Hamburg – Die drei sieglosen Begegnungen des Hamburger SV in der 2. Bundesliga zuletzt sind zum Osterfest absolut vergessen. Am Sonnabend gewannen die Rothosen gegen die Roten von Hannover 96 mit 6:1 (2:0). Vor 57.000 Zuschauern brannte der „große“ HSV gegen den „kleinen“ ein Feuerwerk weiter ab, das die Fans der Niedersachsen zum Anpfiff der Begegnung in der Gästekurve begannen. Benes erzielte dabei zwei Tore. Mindestens bis zum Top-Spiel des FC St. Pauli am heutigen Abend (8.4.) beim 1. FC Heidenheim hat das Walter-Team Platz zwei inne. Zwei Punkte Rückstand sind es dabei auf Tabellenführer Darmstadt 98 (spielt am Sonntag gegen SC Paderborn).
Die 1. Halbzeit: Kittel öffnet die Büchse der Pandora
Es begann schleppend, eher schlecht. David sah schon nach drei Minuten die Gelbe Karte, weil zu luschig mit der Ballannahme in der eigenen Hälfte umging und den flinken Beier unterschätzte. Der Hamburger musste sich mit unfairen Mitteln helfen, wurde dafür zurecht verwarnt. Benes machte es seinem Kollegen nach, kassierte in der elften Minute den gelben Karton. Der dritte im Bunde, Katterbach, hatte Glück, als er zu spät gegen Nielsen kam. Er wurde verschont. Die Fehlerkette beim HSV zog sich etwas und Meffert leitete die erste 96-Chance ein. Ex-Hamburger Schaub (19.) zog gegen Rothosen-Schlussmann Heuer Fernandes den Kürzeren. Kurz davor verpasste Besuschkow (18.) bereits die Führung der Roten. Es galt bis zur 30. Minute bei beiden Teams das Minimalprinzip, nur ohne Erfolg. 2:1-Torschüsse gab es für Hannover. Die vermutlich größte Möglichkeit der Gäste vereitelte Katterbach, als nach einem Konter mit viel Einsatz und Glück den Ball von Beier trennte. Der wäre sonst alleine auf das gegnerische Tor unterwegs gewesen. Der bis dahin aktivste Hamburger war Jatta, der mit einer verunglückten Flanke 96-Torwart Zieler prüfte. Aus dem Nichts fiel das 1:0 für den Tabellendritten. Köhn schoss Jatta an, von dem der Ball zu Reis sprang. Eine Flanke und ein Sonny Kittel (34.) in der Mitte, der seinen ersten Saisontreffer aus zehn Metern ins linke Eck erzielte. Um es vorwegzunehmen: Das war der Dosenöffner, der das Unheil für die Niedersachsen eröffnete. Fortan war der HSV im Spiel und Glatzel (40.) nutzte seine erste Chance per Kopfball nicht. Der ging nur Zentimeter am linken Pfosten vorbei. Dafür bereitete er den ersten Heimtreffer für Laszlo Benes (41.). Der Slowake bekam das Zuspiel an der Strafraumkante und tanzte sich bis vor Zieler durch. Den überlupfte er zum Schluss und markierte die 2:0-Pausenführung.
