Lübeck – Die Hansehalle am Montagabend Schauplatz der Jahreshauptversammlung des VfB Lübeck. 168 Mitglieder (von 1.180) fanden sich auf der Tribüne ein und lauschten den Berichten der Führungsmannschaft des Clubs, die sich auf dem Feld positionierten.
Bruss fehlte
Vorstandssprecher Thomas Schikorra übernahm aufgrund von Abwesenheit des bisherigen Aufsichtsratsvorsitzenden Oliver Bruss (befindet sich aktuell im Ausland) die Versammlungsleitung. Das Gedenken der Verstorbenen (Nico Borchert und Rolf Oberbeck) war ebenfalls ein wichtiger Teil der Eröffnung, wie auch die Ehrungen für langjährige Vereinsmitglieder und aktive Ehrenamtliche.
Popien mit bewegenden Worten
Schikorra bat danach in seinem Bericht um Verständnis für die aktuell sportliche Missgunst bei einigen Fans. „Es gibt keinen Grund Trübsal zu blasen. Wenn sich VfBer Gedanken machen sollten, dass wir sportlich aktuell nur schwer mit Weiche und Teutonia mithalten können oder ein Szenario entworfen wird, dass Phönix uns überholen könnte, dann können wir das nicht nachvollziehen“, sagte Schikorra. Er sprach auch davon, „dass der VfB seinen Weg gehen wird“, denn er selbst ist dann nicht mehr in vorderster Linie dabei. Er und sein Vorstandskollege Andreas Popien treten nach der Bestellung einer neuen Führungsriege ab. Beide bedankten sich bei all ihren Mitstreitern. Dabei waren Popiens Worte ein Stück weit sentimental. „Besonders intensiv war die Arbeit im Vorstand – bei Thomas und Flo möchte ich besonders danken – dafür liebe ich euch“, sagte er.
Millionen-Minus im Drittliga-Jahr
In seinem Bericht ging es auch darum, dass die 3. Liga dem Verein unter Corona-Bedingungen nicht guttat. Es gab einen Verlust von 1,5 Millionen Euro. Popien beruhigte jedoch, denn ein Darlehn und der Verkauf von Anlagevermögen deckten den Liquiditätsverlust. Die Gesamtinvestitionen lagen durch die Modernisierung in der Infrastruktur bei 2,2 Millionen Euro. In der laufenden Regionalliga-Saison ist mit einem Überschuss von 123.794 Euro zu rechnen. Dennoch wird man noch länger an dem Minus knabbern müssen.
Neuer Aufsichtsrat steht
Die Wahl des neuen Aufsichtsrates war der Höhepunkt der Veranstaltung. Fünf Kandidaten stellten sich zur Wahl (HL-SPORTS berichtete). Überraschungen gab es dabei nicht, denn alle wurden gewählt. Bruss, Marc Claßen, Tim Klüssendorf, Timo Neumann, Thomas Rehder sowie die beiden Vertreter der Abteilungen Eckhard Evers und Daniel Eckert, die durch die Mitglieder bestätigt wurden, bilden den neuen Aufsichtsrat. Patryk Pikura, Christian Flach (fehlte ebenfalls), Niels Popien und Stephan Stabe stehen als Ersatzleute bereit.
Favorit für den Vorsitz
Rehder ging voran und gab zu verstehen, dass er mit daran arbeiten möchte, dass der Verein in zwei Jahren wieder im Profifußball sehen möchte. Und damit meinte nicht nur die 3. Liga. Denn eine Stufe höher wäre für ihn ebenfalls denkbar. Ambitionierte Ziele des Unternehmers, doch er tritt nicht an, um den Club in der Regionalliga zu sehen. Alle Redner des Abends waren sich einig, dass mit der neugeschaffenen Infrastruktur das keine Träumerei ist. Insgesamt herrschte viel Harmonie und eine Menge Einigkeit in der Hansehalle. Von Stress und Vorwürfen war nicht der Hauch einer Spur zu spüren.
Rehder möchte den VfB zurück in den Profifußball führen
Schon in der kommenden Woche wird es dort die erste Sitzung geben und ein Vorsitzender gewählt. Rehder gilt als ehemaliger Hauptsponsor der Grün-Weißen als Favorit, denn Bruss möchte dieses Amt nach Informationen von HL-SPORTS nicht weiter innehaben. Danach wird die neue Mannschaft einen neuen Vorstand bestellen. Gespräche mit möglichen Kandidaten gab es bereits. Das wurde am Montagabend bestätigt, nur wer die Personen sind, wurde noch nicht öffentlich gemacht. Das große Rätselraten beginnt. Eines dürfte sicher sein: Es wird kein hauptamtlicher Vorstand, denn dafür reicht das Geld nicht aus. Auszugehen ist davon, dass Florian Möller weitermacht. Er wollte sich erst entscheiden, wenn der neue Vorstand steht. Eine Abschiedsrede, wie seine beiden Vorstandskollegen sie hielten blieb aus.
Lohmühle bleibt Lohmühle
Zum Ende gab es noch einen Antrag. Es ging dabei darum, des Stadions wieder in „Stadion an der Lohmühle“ umzubenennen und Dietmar-Scholze, der nach seinem Tod im vergangenen Jahr damit eine Ehrung erhielt, eher einen möglichen Campus zu widmen. Die Mitglieder stimmten dem Antrag zu. Nach 135 Minuten war die Jahreshauptversammlung beendet. Einen Videobericht dazu gibt es am Dienstagabend bei HL-SPORTS TV.