Hamburg – Einen rabenschwarzen Tag erlebte der Hamburger SV am Sonnabend im Auswärtsspiel bei Holstein Kiel. Tim Walter (2018/2019 selbst an der Förde) erlebte zum ersten Mal in dieser Saison eine Niederlage mit vier Gegentreffern. Die “Störche“ demütigten den HSV mit 4:2 (1:0) und kletterten damit vor den Sonntagspielen auf Rang drei in der 2. Bundesliga.
Die 1. Halbzeit: Schwimmende Hamburger, dankbarer Holtby
Wenn die Körpersprache dieses Spiel entschieden hätte, wären die Kieler schon mit Anpfiff Gewinner gewesen. Die “Not-Abwehr“ der Hamburger hatte schon früh zu viel zu tun. Ein erster Fernschuss von Holsteins Schulz (5.) hätte die Alarmglocken bei den Gästen schrillen lassen müssen. Der Versuch ging knapp drüber. Fünf Minuten später rettete Hadzikadunic gegen Pichler in letzter Instanz. Nach einer Viertelstunde wäre der “typische“ HSV fast wieder passiert: Ramos mit einem schlampigen Rückpass auf Torwart Heuer Fernandes, der zu weit vor seinem Kasten stand, aber den Ball noch schadlos erreichte. Die Hausherren waren motiviert und hatten einen sehr guten Arp in ihren Reihen, der seinen Startelfeinsatz bestätigte. Die Kieler Führung gab es kurz danach per Elfmeter, weil Muheim den Ex-Hamburger Holtby im eigenen Strafraum von den Beinen holte. Steven Skrybski (20.) verlud Heuer Fernandes zum 1:0. Zwei Minuten später war der Übeltäter gegen den Torschützen zur Stelle und verhinderte Schlimmeres. Und noch einmal Skrybski (35.), dessen Schuss knapp am rechten Pfosten vorbeiflog. Zudem verpasste Arp (37.) das Ergebnis auszubauen, weil Ramos noch in eine Becker-Hereingabe grätschte. Der portugiesische “Retter“ auf Seiten der Rothosen hatte drei Minuten später selbst Pech bei einem Kopfball im Angriff. Die Hamburger hatten viel Glück im ersten Durchgang, so beispielswiese bei einer Kombination von Pichler und Arp (41.). Die Gäste versuchten es vorne den Ausgleich zu markieren. Ein Glatzel-Kopfball (43.) ging knapp vorbei. Die Kieler Führung zur Halbzeit war absolut verdient.
Nach der Pause: Glatzels Doppelpack und Poraths Konter
Der Seitenwechsel brachte zumindest mehr Tore ans Licht. Doch zuerst hinderte daran Ramos Kiels Pichler (48.) – wieder war es eng. Der HSV verteidigte schlecht, ließ sich immer wieder überrumpeln und kam schwer aus dem Krisenmodus. Zur Abwechslung ballerte Glatzel (53.) gegenüber den Ball per Kopf nach einer Flanke von Mikelbrencis an die Latte. Die KSV legte nach, erhöhte auf 2:0. Wieder war es Holtby, der den Treffer einleitete. Benedikt Pichler (57.) lief Ramos davon und hatte gegen Heuer Fernandes leichtes Spiel. Nach einigen Wechseln auf beiden Seiten markierte Robert Glatzel (71.) den HSV-Anschlusstreffer – natürlich per Kopfball. Und neun Minuten später jubelte Hamburgs bester Goalgetter erneut – 2:2, wieder mit dem Köpfchen. Nun waren die Rothosen drinnen. Sie wollten den Sieg. Was sie bekamen: noch zwei weitere Gegentore. Wieder traf ein Ex-Hamburger. Finn Porath (83.) erzielte acht Minuten nach seiner Einwechselung aus 20 Metern das 3:2 für Holstein Kiel. Und in der 88. Minute setzte Jonas Sterner den Deckel mit dem 4:2-Endstand drauf. Arp blieb ein Treffer versagt, denn er scheiterte in der Nachspielzeit an einer Glanzparade von Heuer Fernandes.
