Die Situation in der 3. Liga hat sich für den VfB Lübeck nach dem 28. Spieltag und dem 1:1 in Uerdingen nur unwesentlich verbessert. Vier aus sechs heißt das Abstiegsspektakel jetzt, nachdem leider nicht alle Spiele im Sinne der Lübecker ausgegangen sind. Viktoria Kölns 3:1 über den MSV Duisburg und das 2:1 des SC Verl über Unterhaching „passten“, aber Meppens 1:0 in Mannheim und Magdeburgs 2:0 beim FC Bayern München II hätte man sich als leidendender VfB-Anhänger andersherum gewünscht. Solche Erfolgserlebnisse, wie sie Meppen und Magdeburg gerade feierten, braucht auch der VfB ganz dringend, wenn der Traum von einem weiteren Jahr in der 3. Liga wahr werden soll.
Ein Blick auf die Rückrunden-Tabelle verheißt aber nichts Gutes. Mit nur einem Sieg und zwei Unentschieden aus acht Begegnungen belegt der VfB Lübeck den vorletzten Tabellenplatz. Nur Unterhaching rangiert hinter den Grün-Weißen – und auch in der Auswärtstabelle ist der VfB Vorletzter. In 14 Spielen reichte es nur zu zwei Siegen bei drei Unentschieden und neun Niederlagen. Lediglich in der Heimtabelle (Platz 16 – vier Siege, drei Unentschieden und sechs Niederlagen) würde es knapp zum Klassenerhalt reichen.
28 Tore zu wenig, 41 zu viel?
Nun kann man sich trefflich streiten. Sind 28 geschossene Tore (16 Konkurrenten trafen häufiger) zu wenig oder 41 Gegentore (nur zwölf Klubs kassierten weniger Tore) zu viel? Auf alle Fälle zu wenig waren die lediglich zwölf Tore, die auf der Lohmühle erzielt wurden. Mit den Fans im Rücken wären es sicherlich ein paar mehr gewesen, doch diese Kröte müssen die VfBer leider schlucken. Sch… Corona! Denn die ganze Aufstiegs-Euphorie ging deswegen den Bach hinunter – die gerade ein Aufsteiger so dringend gebraucht hätte.
Was macht jetzt (noch) Hoffnung für die restlichen Spieltage? Ich mag es kaum sagen: Der 1:0-Sieg gegen Hansa Rostock, den wohl kaum jemand ernstlich erwartet hatte? Morgen kommt mit 1860 München der nächste (haushohe) Favorit ins Dietmar-Scholze-Stadion… Im Fall eines Punktgewinnes wäre es dann jedoch wichtig, am Sonnabend gegen den SC Verl nachzulegen. Erst dann würde ein (Teil)Erfolg gegen die Löwen wirklich zählen.
„Dreckiges“ 1:0 würde mir reichen!
„In den ersten 20 Minuten nach der Pause ist mir das Herz aufgegangen“, lobte Rolf-Martin Landerl sein Team nach dem Remis gegen Uerdingen. Ich hoffe, Landerl findet andere Ansatzpunkte für sein Herz. Mir würde schon ein „dreckiger“ 1:0-Sieg wie gegen Rostock völlig reichen!
Markus Kolke Topspieler der Saison!
Markus Kolke ist für das kicker-Sportmagazin der Topspieler der Saison. Hansa Rostocks Torhüter hatte auch gestern Abend im Spiel bei Türkgücü München alle Hände voll zu tun, war aber einmal mehr Hansas Fels in der Brandung, was seinen Spitzenplatz allemal rechtfertigte.
Einen Spitzenplatz nimmt auch Jan Löhmannsröben zusammen mit dem Duisburger Arne Sicker (der gebürtige Rendsburger wäre im Falle eines weiteren Drittligajahres eventuell einer für den VfB) ein. Allerdings ist es eher eine Negativ-Statistik: Es geht um die farbigen Kärtchen, die die Schiedsrichter verteilen. Beide Spieler sahen bisher sieben Gelbe und eine Rote Karte.
„Anfangs scheiße gespielt!“
Doch viel wichtiger ist es, dass Hansa sein Spiel in München bei Türkgücü dank einer erheblichen Steigerung nach der Pause souverän und überzeugend mit 3:0 gewann. Damit kletterte Rostock wieder auf den zweiten Tabellenplatz, während Ingolstadt auf Rang 3 zurückfiel. Hansa ich aktuell die beste Mannschaft der Rückrunde und hat damit zumindest den Relegationsplatz so gut wie sicher. Doch Platz 3 reicht Hansa nicht – zumindest Platz 2 soll es sein.
„Wir haben in den ersten Minuten ganz schöne Scheiße gespielt“, fand Jens Härtel trotz des 3:0 ein Haar in der Suppe. Und er warnte: „Da kann sich durchaus noch eine Mannschaft oben reinschieben.“
Die Wette würde ich halten. Die ersten drei Mannschaften stehen fest. Wer rechnet denn ernsthaft damit, dass Dresden, Rostock oder Ingolstadt noch einbrechen?
In diesem Sinne eine schöne Woche
Euer Karl-Heinz Tiedemann