Einsam(e an der) Spitze

Erfolgs-B-Juniorinnen-Trainerin von Fortuna St. Jürgen im Interview

Melanie Doege von Fortuna St. Jürgen im Interview. Foto: Fortuna St. Jürgen/oH

Lübeck – Seit vielen Jahren wird in Deutschland der Boom des Frauen- und Mädchenfußballs vorhergesagt. Im internationalen Vergleich tun sich jedoch Nationalmannschaft und Vereinsmannschaften schwer, die Führungsrolle vergangener Jahre einzunehmen. Doch wie sieht es an der Basis aus? Es fehlt häufig an Unterstützern und geeigneten Übungsleitern, von Übungsleiterinnen, die gleichzeitig eine nochmals andere Art der Vorbildfigur einnehmen können, ganz zu schweigen. Welch hervorragende Arbeit geleistet werden kann und welche Entwicklungen, zahlen- wie leistungsmäßig möglich sind, zeigen die B-Juniorinnen des SV Fortuna St. Jürgen. Die Mannschaft spielt in der Landesliga Holstein auf Großfeld und belegt dort den 2. Tabellenplatz. Ein prägendes Gesicht dieses Erfolges ist Trainerin Melanie Doege. HL-SPORTS traf sich mit der engagierten, sympathischen jungen Frau zum exklusiven Interview.

Kaltstart und Lehrgeld zu Beginn

Doege erzählt im Interview von den Anfängen: „Ich bin vor 4 Jahren mehr oder weniger aus der Not heraus dazugekommen, habe dann aber sofort gemerkt, dass es voll mein Ding ist.“ Nach kurzer Zeit war Doege dann zunächst als Trainerin auf sich alleine gestellt und musste mit ihren Mädchen viel Lehrgeld zahlen: „Wir haben anfangs jedes Spiel zweistellig verloren. Aber von den Spielerinnen sind heute immer noch viele dabei und haben sich so unglaublich gut verbessert.“ Die aktuelle Landesliga-Saison nebst 2. Mannschaft auf Kleinfeld war durchaus ein Wagnis. „Wir haben Spielerinnen aus 4 Jahrgängen mit sehr unterschiedlichem Niveau und waren nicht sicher, dass es so toll funktioniert wie es sich entwickelt hat. Wir können aber so jetzt auch offen für Schwächere sein und jede aufnehmen und integrieren. Auch wenn wir zwei Meldungen in zwei Ligen abgegeben haben, verstehen sich alle als ein Team.“

„Vollzeitjob“ Trainerin

Viele unterschätzen die notwendige Zeit, die ein Trainer oder eine Trainerin aufwendet. „Es gibt eigentlich keinen Tag, an dem ich nicht in irgendeiner Art und Weise etwas mit oder für die Mannschaft zu tun habe.“ Dabei ist die 32-Jährige ein echter Fußball-Workaholic und Führungsfigur. „Natürlich arbeiten wir im Team und sprechen uns ab. Dennoch möchte ich die Führung übernehmen und in der Verantwortung stehen. Auch wenn es mal nicht zwingend sein müsste, bin ich dennoch möglichst bei jedem Spiel und jedem Training die gesamte Zeit vor Ort.“ Allein die Fahrtstrecken von rund 1.000 km in der Saison sind beachtlich. Die angehende Wirtschaftspsychologin legt viel Wert auf Disziplin und Ordnung. Dennoch sieht sie als Frau einen anderen Bezug zu den Mädchen, wird als Vorbild wahrgenommen. Aus zeitlichen Gründen kickte Doege zuletzt „nur“ noch in der 2. Frauenmannschaft, in Teilen mit Spielerinnen, die sie selbst ausgebildet hat. Am Rand die aktuelle Mannschaft zum Anfeuern der Trainerin und vielen Vereinslegenden um Thomas Meier, die tatkräftig unterstützen. „Das ist der große Vorteil, dass wir im Verein alle unsere Berechtigung haben und wahrgenommen werden. Das war in ehemaligen Vereinen, wo ich war, leider deutlich anders.“

Koordination von Familie und Ehrenamt

Als aktive Spielerin muss Doege nun eine Pause einlegen, da sie aktiv die familiäre Nachwuchsplanung forciert hat und womöglich damit schon das nächste Fortuna-Mitglied beisteuert. Der Zeitplan ist aber klar festgelegt: „Mitte der kommenden Hinrunde möchte ich wieder auf dem Platz aktiv stehen und mit einer Reihe Spielerinnen, die aus der jetzigen B hochgehen, gemeinsam spielen.“ Bis dahin wird sie auch als Trainerin so lange wie möglich am Rand stehen und hat für die kommende Vorbereitung bestimmt schon ein hartes Trainingsprogramm im Kopf. „Mein Fokus in der Vorbereitung liegt auf der Grundfitness, dazu kommen Basics im Bereich Technik.“ Hinsichtlich der Spielphilosophie agiert Doege lieber defensiv stabil als kopflosen Hurra-Fußball zu spielen. Kein Wunder, dass bereits die ein oder andere Anfrage anderer Vereine an sie gerichtet war. „Ich fühle mich hier so wohl und sehe hier meine Aufgabe in der Ausbildung von Mädchen. Bisher war es zeitlich leider noch nicht möglich, aber sicherlich ist eine Trainerlizenz dann auch erstrebenswert.“ In jedem Falle braucht sich Fortuna St. Jürgen sich keine Sorgen über die Zukunft ihres Mädchenfußballes machen, solange es so kompetente und engagierte Personen wie Melanie Doege im Verein gibt, bei der sich HL-SPORTS herzlich für das interessante Interview bedankt.

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