Hansa-Joker sticht HSV in Nachspielzeit aus

Rostock entführt drei Punkte bei Uwe Seeler-Gedenkspiel

Ludovit Reis (HSV) im Zweikampf mit Kevin Schumacher (Hansa). Foto: Lobeca/Norbert Gettschat

Hamburg – Der Hamburger SV hat sein Spiel eins nach dem Tod von Uwe Seeler in der 2. Bundesliga am Sonntag vor 54.500 Zuschauern im Volksparkstadion gegen den F.C. Hansa Rostock mit 0:1 (0:0) verloren. Im zweiten Saisonspiel war es die erste Niederlage für den HSV. Den Treffer des Tages erzielte Kevin Schuhmacher für den FCH in der Nachspielzeit. Die rund 9.000 mitgereisten Gästefans feierten ihre Mannschaft und den ersten Saisonsieg. Vor dem Spiel gab es viele emotionale Momente im Stadion. Mehr dazu am Montag bei HL-SPORTS.

Große Trauer um Uwe Seeler vor dem Heimspiel gegen Hansa Rostock. Foto: Lobeca/Norbert Gettschat

Die 1. Halbzeit: Hamburger Dominanz

Nach rund zehn Minuten übernahmen die Hausherren das Kommando, schnürten die Mecklenburger in ihrer Hälfte ein. Zehn weitere Minuten später gab es bereits 84 Prozent Ballbesitz für den Favoriten. Die erste Chance hatte allerdings Hansas Fröde (22.), der einen Kopfball am Tor vorbeiköpfte. Und noch einmal waren es die Gäste, die durch Pröger (28.) einen Schuss aus spitzem Winkel abgaben, der ebenfalls sein Ziel verfehlte. Die Down-Phase des HSV nutzte Rostock mit schnellem Flügelspiel. Bis zum Gästestrafraum sah bei Hamburg alles gut aus, doch dort stand die gegnerische Wand. Erst in Schlussminuten hatte Kittel (38., 39.) zwei sehr gute Möglichkeiten für den HSV. In der Nachspielzeit versuchte es Benes aus der Ferne, doch dieser Ball flog knapp drüber.

v.l.: Morris Schröter (Hansa), Sebastian Schonlau (HSV), Hansa-Torwart Markus Kolke und Damian Roßbach (Hansa). Foto: Lobeca/Norbert Gettschat

Nach der Pause: Rostocker Frechheit

Nach Wiederanpfiff ließ sich Heyer (49.) vorne etwas einfallen, doch seine Rückgabe fand niemanden. Rostock glänzte mit Überfallmomenten, wie in der 54. Minute, als Pröger noch in letzter Sekunde von Schonlau vom Ball getrennt wurde. Danach prallten Verhoek, Benes und Vuskovic zusammen. Die beiden Hamburger blieben liegen und Vuskovic musste später sogar ausgewechselt werden. Einen Daumenbruch bestätigte sich allerdings nicht, dennoch wird der HSV-Innenverteidiger am Montag zum Arzt müssen. Die größte Chance bis dato hatte Rostocks Ingelsson (65.), die Hamburgs Torwart Heuer Fernandes mit einer Glanztat parierte. Die Begegnung verlor an Fahrt und von den Gastgebern war kaum noch etwas ideenreiches zu sehen. Das merkte die Kogge und schipperte schnurstracks Richtung Offensive. Ein Schuss von Rhein (69.) ging knapp über das HSV-Gehäuse. Heuer Fernandes musste danach gegen Dressel (81.) in höchster Not retten. Danach kamen die Rothosen wieder, machten Druck. Reis und Glatzel (84.) nutzten beste Chancen nicht. Und noch einmal hatte Glatzel (88.) aus drei Metern den Führungstreffer auf dem Fuß, fand seinen Meister im überragenden Kolke. Auch eine Minute später, bei Chaos im Hansa-Strafraum, blieb der Erfolg aus. Mit acht Minuten Nachspielzeit sollte die zweite Luft bei den Hausherren noch einmal kommen, doch stattdessen patzte Schonlau hinten noch zweimal und bei einem schnellen Konter über die linke Seite überwand Joker Kevin Schumacher (94.) die HSV-Abwehr und ihren Keeper zum 1:0-Siegtreffer für Hansa Rostock. Zwar hatte David (97.) noch eine Mega-Möglichkeit per Kopfball, doch nichts wars mit einem Punkt für das Team, das für Uwe Seeler alles geben wollte.

