Hamburg – Weil die Konkurrenz des Hamburger SV in der 2. Bundesliga vorlegte, musste es am Sonntag einen Heimsieg von Tim Walter und seinen Mannen gegen Eintracht Braunschweig geben. Das gelang, denn die Rothosen gewannen mit 4:2 (2:1) vor 56.507 Zuschauern im Volksparkstadion. Damit hat der HSV das Dutzend Siege in dieser Saison vollgemacht und steht weiter auf dem zweiten Tabellenplatz. Zwei Punkte hinter Darmstadt 98 und einen Zähler vor dem 1. FC Heidenheim. Runde 18 ist gelaufen.
Die 1. Halbzeit: Wenn auf einmal nichts mehr funktioniert
Nachdem der Rauch aus der Braunschweiger Kurve nach der Pyro-Show verflogen war, flammte es schon im Gästenetz. In der 3. Minute flankte Muheim Robert Glatzel, der aus spitzem Winkel zur Hamburger Führung traf. Das ging schnell und wurde danach noch besser. Zwei folgende Großchancen Dompe (8.) und Jatta (12.) vergaben die Rothosen. Dafür war fünf Minuten später Moritz Heyer (17.) per Kopf da und erzielte das 2:0. Einige Sekunden vorher hatte Glatzel es schon per Seitfallzieher probiert. Die Eintracht tat einem schon fast leid, denn sie waren völlig überfordert in dieser Anfangsphase. Und dann, nach einer halben Stunde, hatte Fabio Kaufmann aus 20 Metern freie Bahn und markierte per Sonntagsschuss in den Winkel den BTSV-Anschluss. Da sah Muheim nicht gut, der seinen Gegenspieler nicht angriff. Die Niedersachsen waren nun aufgewacht, die Gastgeber wirkten verunsichert. Kurz vor der Pause wäre es sogar so weit gewesen, als Jonas beim Laufduell mit dem Ex-Hamburger Wintzheimer stolperte. Die Flanke kam direkt auf Endo, doch der verzog.
Nach der Pause: Ende gut, alles gut
Im zweiten Durchgang war es wieder ein Blitzstart des HSV. Robert Glatzel (49.) kam nach einem Abpraller an das Leder und schoss von der Strafraumgrenze zum 3:1 ein. Auf der anderen Seite verpassten Endo (54.) und Kaufmann (56.) den erneuten Anschlusstreffer. Eine Minute später rutschte Jatta an der Vorentscheidung gegenüber vorbei. Es war ein kurzweiliges Spiel, denn beide Teams suchten ihr Hei in der Offensive. Die Szene der Partie hatte Doppel-Torschütze Glatzel parat. Zwar wurde er nicht belohnt, aber noch Stunden nach dem Abpfiff wurde darüber geredet. Bei einer Hereingabe von Jatta rutschte er mit dem Ball Richtung Tor, wurde geblockt, stand blitzschnell auf und haute die rollende Kugel aus drei Metern per Hacke an die Latte. Wow! Das hätte ein Tor verdient. Katastrophal dann acht Minuten vor dem Ende nach einer Ecke für die Hausherren: Muheim, der schon beim ersten Gegentreffer nicht gut aussah, spielte den Ball mit Hacke direkt an des Gegners Strafraum in die Füße von Pherai. Die Gäste überbrückten das Mittelfeld superschnell und am Ende traf Danilo Wiebe (82.) nun doch das 2:3 aus Eintracht-Sicht. Das Zittern begann und Braunschweig hätte es fast geschafft. Medai (84.) scheiterte allerdings aus Nahdistanz an Heuer Fernandes. Den Sack zumachen hätte Jatta (85.) können, doch Donkor störte beim Abschluss im Strafraum. Glatzel (87.) war der Nächste, der die Entscheidung auf dem Fuß hatte. Seinen dritten Treffer allerdings vergurkte er vor dem leeren Tor nach einer Jatta-Hereingabe. Der Ball flog aus fünf Metern über das Gehäuse. Nochmal: das Tor war leer. Benes (90.) holte noch einen Schlenzer heraus, doch Braunschweigs Torwart Fejzic lenkte den Ball am Kasten vorbei. Für die Erlösung in der Nachspielzeit sorgte Ludovit Reis (92.), der nach einem Konter den 4:2-Schlusspunkt setzte. Danach brachte Tim Walter noch die beiden Neuzugänge Nemeth und Katterbach für die restlichen Sekunden.
Das Fazit: Warum denn immer so spannend?