Das Fazit: Immer wieder die gleiche Leier
Der Matchplan von Holstein Kiel und seinem Trainer Marcel Rapp ging komplett auf. Hinten kompakt und vorne druckvoll. Ein absolut, auch in der Höhe verdienter Sieg der “Störche“, die eine überforderte HSV-Defensive auseinanderspielte. Die Qualität in der Walter-Elf lässt nach – oder war sie nie da? Viele blasse Gesichter gab es erneut in seinen Reihen, wo ein Bakery Jatta “unter den Blinden noch der Einäugige König“ war. Doppelpacker Robert Glatzel kann es alleine nicht richten. Ideen fehlten, die auf KSV-Seite durch einen top-aufgelegten Holtby oder einen bis zum Umfallen kämpfenden Fiete Arp nur so sprudelten. Der HSV hat vor allem ein großes Problem, nämlich “Hamburgs schlechteste Verteidigung“. Vier Gegentore in einem Spiel gab es zuletzt bei einem Punktspiel in Karlsruhe (2:4 am 12. März dieses Jahres). 26 Tore selbst erzielt ist ja super, allerdings 17 kassiert kann nicht der Anspruch sein. Wenn er es ist, okay, aber wenn nicht, dann bitte handeln. Vielleicht im Winter das gesparte Kühne-Geld ausgeben? Es ist doch wieder gut, dass es eine Länderspielpause gibt. Danach folgen noch vier Spieltage in 2023 und das DFB-Pokalspiel bei Hertha BSC.
Die Stimmen der Trainer
Marcel Rapp (Kiel): „Wir wollten mutig, aggressiv und intensiv spielen, das haben wir umgesetzt und sind entsprechend gut ins Spiel gekommen. Aber auch mit dem Ball haben wir es gut gemacht, hatten immer wieder unsere Ballbesitzphasen und haben uns zahlreiche Chancen herausgespielt. Mit dem Lattenkopfball des HSV hätte das Spiel kippen können, was dann ja später mit den zwei Kopfballtoren passiert ist. Wie meine Mannschaft danach reagiert, ihr Ding weiter durchgezogen und die nächsten beiden Tore herausgespielt hat – darauf kann man stolz sein.“
Tim Walter (Hamburg): „Wir sind denkbar ungünstig ins Spiel gekommen und machen uns durch zu viele Fehler das Leben selber schwer, verursachen selbst einen unnötigen Elfmeter, laden Kiel zu Chancen ein und verteilen zu viele Gastgeschenke. Dafür haben wir die Quittung bekommen. Dass wir dennoch zu jeder Zeit zurückkommen können, ist eine Qualität von uns, das haben wir auch heute wieder gezeigt. Doch nach dem 2:2 haben wir uns zu dämlich angestellt, uns insgesamt zu wenig an den Plan gehalten und zu wenig Energie auf den Platz bekommen.“
Der 13. Spieltag (10.-12.11.)
Schalke – Elversberg 1:2
St. Pauli – Hannover 0:0
Braunschweig – Osnabrück 3:2
Kiel – Hamburg 4:2
Paderborn – Nürnberg 1:3
Berlin – Karlsruhe 2:2
Magdeburg – Rostock (So., 13.30 Uhr)
Wiesbaden – Kaiserslautern
Fürth – Düsseldorf
Die Tabelle
1. | FC St. Pauli | 13 | 24 : 9 | 27 |
2. | Hamburger SV | 13 | 26 : 17 | 24 |
3. | Holstein Kiel | 13 | 23 : 21 | 23 |
4. | Hannover 96 | 13 | 26 : 15 | 22 |
5. | Fortuna Düsseldorf | 12 | 24 : 14 | 21 |
6. | 1. FC Nürnberg | 13 | 22 : 22 | 21 |
7. | SV 07 Elversberg | 13 | 19 : 19 | 21 |
8. | SpVgg Greuther Fürth | 12 | 20 : 17 | 18 |
9. | 1. FC Kaiserslautern | 12 | 24 : 23 | 18 |
10. | SV Wehen Wiesbaden | 12 | 13 : 12 | 18 |
11. | SC Paderborn 07 | 13 | 21 : 23 | 18 |
12. | Hertha BSC | 13 | 24 : 22 | 17 |
13. | 1. FC Magdeburg | 12 | 20 : 21 | 13 |
14. | Karlsruher SC | 13 | 19 : 23 | 13 |
15. | F.C. Hansa Rostock | 12 | 11 : 17 | 13 |
16. | FC Schalke 04 | 13 | 20 : 28 | 13 |
17. | Eintracht Braunschweig | 13 | 10 : 26 | 8 |
18. | VfL Osnabrück | 13 | 14 : 31 | 7 |
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