Nach der Pause: HSV im Torrausch
Den höchsten Sieg in der 2. Bundesliga machten die Hamburger im zweiten Durchgang klar. Erst traf allerdings Derrick Köhn (52.) mit einem Traumtor aus 15 Metern direkt in den Winkel zum Anschluss. Zwei Minuten später verpasste Muroya den Ausgleich. Das sollte es für die Hannoveraner allerdings in Sachen Tore gewesen sein, denn der HSV drehte auf. Kittel (55.) aus Nahdistanz und artistisch an die Latte und Heyer (56.) nach Zuspiel von Jatta links vorbei. Es waren vielleicht die Vorboten zum 1:6-Desaster der Leitl-Elf. Beim nächsten Angriff lag Schiedsrichter Florian Badstübner völlig daneben. Heyer wurde im Strafraum von Krajnc deutlich gefoult. Der Unparteiische ließ weiterspielen, wurde von seinem Video-Assistenten sofort zur Überprüfung gebeten. Am Bildschirm sah er es dann ebenfalls und zeigte auf den Elfmeterpunkt. Während in der Vorwoche Laszlo Benes noch einen Strafstoß vergab, machte er es in der 61. Minute besser: rechts oben ins Eck – 3:1. Und Robert Glatzel (65.) beendete alle Gäste-Hoffnungen kurz danach per Kopfballtreffer zum 4:1. Einwechselspieler Ransford-Yeboah Königsdörffer (75.) war erst fünf Minuten auf dem Feld und versenkte einen Abpraller von Zieler nach Glatzel-Kopfball zum 5:1 im Netz. Fast hätte der Mittelstürmer zehn Minuten später nachlegen können, doch Muroya klärte in letzter Sekunde. Es war ein bisschen wie ein Scheibenschießen in Hannovers Strafraum, denn Ludovit Reis (87.) stand goldrichtig, als zuvor Suhonen scheiterte, erzielte den 6:1-Endstand aus sieben Metern. Mehr passierte nicht… Der HSV tat etwas für das Torverhältnis.
Das Fazit: Ansage!
Also nach einer halben Stunde musste man nicht von seiner Gala ausgehen. „Hire & Fire“ müsste auf Sonny Kittel zutreffen, der in der entscheidenden Saisonphase auf einmal ein ganz wichtiger Baustein wird. Vergangene Woche in Düsseldorf schon bester Mann und zu Ostern nochmal eine Schippe und vor allem ein Tor draufgelegt. Respekt an Tim Walter, der immer zu ihm hielt. Doch wen will man eine schlechte Bewertung bei einem 6:1-Sieg geben? Selbst, wenn man wollte, es geht nicht. Bakery Jatta lief und lief und ackerte und ackerte. Jonas David war stark gelb-rot-gefährdet und kassierte diese nicht – cool! Laszlo Benes kann Elfmeter und Anssi Suhonen wurde nach dem Spiel von seinem Coach als „Duracell-Hasen“ bezeichnet. Es passte alles, sogar bei Elijah Krahn sah es so aus, als ob er schon seinen 100. Einsatz hatte. Nein, es war sein erster in dieser Saison (für elf Minuten) und sein zweiter insgesamt. Es gibt nichts zu meckern, nur zu loben. Nun aber bitte nicht abheben. Es war allerdings eine Ansage nach den enttäuschenden Wochen zuvor. Heute war der HSV aufstiegsreif. Nun muss er es die kommenden Wochen untermauern.
Die Trainer-Stimmen nach dem Spiel
Tim Walter (Hamburg): „Mit dem HSV muss man immer rechnen. Bei der Pressingsituation vor dem 1:0 haben wir uns endlich mal belohnt. Das war der Dosenöffner. Das zweite Tor legen wir aus einer ähnlichen Situation nach. Nach dem Anschlusstreffer haben wir uns kurz geschüttelt, spätestens nach dem 3:1 aber gelöst und mit Mut nach vorn gespielt. Das haben die Jungs sehr gut gemacht, daher bin ich stolz auf die Leistung. Heute haben wir uns und die Fans belohnt.“
Stefan Leitl (Hannover): „Wenn du 1:6 verlierst, steht das Ergebnis für sich. Die Jungs haben sehr diszipliniert begonnen, vor allem gegen den Ball. Aus der eigenen Spieleröffnung kassieren wir dann zwei Gegentore. Das müssen wir besser lösen. In der 2. Halbzeit kommen wir gut raus, nach dem Anschlusstreffer haben wir sogar die große Möglichkeit zum Ausgleich. Innerhalb von vier Minuten haben wir das Spiel dann aber komplett aus der Hand gegeben. Wir haben eine Reise bekommen, was sehr bitter ist. Jetzt müssen wir unsere Schlüsse daraus ziehen und im Heidenheim besser performen.“
Bildquellen
- Benes: Lobeca/Norbert Gettschat