Ende gut, alles gut. Mitnichten, erstens weil morgen einer der Superstars am Boden zerstört sein wird und zweitens, weil dieser Weltcup noch Nachwirkungen haben wird. Fußball und Politik sind nicht mehr zu trennen, das ist eine Erfahrung dieser WM. Wie ich höre und lese, spielt die in Deutschland keine große Rolle. Umso mehr hier und im gesamten arabischen Raum. Geopolitisch hat dieses Fußballfest die arabische Welt verändert, aus Feinden sind zumindest zaghaft wieder Freunde geworden, was in den noch folgenden Analysen auch von mir noch näher beleuchtet wird.
Ein Fußballfest? Ja, Doha wird im Moment dominiert von blau-weiß gekleideten Menschen, 40 000 Argentinier sollen morgen im Lusail-Stadion wieder ihre Party feiern. Das ist schon grandios, wenn auf die Melodie des alten argentinischen Tango-Klassikers „Muchachos, Esta Noche Me Emborracho“ („Leute, heute Nacht betrinke ich mich“) die Argentinier von ihrer langen Leidenszeit und der Sehnsucht auf den WM-Titel singen.
Apropos, Noche Me Emborracho, die Fifa hatte am Donnerstagabend zu einer Media Night eingeladen.
Geschätzte 3.000 Medien-Menschen unter dem Sternenhimmel am Persischen Golf, in einer Open-Air-Location, in der es kein Gedränge gegeben hat. Katar ist immer ein Level höher, das habe ich mittlerweile gelernt. Live-Bands und Food in allen Variationen, was die arabische Welt so wunderbar macht.
Alle irgendwie fröhlich gelaunt (Deutsche habe ich nicht getroffen). Dem Ereignis angemessen gab es vor allem ein Gesprächsthema: Kylian oder Lionel, Mbappé oder Messi, wobei der Argentinier in der Gust ziemlich vorne lag. Aber: Bei den Frauen war es der Kylian, der offenbar etwas hat, was dem Lionel fehlt. Es war schon auffallend, wie viele Journalistinnen aus der gesamten Welt über die WM berichten. Im deutschen Medienzentrum waren (damals, als die Nationalelf noch mitgespielt hat) unter den 150 Medienleute nicht mal zehn Frauen. Nur mal so angemerkt.
Ein Drittel der Feiernden heute Nacht war weiblich, was für die Party kein Stimmungskiller war.
Wer des Fußballs überdrüssig war, konnte im Beduinenzelt liegen, Shisha rauchen, einem Lautenspieler lauschen und Gin Tonic trinken. Ja, die Fifa hatte mal wieder die Regel eines Landes anders ausgelegt. Eine der besten Entscheidungen der Fifa seit vielen Jahren.