Was war das wieder heiß, bei 3 Grad im Volksparkstadion. Wenn man doch nur einmal ein Spiel, das man absolut im Griff hat, sauber und locker zu Ende spielt, dann wäre es für den HSV-Sympathisanten nicht immer ein Herzinfarktrisiko. Aber das geht wohl nicht. Sebastian Schonlau meinte hinterher, dass man ja schließlich auch gerne viele Tore sieht. Er lächelte dabei, hat sich vermutlich eher einen entspannten letzten Sonntag im Januar gewünscht. Bis zum 1:2-Anschlusstreffer hatte man einfach das Gefühl, dass die Nummer in einer Häppchen-Zerlegung der Braunschweiger ausgehen würde. Dann kommt ein Sonntagsschuss am Sonntag und alles dreht sich auf links. Die vielen Großchancen wurden in der ersten halben Stunde teilweise fahrlässig vergeben. Ob in der Kabine ein Walter-Donnerwetter den Wecker schellen ließ, ist nicht bekannt, aber danach lief es ja wieder wie geschnürt. Und wieder, in der Dominanzphase ein unnötiger Hackentrick von Muheim und Zack, Tor für die Eintracht zum 2:3. Das Zittern danach war dann schon programmiert und die Hundertprozentigen Hamburger Möglichkeiten verdallert. Dass Robert Glatzel sich mit dem Hacken-Latten-Treffer fast unsterblich gemacht hätte, entschädigt schon fast wieder. Am Ende zählen drei Punkte für den Sieg nicht rückwärts und ein Fehlstart gibt es nicht – und nur das zählt. Warum allerdings Stadionsprecherin Christina Rann allerdings Sonny Kittel bei seiner Einwechslung mit „du bist ein Hamburger Jung‘“ anmoderierte, wird sicherlich ihr Geheimnis bleiben. Kittel bleibt beim HSV, hatte allerdings nach seiner späten Einwechslung in der 80. Minute keine entscheidenden Momente der Partie. Mit Miro Muheim sollte man noch einmal über die beiden Gegentore sprechen, die gingen auf seine Kappe. Gut gefallen hat neben Glatzel auch Bakery Jatta, auch wenn er wieder einmal den „letzten Schuss“ nicht herausbrachte, sich aber aufrieb. David und Schonlau waren stabil und Dompe, Reis und Meffert solide bis kreativ. Und ja, es gibt immer etwas zu meckern, aber sonst wäre der HSV vielleicht auch nicht so interessant…
Die Stimmen nach der Partie
Tim Walter (Hamburg): „Bis zum 2:1 haben wir herausragend gespielt. Wir haben den Gegner laufen lassen und viele Chancen kreiert. Der Sonntagsschuss zum 1:2 war bitter. Wir haben dennoch weiter gemacht, sind nach der Halbzeit sofort wieder mit dem 3:1 gut reingekommen. Leider haben wir das vierte Tor früher verpasst, so dass wir den Gegner im Spiel gehalten haben. Braunschweig hat viel Größe vorn drin, geht viel auf die zweiten Bälle. Das ist nicht leicht zu verteidigen. Dennoch haben wir viele Chancen herausgespielt. Wir hätten viel mehr Tore schießen müssen. Das geht uns noch etwas ab. Dennoch sind wir sehr froh über die ersten drei Punkte des Jahres.“
Michael Schiele (Braunschweig): „Glückwunsch an den HSV! Es ist schade, dass wir keine Punkte mitgenommen haben. Wir haben die ersten 20 Minuten einfach verpennt. Wenn du hier mit 0:2 hinten liegst, wird es verdammt schwer. Wir haben uns im Anschluss reingehängt, haben die Zweikämpfe besser angenommen und sind auch zum Anschluss gekommen. Danach waren wir gut im Spiel. In der 2. Halbzeit kommen wir wieder schlecht raus. Jasi weiß selbst, dass er diesen Ball halten muss. Dennoch haben wir weiter gemacht, wieder nach vorn gespielt. Mit dem Dreifachwechsel haben wir den 2:3-Anschlusstreffer gemacht. Auch danach hatten wir unsere Chancen. Es war ein offener Schlagabtausch, auch weil der Gegner seine Chancen ausgelassen hat. Leider hat es am Ende nicht für mehr gereicht. Wenn wir von Beginn an auf dem Platz gewesen wären, wäre mit dem Überstehen einiger Spielphasen mehr drin gewesen.“
Der 18. Spieltag (27. – 29.1.)
Düsseldorf – Magdeburg 3:2
Karlsruhe – Paderborn 0:1
Darmstadt – Regensburg 2:0
Heidenheim – Rostock 2:0
Kiel – Fürth 2:1
Hannover – Kaiserslautern 1:3
Bielefeld – Sandhausen 1:2
Hamburg – Braunschweig 4:2
Nürnberg – St. Pauli 0:1
Die Tabelle
1. | SV Darmstadt 98 | 18 | 29 : 15 | 39 |
2. | Hamburger SV | 18 | 33 : 21 | 37 |
3. | 1. FC Heidenheim 1846 | 18 | 35 : 20 | 36 |
4. | 1. FC Kaiserslautern | 18 | 32 : 24 | 32 |
5. | SC Paderborn 07 | 18 | 36 : 22 | 29 |
6. | Fortuna Düsseldorf | 18 | 29 : 22 | 29 |
7. | Hannover 96 | 18 | 26 : 21 | 28 |
8. | Holstein Kiel | 18 | 32 : 29 | 28 |
9. | F.C. Hansa Rostock | 18 | 17 : 25 | 21 |
10. | FC St. Pauli | 18 | 24 : 25 | 20 |
11. | SpVgg Greuther Fürth | 18 | 23 : 28 | 20 |
12. | SV Sandhausen | 18 | 23 : 30 | 19 |
13. | 1. FC Nürnberg | 18 | 16 : 26 | 19 |
14. | SSV Jahn Regensburg | 18 | 20 : 32 | 19 |
15. | Karlsruher SC | 18 | 26 : 31 | 18 |
16. | Eintracht Braunschweig | 18 | 20 : 30 | 18 |
17. | DSC Arminia Bielefeld | 18 | 24 : 30 | 17 |
18. | 1. FC Magdeburg | 18 | 22 : 36 | 17 |