Hamburg – Eine heiße Woche ist das für den FC St. Pauli: Erst die 0:1-Niederlage bei F.C. Hansa Rostock, danach große Aufregung um den dazugehörigen Polizeieinsatz und jetzt kommt der Tabellenführer ans Millerntor. Am Sonnabend ist um 13.30 Uhr Spitzenreiter Werder Bremen zu Gast auf dem Kiez. Beide Clubs trennt nur ein Punkt.
Ausschreitungen in Rostock
Zurück nach Rostock, wo am vergangenen Sonnabend das Auswärtsspiel gegen die „Kogge“ anstand. Das Ergebnis hat die Kiezkicker nicht erwärmt, denn wichtige Punkte im Aufstiegskampf gingen flöten. Das Drumherum war allerdings vermutlich nicht anders zu erwarten. Hansa- und St. Pauli-Fans verbindet eine tiefe Abneigung, Ausschreitungen waren vorprogrammiert. Die Polizei hatte alle Hände voll zu tun. Nun hat sich der Kiezclub öffentlich dazu geäußert und erhebt schwere Vorwürfe.
Offizielle Stellungnahme des FC St. Pauli:
„Beim Auswärtsspiel des FC St. Pauli beim F.C. Hansa Rostock (2.4.) ist es während der Halbzeit und nach dem Abpfiff zu heftigen Angriffen und polizeilichem Vorgehen gegen unsere mitgereisten Fans gekommen. Der FCSP hat zur internen Aufarbeitung zusammen mit dem Fanladen und der Braun-Weissen Hilfe erste Erlebnisberichte gesichtet, ausgewertet und notwendige Fakten zusammengetragen.“
„Der FC St. Pauli zeigt sich von den Vorfällen, die sich am Sonnabend und in der Nacht in Rostock zugetragen haben, zutiefst betroffen. Wir haben die ersten uns zugetragenen Berichte gelesen und sind erschüttert über das, was sich während und im Nachgang unseres Auswärtsspiels zugetragen hat. Der Umgang mit Gästefans ist absolut inakzeptabel und verantwortungslos gewesen. Wir sprechen hier von einem Organisationsversagen auf ganzer Linie.“
„Bereits während der Halbzeitpause konnten die Rostocker Fans ungehindert im Gästeumlauf stehende St. Pauli Fans minutenlang mit pyrotechnischen Erzeugnissen und Farbkartons bewerfen, während danebenstehende Polizeieinheiten nicht eingriffen. Es handelte sich um einen Angriff, bei dem mutwillig in Kauf genommen wurde, die Gesundheit von allen möglichen Fans zu gefährden. Das folgende gewalttätige Vorgehen der Polizei gegen die Gästefans war willkürlich und unverhältnismäßig. Daraufhin kam es auch zu Gegen-Reaktionen seitens unserer Fans.“
„Nach Abpfiff der Partie ist es außerhalb des Gästeblocks auf dem Weg zu den Shuttlebussen zu Polizeigewalt gegen unsere Fans durch den Einsatz von Schlagstöcken, Wasserwerfern und Reizgas gekommen, nachdem unsere Fans erneut von Rostocker*innen angegriffen wurden, während sie auf engstem Raum festgesetzt waren, und keine Möglichkeit hatten, dem Angriff zu entkommen, sodass Panik ausbrach.“
„Es war an dem Abend nicht erkennbar, dass die Polizei ihrem Schutzauftrag nachgekommen ist. Stattdessen wurden bewusst gesundheitliche Beeinträchtigungen unserer Fans seitens der Polizei in Kauf genommen, sowohl in der Halbzeit als auch nach Abpfiff der Partie und beim Einstieg in die Busse.“
„Wir als FC St. Pauli verurteilen jegliche Form von Gewalt und stellen uns hinter die betroffenen Fans. Ihr seid nicht allein. Unterstützt zur weiteren Aufarbeitung der Vorfälle mit weiteren Gedächtnisprotokollen und sendet diese an den Fanladen, die Braun-Weisse Hilfe oder den FC St. Pauli.“
Weiterhin 2G-Regelung am Millerntor
Der FC St. Pauli hat unter der Woche bekanntgegeben, dass im Stadion weiterhin die 2G-Regel – und zwar bis zum Saisonende, dazu eine FFP2-Maskenpflicht. „Im Sinne der Eigenverantwortung appelliert der FCSP jedoch an alle Fans und Besucher, die FFP2-Maske nur auf den Sitz- und Stehplätzen abzunehmen und im Vorfeld der Partie freiwillig einen Schnelltest durchführen zu lassen“, teilte der Verein mit. Präsident Oke Göttlich: „Mit der Entscheidung, die Heimspiele mindestens unter 2G-Bedinungen auszutragen, möchten wir unseren Fans und Mitarbeiter gegenüber unserer Verantwortung gerecht werden. Für uns alle geht es darum, die schwierige Lage gemeinsam zu meistern, solidarisch zu agieren und aufeinander zu achten. Ich freue mich natürlich auf ein volles, aber rücksichtsvolles Millerntor-Stadion in den kommenden Partien.“
„Das ist mir viel lieber, als wenn es nur um die Goldene Ananas geht“
Sportlich konzentriert man sich nun auf das Top-Spiel in der 2. Bundesliga am Sonnabend gegen Werder Bremen. „Die DFL wird so oft kritisiert, da kann man sie doch auch mal loben, so einen Spielplan entworfen zu haben. Wohlwissend, dass es ein paar richtige Kracherspiele werden, nicht nur bei uns. Wenn man sich diesen Spieltag anguckt, dann spielen sechs Teams direkt gegeneinander und so geht es ja auch weiter. Was gibt es denn Schöneres? Es ist Vollspannung in der zweiten Liga, ab jetzt gibt es fast nur ausverkaufte Stadien. Das ist mir viel lieber, als wenn es nur um die Goldene Ananas geht. Und wir sind mittendrin, das ist das Beste daran“, sagt Trainer Timo Schultz zur Ansetzung der Deutschen Fußball Liga (DFL).
