Lübeck – Frauenfußball steht für ganz besondere Werte wie Fairplay, Gemeinschaft und Toleranz. Kaum jemand steht so für diese Werte wie Fortuna-Spielführerin Janica von Dietman. HL-SPORTS traf die sympathische, junge Frau zum exklusiven Interview. Nach Tanzen, Reiten und Leichtathletik landete sie im Alter von 14 Jahren dann beim Fußball und folgte dem älteren Bruder, der selbst aktiv war. In einer reinen Kleinfeld-Mädchenmannschaft begann nun also die fußballerische „Karriere“, mit zunächst mäßigem persönlichen Erfolg, wie von Dietman selbst beschreibt. Vorbilder benennt sie keine, auch weil sie privat gar kein Fußball schaut, aber sofort Gefallen daran fiel, selbst aktiv zu sein.
Neues Kapitel in Lübeck
Mit Studienbeginn in Lübeck (Biophysik) bedurfte es also eines neuen Vereins für die Niedersächsin. Die Uninähe sei Dank, war Fortuna logischerweise die erste Anlaufstelle. „Die waren alle viel besser als ich, aber so lieb, da musste ich einfach bleiben“, erzählt sie mit einem Funkeln in den Augen. Diese besondere Herzlichkeit hat sie bis heute getragen und verkörpert sie selbst ebenso. Unterstützt vom gesamten Team und Trainern entwickelte sich von Dietman zur Führungsspielerin, zu Spielführerin. Unter Trainer Stefan Scheel lief sie zuletzt hauptsächlich im rechten Mittelfeld auf, hat aber auch Gefallen an der Position im offensiven Mittelfeld gefunden. „Da bin ich noch näher am gegnerischen Tor und kann die Bälleverteilen. Meine Schwäche liegt ja eher in der Defensivarbeit.“ Scheel selbst lobt seine Spielführerin in den höchsten Tönen: „Janica verkörpert alles, was Fortuna ausmacht. Nach anfänglicher Zurückhaltung ist sie menschlich wie sportlich gewachsen. Dafür tut sie unheimlich viel, legt freiwillige Sonderschichten ein. Dazu hält sie die Stimmung im Team immer hoch und hat für jeden ein offenes Ohr.“
Vorbildfunktion
Selbst verfolgt von Dietman lieber kleine, erreichbare Ziele, möchte weiter an der eigenen Leistung arbeiten und mit dem Team noch besser die Trainingserfolge im Wettkampf auf den Platz bringen. Dabei zeigte die Formkurve des Teams zuletzt auch nach oben. „Zu Saisonbeginn ist es personell leider immer etwas schwierig bei uns.“ Zumindest in der Rückrunde wird von Dietman stolz die Spielführerbinde in Regenbogenfarben für Fortuna tragen. „Wir haben uns bewusst dazu entschieden, auch weil das die Einstellung der Mannschaft und des ganzen Vereins widerspiegelt. Wir stehen für ein offenes, tolerantes Miteinander, wo jeder ausnahmslos willkommen ist.“ Studienbedingt ist die weitere Zukunft in Lübeck nicht gewiss, Fortuna läuft also Gefahr, eine wertvolle Führungspersönlichkeit zu verlieren.
Sportstätte braucht dringend eine Optimierung
Bei allem Lob für den Verein und das Umfeld spricht von Dietman aber auch Verbesserungspotentiale an. „Die Situation um die Sportanlage und insbesondere das Flutlich begrenzen uns schon stark in der weiteren Entwicklung. Wir hoffen, dass sich hier in Zukunft was ändert.“ Für den Frauenfußball allgemein wirbt sie für mehr Akzeptanz: „In meinem Heimatverein mussten wir früher immer auf dem Nebenplatz trainieren, da wir ja ‚nur‘ die Frauen waren, während die Herren den Hauptplatz bekamen. Auch wenn sportlich Frauen- und Männerfußball deutlich verschieden sind, so wäre es schön, wenn es überall eine Gleichbehandlung der Wertigkeit wie bei Fortuna geben würde.“ HL-SPORTS bedankt sich für ein sehr angenehmes Interview und wünscht sportlich wie persönlich alles Gute für die Zukunft.