schon eine Menge, die da so durch den Dreck geschleust wurden. Ich hoffe auch nicht, dass so etwas die Platzwarte sauber machen müssen, denn die machen schon so viel für uns alle. Jedes Fußballspiel, dass dort stattfindet, ist für uns ein großes Ärgernis und stört die Entwicklung unserer Athleten. Es ist ein großes gesellschaftliches Problem, dass es außer dem Fußball noch andere Sportarten gibt, die eventuell sogar noch erfolgreicher sind. Ich weiß aber auch, dass sich die Verantwortlichen bei der Stadt große Mühe geben.“

Müll wehte vor die Haupttribüne im Stadion Buniamshof. Foto: Uwe Mundt/oH

Zwei Tage Aufräumarbeiten

Die Frage nach den Verantwortlichen wurde gestellt und wer der Veranstalter war. Eine Pressesprecherin der Hansestadt Lübeck gab zu den Vorkommnissen gegenüber HL-SPORTS am Dienstagnachmittag folgende Antworten: „Die Abfallbeseitigung ist Aufgabe des Veranstalters, hier des 1. FC Phönix Lübeck. Der städtische Platzwart unterstützt. Die Aufräumarbeiten des Veranstalters mit seinen ehrenamtlichen Helfern und Helferinnen laufen und dauern auch heute noch an. Die Verschmutzung war teilweise extrem. So zum Beispiel haben Veranstalter und Platzwart unter anderem 200 VfB-Aufkleber im WC-Bereich entfernen müssen. Die Verkehrssicherheit der Sportanlage war jedoch zu keiner Zeit eingeschränkt. Die Aufräumarbeiten werden bis heute Abend abgeschlossen. Die zwei beschädigten Sitzbänke werden repariert und die Kosten dem Veranstalter in Rechnung gestellt. Die Kosten trägt alleine der Veranstalter.“

Testlauf für die 3. Liga?

Bei den Adlerträgern, die noch einen Tag nach ihrem Heimspiel schwere Vorwürfe gegen die Polizei erhoben, heißt es nun vielleicht, dass man das eigene Sicherheitskonzept überdenken muss. In der Vorsaison wollte man in die 3. Liga aufsteigen. Dort wäre man in der laufenden Spielzeit auf Vereine wie Dynamo Dresden, Hansa Rostock, Alemannia Aachen, Rot-Weiss Essen, Waldhof Mannheim, Arminia Bielefeld, 1860 München, VfL Osnabrück und Energie Cottbus getroffen. Diese jeweiligen Traditionsclubs verfügen über sehr viele Auswärtsfahrer. Beispielsweise waren bei der Partie zwischen Dresden und Rostock fast 3.000 Hansa-Anhänger dabei. Einige von ihnen stehen nach Ausschreitungen in Paderborn vor fast einem Jahr entweder noch vor Gericht oder wurden bereits verurteilt. Die Entfernung nach Lübeck ist für die Kogge deutlich geringer. Wenn es ein Testlauf des 1. FC Phönix gegen den VfB Lübeck gewesen sein soll, ist der zumindest einmal gründlich schiefgegangen. Am “Flugplatz“ scheint so ein Spiel derzeit anscheinend nicht möglich und für den “Buni“ dürfte man sich das ebenfalls noch einmal überlegen. Im April des kommenden Jahres steigt das Rückspiel, allerdings dann auf der Lohmühle.

Bildquellen

  • Buni1: Uwe Mundt/oH
  • Buni2: Uwe Mundt/oH
  • Buni: Arno Reimann
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