Historisches Spiel zwischen FC St. Pauli und HSV

Rekordkulisse im norddeutschen Frauenfußball

Die Mannschaft feiert mit den Fans: Derbysieger HSV. Foto: Lobeca/Andreas Hannig

Hamburg – 19.710 Zuschauer sorgten für einen neuen Rekord im norddeutschen Frauenfußball. Die Partie zwischen FC St. Pauli und dem Hamburger SV wurde zu einem großen Fußballfest, dass alle Beteiligten – vor allem die Spielerinnen auf dem Rasen im Stadion am Millerntor – nicht vergessen werden. Die Rothosen gewannen mit 7:1 (4:0) in der 2. Runde des DFB-Pokal und stehen damit im Achtelfinale. Larissa Mühlhaus war dreifach erfolgreich. Die Kiezkickerinnen kamen in der letzten Minute noch durch Joline Floeter zum vielumjubelten Ehrentreffer.

Larissa Mühlhaus (Hamburger SV) bejubelt das 1:0. Foto: Lobeca/Andreas Hannig

Lisa Baum mit Doppelpack

Die Partie war einseitig, allerdings war das im Vorweg zu erwarten. Die Gäste spielen in der 2. Bundesliga, die “Ladies in Brown“ schafften gerade erst ihren ersten Sieg in der Regionalliga Nord. Larissa Mühlhaus (3.) traf zur Führung für den HSV. Die Ostholsteinerin Lisa Baum (7.) erhöhte auf 2:0 und legte in der 21. Minute mit dem 3:0 nach. Die Rothosen hatten viele sehr gute Chancen und waren erst in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit wieder erfolgreich, als Sarah Stöckmann einen Kopfball im Netz zum 4:0-Pausenstand unterbrachte. Die mehr als 3.000 HSV-Fans hatten da schon Grund zum Feiern.

Schwarz weiß blau – kein Unterschied zum Volkspark – die HSV Fans unterstützen auch ihr Frauen-Team. Foto: Lobeca/Andreas Hannig

Lübeckerin ist Teil der Historie

In der zweiten Hälfte war vor allem die Defensivarbeit der St. Paulianerinnen besser, so dass der Favorit nicht mehr die ganz großen Möglichkeiten nutzte. Erst in der Schlussphase klingelte es wieder mehrfach. Victoria Schulz (80.) und der Doppelpack von Larissa Mühlhaus (63. per Elfmeter) und in der 89. Minute setzten den Torhunger fort. Da feierten bereits die Fans vom Volkspark ihre Mädels. Der größte Jubel allerdings kam erst noch, denn nachdem Rachel Rinast mit einem Linksschuss die Latte traf, sprang der Ball direkt vor Joline Floeter (89.) auf, die den Schlusspunkt mit dem 1:7-Ehrentreffer setzte. Schiedsrichterin Anna-Lena Heidenreich aus Lübeck ließ noch vier Minuten nachspielen und dann lagen sich alle in den Armen, denn gefeiert wurde auf beiden Seiten.

Schiedsrichterin Anna-Lena Heidenreich aus Lübeck (Mitte) mit ihren Assisistentinen Lis Pirotton (links), und Jasmin Matysiak beim Warmup. Foto: Lobeca/Andreas Hannig

Achtelfinale im Volksparkstadion?

Während es für den FC St. Pauli in der kommenden Woche in der Regionalliga mit einem Auswärtsspiel bei Aufsteiger Eintracht Braunschweig weitergeht, muss der HSV in der 2. Liga zum SV 67 Weinberg. Im Pokal-Achtelfinale (25./26.11.) könnte es zu einem Duell mit Werder Bremen geben. Der Bundesligist ist in der 2. Runde bei Borussia Mönchengladbach gefordert. Allerdings auch noch dabei sind unter anderem VfL Wolfsburg, FC Bayern München und 1. FC Köln. Sollte es ein Heimspiel und der Gegner eine große Anhängerschaft haben, wäre vielleicht ein Spiel im Volksparkstadion möglich – und dann mit einem ganz neuen Rekord? Derzeit tragen die Hamburgerinnen ihre Spiele zuhause entweder auf dem Trainingsgelände in Norderstedt oder im Sportpark Eimsbüttel aus.

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St. Paulis Midou Loubongo-Mboungou (links) verliert den Ball gegen HSV-Stürmerin Lisa Baum (rechts). Torhüterin Friederike Ihle (FC St. Pauli) ist machtlos. Foto: Lobeca/Andreas Hannig

Frauenfußball gewinnt mehr Fans

Trotz des überraschenden Ausscheidens der deutschen Nationalmannschaft im Sommer gewinnen die Frauen mehr Fans. Gerade der HSV sorgt mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga für Euphorie. So kamen zum Aufstiegsspiel 1.800 Zuschauer und zum Rückspiel beim FC Viktoria Berlin sogar 3.600 Anhänger. Beim Liga-Auftakt gegen Mönchengladbach waren 1.087 Fans. Der FC St. Pauli lockte in der 1. DFB-Pokal-Runde 1.840 Zuschauer in die Adolf-Jäger-Kampfbahn. Zum Endspiel um den Hamburger Verbandspokal im Stadion Hoheluft gegen FC Union Tornesch kamen sogar 3.882 Zuschauer. Für den Norden sind das schon ganz stabile Zahlen.

Zuschauerrekord am Millerntor mit 19.710 Fans. Foto: Lobeca/Andreas Hannig

VfL Wolfsburg vor über 90.000

Doch überregional sowie international gibt es noch weit höherer Besucherzahlen von Frauenfußballspielen. Bisheriger Spitzenreiter ist das Champions League-Endspiel zwischen FC Barcelona und VfL Wolfsburg, wo 91.648 Zuschauer im Stadion Camp Nou waren. In der gesamten vergangenen Bundesliga-Saison kamen über 13 Millionen Fans in die Stadien und schauten die 306 Spiele. Spitzenreiter hier ist derzeit die Partie zwischen Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Köln. Hier waren 38.365 Zuschauer dabei. Der Norden hat mit dem Hamburger Stadtderby einen kleinen Schritt in diese Richtung gemacht.

Pyro auf der Gegengerade zum Stadtderby der Frauen zwischen FC St. Pauli und HSV. Foto: Lobeca/Andreas Hannig

Ausschreitungen überschatten Stadtderby

Vor und während des Spiels am Millerntor blieb es friedlich, doch danach wurde es in der Dunkelheit auf dem Kiez ungemütlich. Fangruppen beider Clubs lieferten sich Auseinandersetzungen. Die Polizei war am Freitagabend mit einigen Hundertschaften im Einsatz.

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