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Niendorf/Ostsee – Am 7. Juni 2020 war ein ganz besonderer Tag. Der FC Niendorf/Ostsee wurde offiziell gegründet, ein Herzensprojekt von Freunden. Luka Weber, früherer Spieler der SVG Pönitz, übernahm das Amt des ersten Vorsitzenden, schnürte jedoch auch die Schuhe. Auch der aktuelle Cheftrainer des Landesligisten TSV Pansdorf, Timo Kirstein, war Teil dieses Projekts, denn er fungierte als Spielertrainer, zumindest bis es ihn an den Techauer Weg zog. Es war ein vielversprechendes Projekt, das im ersten Jahr mit dem fünften Platz in der Kreisklasse C endete. Zwei Jahre später stand sogar die Meisterschaft zu Buche, doch aufgestiegen wurde nicht. Dies lag daran, dass sie eine 9er-Mannschaft gemeldet hatten. Im Folgejahr wurde ein neuer Anlauf genommen, doch es reichte nur für den dritten Rang. Aktuell stehen die „Meerforellen“ auf dem fünften Platz, und der Aufstieg ist erneut in relativ weiter Ferne. Am kommenden Sonnabend geht es für den FCN mit dem ersten Pflichtspiel wieder los – die SVG Pönitz III wartet. Doch zuvor kam es zu einem Resümee des Vorstandes, dem auch der derzeitige Spielertrainer Weber angehört.
Kein Training und Spiel seit November
Zu erwarten war eigentlich ein positives Resümee, denn die Entwicklung der vergangenen Jahre ist unumstritten, doch dem war keineswegs so. Vielmehr spricht der Verein nun von einer „Offenbarung“ sowie einem „Pulverfass“. Die Zukunft ist ungewiss, denn es brodelt enorm. Seit Mitte November wurde keine Trainingseinheit am Störtebeker Weg mehr absolviert, ein Spiel schon gar nicht. Trainer Luka Weber sagte zu den Bemühungen: „Etwaige Versuche, den Platzsperrungen mit individuellen Einheiten entgegenzutrotzen – erfolglos. Jedwede Anstrengung, dem Team eine Möglichkeit zu geben, sich körperlich fit zu machen – erfolglos. Um den Teamspirit zu fördern, wurden gemeinsame Spielabende angeboten – erfolglos. Insofern kann ich nicht sagen, wie die Mannschaft drauf ist. Sie bleibt mir ein Rätsel.“
„Ich habe als Trainer die Mannschaft verloren“
Es sind bereits nach wenigen Jahren schwere Zeiten beim noch so jungen FC Niendorf/Ostsee. Es sieht alles andere als rosig aus, und Trainer Weber fand deutliche Worte: „Es fällt mir schwer, dies zuzugeben, aber ich muss ehrlich zu mir selbst und zu meiner Mannschaft sein: Wir haben als Trainerteam die Mannschaft verloren. Ich habe als Trainer die Mannschaft verloren. Diese Erkenntnis ist schmerzhaft, aber notwendig, um die Situation zu verstehen und mögliche Schritte zur Verbesserung zu unternehmen.“ Zu den Gründen setzte er fort: „Rückblickend sehe ich mehrere Faktoren, die zu diesem Verlust geführt haben. Zunächst einmal haben wir versäumt, eine klare und inspirierende Vision für das Team zu vermitteln. Die taktischen Anweisungen waren oft unklar und inkonsistent, was zu Verwirrung und Frustration bei den Spielern führte. Anstatt eine einheitliche Strategie zu verfolgen, haben wir häufig unsere Ansätze geändert, was das Vertrauen der Spieler in meine Führung untergraben hat. Ein weiterer Fehler war mein autoritärer Führungsstil. Ich habe oft Entscheidungen getroffen, ohne die Meinungen und Bedürfnisse der Spieler zu berücksichtigen. Dies führte dazu, dass sich viele Spieler nicht gehört und respektiert fühlten. Die mangelnde Kommunikation und das Fehlen eines offenen Dialogs haben das Vertrauen und die Motivation der Mannschaft erheblich beeinträchtigt. Die in allen Mannschaftsteilen unterirdische körperliche Verfassung und mangelnde Disziplin sind deutliche Anzeichen dafür, dass ich die Kontrolle verloren habe.“
Rückzug?
Nun stellt sich die Frage: Wie geht es weiter? Die Voraussetzungen sind alles andere als gut im Moment, und es scheint, als bräuchte es Veränderungen und neue Impulse. Dazu sagte der Trainer und erste Vorsitzende abschließend: „Ich erkenne, dass es in dieser Situation notwendig ist, Verantwortung zu übernehmen und Maßnahmen zu ergreifen, um die Dynamik innerhalb des Teams zu verbessern. Dies könnte bedeuten, dass ich mich zurückziehe und Platz für einen neuen Trainer mache, der in der Lage ist, das Vertrauen und die Motivation der Spieler wiederherzustellen. Es ist wichtig, dass das Team die bestmögliche Führung erhält, um zukünftige Erfolge zu erzielen.“