Lübeck – Die Corona-Fälle beim VfB Lübeck könnten nach Ansicht von Jochen Kientz noch ein Nachspiel haben. Nicht nur, dass die Partie seiner Waldhöfer vor über einer Woche an der Lohmühle kurzfristig abgesagt wurde und nun am 13. Januar nachgeholt wird – der Sportliche Leiter der Mannheimer gab sich in einem TV-Interview beim Südwestrundfunk (SWR) am vergangenen Sonnabend in der Pause des Spiels zwischen seinem Club und dem 1. FC Saarbrücken etwas unglücklichen Aussagen hin.
„Im Fußball wird viel geredet“
Der 48-Jährige meinte: „Für uns war es unglücklich. Mit Meppen ging das noch, aber mit Lübeck war das… naja… okay… Es geht um die Gesundheit und wenn man der Meinung ist, man muss das Spiel dann absagen, aufgrund der Tatsache… also wir haben einige Internas zu diesen Abläufen, weil wir… das ist halt einfach so, im Fußball wird viel geredet und gute Quellen und wenn man da gut vernetzt ist, dann weiß man schon, was dort passiert ist. Es geht um die Gesundheit und wünsche den Betroffenen in Lübeck Gute Besserung und wenn die Gefahr bestand, tatsächlich, dass man nicht spielen hätte können, dann ist es ja in Ordnung.“ Auf die Frage, „warum Lübeck von der Spielabsage profitiert hätte“, antwortete Kientz: „Ich möchte mich darüber nicht äußern. Das macht der DFB schon und wird schauen, was da vorgefallen ist und wie es passiert ist. Wenn man Sachen sagt, muss man sie auch beweisen können. Es ist für uns relativ unglücklich abgelaufen, aber nochmal: wir wünschen allen Betroffenen Gute Besserung.“
Was erwartet Kientz?
Was er mit dieser Aussage wirklich meinte, wird vielleicht sein Geheimnis bleiben. Doch Fakt ist, dass die Mannheimer sofort nach dem positiven Corona-Test informiert wurden. Die Entscheidung, dass die Lübecker Mannschaft in Quarantäne musste, war eine Anordnung des Gesundheitsamtes. Da allerdings mehrere Behörden involviert waren, dauerte die Absage, die dann auf Antrag des VfB beim Deutschen Fußball Bund (DFB) entschieden, wurde erst am frühen Freitagabend gefällt. Da waren die Waldhöfer bereits unterwegs und mussten wieder umkehren. Nach eigener Aussage auf der Vereinsinternetseite hieß es: „Um die Ausbreitung von COVID-19 zu unterbinden, besteht leider keine Möglichkeit, das Spiel auszutragen. Die Mannheimer Mannschaft hat sich zum Zeitpunkt der Absage bereits in Lübeck aufgehalten und wird sich nun auf den Weg zurück nach Mannheim begeben.“ Selbst Kientz wurde zitiert: „Ich hoffe, dass sich nicht noch weitere Personen angesteckt haben und wünsche den positiv Getesteten des VfB Lübeck eine baldige Genesung.“
Gesundheitsamt entscheidet
Die Begegnung war für Sonnabend, 28. November um 14 Uhr angesetzt. Die Spielabsage kam knapp 21 Stunden davor. Nach Informationen von HL-SPORTS war es die eigene Entscheidung der Mannheimer die Reise anzutreten. Eine Absage war zu erwarten, da neben dem Lübecker Spieler Dren Feka zwei Tage zuvor Cheftrainer Rolf Landerl positiv auf das Virus SARS-CoV-2 getestet wurden. In der Kürze der Abstände blieb vermutlich keine andere Wahl, die Begegnung abzusagen, weil eben so sichergestellt war, dass die Infektionskette unterbrochen wurde. Der VfB informierte sofort die zuständigen Gesundheitsbehörden und den DFB. Welche Ambitionen Kientz zu so einer schwammigen Aussage in einem TV-Interview trieben und von welchen „Internas“ er wissen will, ist genauso unklar. Ob der DFB jetzt die Sache nochmal aufrollt, scheint eher ausgeschlossen. Es sei denn der Verband stellet die behördliche Autorität in Frage…
Mannheim ist Hotspot
Dabei sind gerade in Mannheim die Corona-Zahlen sehr hoch. In der Baden-Württembergischen Stadt lag der Inzidenzwert am Sonntag um 16 Uhr bei 239,4 pro 100.000 Einwohnern.
Waldhof wäre bei Abbruch aufgestiegen und beklagt Todesfall im Umfeld
Schon in der vergangenen Saison trat der SVW auf die Corona-Bühne und drängte auf einen Saisonabbruch. Damals, zu Beginn der Pandemie, waren die Waldhöfer in der 3. Liga auf Platz zwei und wären womöglich in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Im April gab es zudem einen Todesfall im Umfeld eines Spielers. Der Verein plädierte nach Presseberichten zufolge nochmals für einen Abbruch. Am Ende landete man auf Rang neun.
Kehrt Landerl morgen zurück?
Beim VfB Lübeck geht die Arbeit indes weiter. Der nächste Gegner steht am Sonnabend auf der Lohmühle gegenüber. Der 1. FC Magdeburg kommt, steht nur zwei Punkte hinter den Grün-Weißen. Die Trainingsarbeit beginnt heute. Chefcoach Rolf Landerl wird aber erst am Mittwoch wieder dabei sein. Seine 14-tägige Quarantäne endet am heutigen Dienstag. Sein Gesundheitszustand ist wieder hergestellt.