Hamburg – Am vergangenen Wochenende gab es beim FC St. Pauli nichts zu sehen. Interimstrainer Fabian Hürzeler ließ am Sonnabend und Sonntag unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainieren. Zuschauer und Medienvertreter waren nicht zugelassen. Geheimtraining an der Kollaustraße für die Mission Klassenerhalt. Seit Montag ist wieder alles normal bei den Braun-Weißen. Wobei: Die Kritik an Sportchef Andreas Bornemann und Präsident Oke Göttlich reißt nicht ab. Beide sind verantwortlich für die Trennung von St. Paulis Identifikationsfigur Timo Schultz. Der 45-Jährige wurde in der Vorwoche nach 17 Jahren Vereinszugehörigkeit entlassen.
„Das muss ein Bornemann sehen“
Die Online-Petition der Fans findet weitere Unterstützer und bewegt sich auf die Marke 12.000 Unterschriften zu. Initiator Stefan Kasper-Behrs äußerte sich gegenüber dem “NDR“: „Dass das so eine Welle schlägt soll natürlich auch dem Timo zeigen, dass wir hinter ihm stehen. Ein besseres Zeugnis kam man dem Trainer gar nicht ausstellen.“ Den Fan freut die große Zustimmung zu seiner Aktion. Dabei ließ er kein gutes Haar an Bornemann. „Von 17 Spielen haben wir in 15 Spielen deutlich mehr auf das Tor geschossen, teilweise doppelt so oft wie der Gegner. Trotzdem blieben wir ohne Punkte. Natürlich ist das ernüchternd, aber es zeigt, dass das Ganze funktioniert und dass die Jungs noch brauchen, bis es sich findet. Das könnte dann genauso wie in der Saison 2020/2021 sein, wir brauchen vielleicht noch einen erfahrenen Stürmer und möglicherweise in der Innenverteidigung, weil wir da auch Verletzungspech haben. Aber das muss eigentlich ein Bornemann sehen und wenn er das nicht sieht, dann hat er meiner Meinung nach so viel Ahnung von seinem Job, wie ein Elefant vom Messerwerfen oder es gibt ganz andere Gründe, die dazu führen, dass er ihn entlassen hat.“
Viele fragen sich…
Kasper-Behrs legte sogar noch einmal nach, denn am kommenden Sonnabend (17.12.) ist die Mitgliederversammlung und da muss man mal sehen, dass da einfach nicht die Entlastung gegeben wird und dass Bornemann gehen muss. Viele fragen sich auch, wie jetzt die Entscheidung kommt und nicht früher.“ Er meinte damit die zeitliche Nähe der Entlassung und die Frist zur Einreichung von Anträgen auf der Mitgliederversammlung, die verstrichen ist.“
Bornemann-Kritik bleibt
Und tatsächlich scheint mehr dahinter zu stecken als nur die sportliche Talfahrt in den vergangenen Monaten. Der FC St. Pauli steht auf dem 15. Tabellenplatz der 2. Bundesliga, ist vom Abstieg bedroht. Die missratene Transferpolitik bleibt Bornemann zuzuschreiben. Leistungsträger wurden nicht adäquat ersetzt. Hierbei schien es bei der Schultz-Entlassung nur einen Schuldigen zu geben. Rund um das Millerntor sieht man das ganz anders. Bornemann steht weiter in der Kritik und muss jetzt einen richtigen Kracher zur Rettung aus dem Hut zaubern. Und aus Eigeninteresse sollte er diesen schnelle präsentieren, denn solange die Position des neuen Trainers nicht besetzt ist, wird die massive Kritik am Sportchef weitergehen. Funktioniert das auch nicht, wird er spätestens im Sommer ebenfalls seine Koffer packen müssen.