Hamburg – 10.003 Fans (darunter 700 Gäste) wurden am Freitagabend Zeuge wie der FC St. Pauli den Hamburger SV in der 2. Bundesliga erneut besiegte. Die Braun-Weißen gewannen gegen den Stadtnachbarn mit 3:2 (1:1) und holten sich damit den vierten Derbysieg im fünften Aufeinandertreffen in Folge und stehen damit zumindest für eine Nacht an der Tabellenspitze.
Die 1. Halbzeit: Anpfiff, los geht’s!
Die St. Paulianer machten von der ersten Sekunde nach dem Anpfiff deutlich, dass sie hier den Ton angeben wollten. Die Rothosen setzten zwar ebenfalls die Hürde hoch an, konnten aber das Tempo des Gegners nicht mitgehen. Burgstaller (21.) traf den Pfosten der Gäste. Die Kollegen Makienok (22.) und Medic (23.) hatten ebenfalls jeweils den ersten Treffer auf dem Fuß. Der war nur eine Frage der Zeit, denn in der 27. Minute traf Becker vom Fünfmeterraum zum 1:0 für die Gastgeber. Weitere Chancen hatten erneut Bugstaller (41.) und Neuzugang Hartel (42.). Der HSV jedoch spielte einmal schnell und kam damit durch. Kinsombi bediente Jatta, der quer auf Kittel (43.) frei vor dem Tor legte – drinnen. 1:1 zur Pause, bei der die Torschüsse klar mit 11:2 Richtung Kiezkicker ausschlugen.
Nach der Pause: Makienok erlegt Rothosen
HSV-Coach Walter hatte vermutlich in der Kabine die richtigen Worte gefunden, denn nach Dominanz sah das nicht aus. Das änderte sich zunächst, denn seine Mannschaft fand nun besser statt. Eine brenzlige Szene gab es in der 53. Minute: Jatta war an St. Paulis Medic im Strafraum vorbei und fiel. Ganz sauber schien das nicht, doch für Schiri Osmers war da nichts. Dafür langte Makienok (56., 58.) per Doppelschlag zu. Wieder schaffte es ein HSV-Gegenspieler zum Fünfmeterraum und traf – 2:1 und dann direkt danach das 3:1, wieder durch den Dänen. Auf der Gästebank passierte nun etwas und Kaufmann und Suhonen kamen. Eine Viertelstunde vor Schluss schoss Buchtmann Gyamerah ab. Der HSVer musste raus. Glatzel (77.) verkürzte danach für das Team vom Volkspark. Nur noch 2:3 aus deren Sicht. Danach verteidigte die Schultz-Truppe sehr geschickt und bracht den Derbysieg über die Zeit.
Das Fazit: FC St. Pauli war bissiger und wollte es mehr
Die Braun-Weißen haben dem HSV von Beginn an gezeigt, worauf es im Fußball ankommt. Kampf, Druck und Leidenschaft. Der FC St. Pauli wollte es einfach mehr und das hat man über die komplette Zeit gesehen. Tim Walter ist nach Christian Titz, Dieter Hecking und Daniel Thioune der dritte Trainer beim Hamburger SV, der (zunächst) nicht gegen den Stadtrivalen in der 2. Liga gewinnen konnte. Eine Chance hat er im Rückspiel allerdings vielleicht noch. Damit ist Hannes Wolf der einzige Übungsleiter, der einen Dreier geschafft hat. Dass, was Walter von seiner Mannschaft für dieses Spiel einforderte, nämlich, dass sie dominierend auftritt, ist absolut in die Hose gegangen. Hamburg war braun-weiß und bleibt braun-weiß – und das absolut zurecht. Chefcoach Timo Schultz hat die absolut perfekte Taktik gewählt und hatte es vor der Partie angesprochen. Er wollte mit seiner Mannschaft die Dinge beeinflussen, die man selbst in der Hand hat. Das ist ihm eindrucksvoll gelungen.
Die Stimmen nach dem Spiel
Tim Walter (HSV): Am Ende ist es ein verdienter Sieg für den FC St. Pauli, weil wir die Derby-Time nicht so angenommen haben, wie wir es uns vorgenommen hatten. Wir sind mit dem glücklichen 1:1 in die Halbzeit gegangen, kommen gut aus der Kabine und müssen dann einen klaren Elfmeter kriegen. Auch sonst waren wir in dieser Phase vor dem gegnerischen Tor gefährlich, doch quasi im Gegenzug zur Elfmeterszene kriegen wir den zweiten Gegentreffer. Da ist das Spiel gekippt. Zwar haben wir bis zum Ende alles versucht, auch den Anschluss geschafft, aber hintenraus etwas zu kopflos agiert. Wir müssen jetzt tiefer in die Analyse gehen, denn es war vor allem in der Schlussphase auch nicht alles schlecht. Für unsere Fans tut es mir sehr leid, denn wir haben die Bereitschaft zu häufig vermissen lassen. Insgesamt haben wir unsere Farben nicht so vertreten, wie wir es hätten tun sollen.
Timo Schultz (St. Pauli): „Es war heute alles drin. Es gab viele Chancen und viele Zweikämpfe. Von Anfang an war Feuer drin, genau so stellt man sich ein Derby vor. Wir haben in der ersten Halbzeit ein begeisterndes Spiel gezeigt, mit wahnsinnig viel Spielfreude. Wir haben den Gegner permanent unter Druck gesetzt und uns viele Chancen herausgespielt. Wir müssen uns eigentlich ärgern, dass wir nur mit dem 1:1 in die Pause gehen. Nach der Pause hat der HSV mehr Spielkontrolle bekommen, da hatten wir nicht mehr so häufig Balleroberungen. Da können wir uns bei Simon bedanken, der im richtigen Moment die beiden Tore gemacht hat. Ein Stürmer ist dafür da, dass er Tore schießt. Beide Tore waren auch super vorbereitet, Simon hatte dann aber auch die Ruhe vor dem Tor. In der ersten Halbzeit ist ihm in einer Szene der Ball noch zu weit weggesprungen und sein Schuss wurde noch geblockt. Marcel Hartel hat heute einen absolut positiven Eindruck hinterlassen. Jeder, der heute im Stadion war oder das Spiel im TV gesehen hat, weiß, warum wir Marcel Hartel verpflichtet haben. Er ist ein super Zocker mit extremer Spielfreude und extrem laufstark. Genau das, was wir auf einer Rauten-Position haben wollen. Heute war es eine Leistung, die einen Derbysieg verdient hat. Die Fans waren hinten raus vielleicht noch der entscheidende Tick, dass wir noch mal nach vorne gepusht wurden und noch mal Kräfte frei wurden, weil sie uns brutalst unterstützt haben. Sie haben heute ihren Anteil am Derbysieg, auch schon wie sie uns vor dem Spiel begleitet haben. Wir haben sieben Punkte aus drei Spielen geholt und sind im Pokal weiter – das ist ein gelungener Saisonstart.“
Der 3. Spieltag (13. – 15.8.2021)
Schalke – Aue 1:1
St. Pauli – Hamburg 3:2
Kiel – Regensburg (Sa., 13.30 Uhr)
Nürnberg – Düsseldorf
Sandhausen – Karlsruhe
Dresden – Hannover (20.30 Uhr)
Bremen – Paderborn (So., 13.30 Uhr)
Darmstadt – Ingolstadt
Heidenheim – Rostock