Hansa-Jubel nach dem 1:0-Siegtreffer in Hamburg. Foto: Lobeca/Norbert Gettschat

Das Fazit: Erschreckender Abbau

Die Stimmung im Stadion war vor dem Spiel sehr gedrückt, was durch den Verlust des größten HSVers nicht anders zu erwarten war. Mit dem Anpfiff war das allerdings ausgeblendet oder sollte es zumindest sein. Nach einer Orientierungsphase übernahm der HSV das Kommando und gab nach einem kurzen Durchhänger zum Ende der ersten Hälfte wieder Gas. Man hatte das Gefühl, dass es ein Geduldsspiel werden würde, doch mit der zweiten Halbzeit schwanden alle Hoffnungen bei den Hamburger Anhängern. Die Rothosen bauten zunehmend ab, machten Hansa dadurch stark. Das Tor für Rostock hatte man irgendwie befürchtet. Es war dann auch irgendwann wie immer beim HSV: Schlampig und ideenlos in der Vorwärtsbewegung und hinten immer anfällig und für Harakiri stets gut. Zudem war einigen Rothosen anzusehen, dass sie einfach zu verkrampft waren. Spielfreude sieht anders aus und wenn sich die 15 anderen Trainer der Liga anschauen, wie Braunschweig und Rostock gegen Hamburg taktierten, dann kommen noch 32 genau solcher Spiele auf den HSV zu. Diese Punkte hat man heute fahrlässig verloren, denn man hatte Hansa gut im Griff und nichts daraus gemacht.

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HSV-Trainer Tim Walter. Foto: Lobeca/Norbert Gettschat

Die Stimmen nach der Partie

Jens Härtel (Hamburg): „Wir haben unterm Strich etwas glücklich die drei Punkte mitgenommen. Wir wären aufgrund der letzten zehn Minuten auch mit einem Punkt zufrieden gewesen. Wir haben unseren Matchplan aber gut umgesetzt. Besonders zu Beginn. Wir wussten, dass immer Räume da sein werden, solange das Ergebnis offen ist. Wir haben diese Räume ganz ordentlich bespielt und Chancen gehabt. Dennoch brauchten wir auch einen guten Schlussmann, der gerade in der Schlussphase großartig gehalten hat. Wir haben uns diesen Sieg auf unsere Art und Weise hart erarbeitet.“

Tim Walter (Hamburg): „Es war heute ein besonderes Spiel. Es ging wenig um Fußball, sondern darum, den großartigen Uwe Seeler zu würdigen. Hierbei spielte Fußball nicht die übergeordnete Rolle, sondern das Drumherum. Das war heute spürbar. Fußballerisch haben wir es heute bedeutend besser gemacht als in der letzten Woche. Je länger das Spiel ging, desto präsenter sind wir geworden. Wir haben uns am Ende nicht belohnt. Letztlich war es diese eine zugelassene Konterchance, die für den Gegner erfolgreich war und für uns zu einem unglücklichen Ausgang geführt hat. Dennoch müssen wir noch präsenter und konsequenter werden. Das gilt es zu verbessern. Wir müssen wieder dahin kommen, dass jeder über seine Leistungsgrenze geht. Jeder hat mal wieder gesehen, dass es in dieser Liga kein Selbstläufer ist.“

Der 2. Spieltag (22.-24.7.)

Darmstadt – Sandhausen 2:1
Düsseldorf – Paderborn 2:1
Heidenheim – Braunschweig 3:0
Nürnberg – Fürth 2:0
Kiel – Kaiserslautern 2:2
Hannover 96 – St. Pauli 2:2
Bielefeld – Regensburg 0:3
Hamburg – Rostock 0:1
Karlsruhe – Magdeburg 2:3

Die Tabelle

1.SSV Jahn Regensburg25 : 06
2.1. FC Heidenheim 184624 : 06
3.Fortuna Düsseldorf24 : 26
4.FC St. Pauli25 : 44
5.1. FC Kaiserslautern24 : 34
6.SC Paderborn 0726 : 23
7.1. FC Nürnberg24 : 33
8.Hamburger SV22 : 13
9.1. FC Magdeburg24 : 43
10.SV Sandhausen23 : 33
11.F.C. Hansa Rostock21 : 13
12.SV Darmstadt 9822 : 33
13.Holstein Kiel24 : 42
14.Hannover 9623 : 41
15.SpVgg Greuther Fürth22 : 41
16.DSC Arminia Bielefeld21 : 50
17.Eintracht Braunschweig20 : 50
18.Karlsruher SC22 : 80
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