Wie will Schultz Ducksch in den Griff bekommen?
Angst vor Bremens Torjägern Marvin Ducksch (früher selbst beim FC St. Pauli) und Niclas Füllkrug hat er nicht: „Es ist das Sturmduo in der Liga, mit der meisten Bundesliga-Erfahrung, behaupte ich mal. Die beiden haben ihre Stärken im Abschluss, sind stark in der Luft, haben eine gut Freilaufbewegung und sind gut aufeinander abgestimmt. Sie haben viele Vorzüge, aber ich habe auch gute Innenverteidiger. Auf die beiden gilt es sicherlich, gut aufzupassen. In 90 Minuten kann man sie nicht komplett ausschalten, da braucht man in einigen Situationen einen guten Torwart. Wir müssen das als Mannschaft lösen, viel Druck auf den Ball bekommen und sie nicht in die Abschlusssituationen kommen lassen. Das wird eine Aufgabe.“
Drei Punkte sind das Ziel
„Wir sind die beste Heimmannschaft und wollen das gerne auch bleiben. Daran werden wir alles setzen. Mit den Fans im Rücken, die uns in schwierigen Phasen nach vorne pushen und dafür sorgen können, dass wir in den letzten fünf bis zehn Minuten ne Schippe drauflegen. Wir freuen uns auf ein ausverkauftes Millerntor und eine tolle Stimmung. Alle im Stadion werden es genießen, so soll es auch sein“, so der Coach der Braun-Weißen.
Der 29. Spieltag (8. – 10.4.)
Düsseldorf – Rostock (Fr., 18.30 Uhr)
Regensburg – Ingolstadt
Schalke – Heidenheim (Sa., 13.30 Uhr)
St. Pauli – Bremen
Aue – Hannover
Nürnberg – Darmstadt (20.30 Uhr)
Kiel – Hamburg (So., 13.30 Uhr)
Paderborn – Karlsruhe
Sandhausen – Dresden
Die Tabelle
1. | SV Werder Bremen | 28 | 52 : 37 | 52 |
2. | SV Darmstadt 98 | 28 | 56 : 35 | 51 |
3. | FC St. Pauli | 28 | 53 : 38 | 51 |
4. | FC Schalke 04 | 28 | 56 : 34 | 50 |
5. | 1. FC Nürnberg | 28 | 41 : 37 | 46 |
6. | Hamburger SV | 28 | 51 : 29 | 45 |
7. | 1. FC Heidenheim 1846 | 28 | 37 : 36 | 45 |
8. | SC Paderborn 07 | 28 | 48 : 39 | 40 |
9. | Karlsruher SC | 28 | 48 : 42 | 38 |
10. | SSV Jahn Regensburg | 28 | 45 : 40 | 37 |
11. | F.C. Hansa Rostock | 28 | 36 : 43 | 37 |
12. | Holstein Kiel | 28 | 37 : 48 | 34 |
13. | Fortuna Düsseldorf | 28 | 35 : 36 | 33 |
14. | Hannover 96 | 28 | 26 : 41 | 32 |
15. | SV Sandhausen | 28 | 31 : 45 | 31 |
16. | SG Dynamo Dresden | 28 | 27 : 38 | 28 |
17. | FC Erzgebirge Aue | 28 | 26 : 58 | 19 |
18. | FC Ingolstadt 04 | 28 | 25 : 54 | 18 |