HSV: Abo auf die „Goldene Ananas“ – beim Schlusslicht und das Stadtderby verlieren… geht gar nicht!

Ein Kommentar von Chefredakteur Roland Kenzo:

Vorweg: Der FC St. Pauli ist am Montagabend als verdienter Sieger aus dem Hamburger Stadtderby hervorgegangen. Die Kiezkicker haben es nach einem unbequemen Anfang immer besser verstanden, den HSV zu kontrollieren und sich Stück für Stück die Feldhoheit erobert. Dass Sonny Kittel den Ball gleich nach dem Anpfiff per Freistoß an die Latte knallte, ließ eigentlich hoffen – aber Erinnerungen an die Vorwoche in Würzburg kamen auch auf. Naja, so schlimm war es dann erst einmal doch nicht. Doch zunehmend machte sich das Gefühl breit, dass die Braun-Weißen viel schlauer agierten und vor allem strukturierter waren.

Eigentlich unentschieden…

Schaut man sich die reinen Statistiken an, war das Duell absolut ausgeglichen. Da gibt es nichts zu bemängeln – weder bei den Kiezkickern noch beim HSV.

Die HSV-Verlierer

Allerdings gibt es Positionen, über die man bei den Rothosen reden muss. Angefangen bei Torhüter Sven Ulreich. Mit zunehmendem Saisonverlauf wirkt er nicht als die sichere Bank. Beim Gegentor zwar machtlos, war er derjenige, der Gideon Jung fast zu einem Platzverweis zwang. Für mich war die Szene in der 52. Minute eigentlich klar. Ulreich kann nur nach vorne klären, wo Rodrigo Zalazar zum Schuss kam. Jung geht mit beiden Beinen voraus und trifft den St. Paulianer. Videobeweis hin oder her: für mich ein klarer Elfmeter. Dass Schiedsrichter Deniz Aytekin sich durch den Video-Assistenten und die Bilder umstimmen ließ… nicht nachvollziehbar. Jung machte es gesamtgesehen, dieses Mal etwas besser als noch bei der 2:3-Pleite in Würzburg, doch auch er ist eher ein Unsicherheitsfaktor. Eine andere Option hat Daniel Thioune aber anscheinend nicht auf dem Schirm. Der Druck auf Jeremy Dudziak scheint doch zu groß zu sein. Er hatte zwar in den ersten Minuten ein paar gute Szenen, tauchte dann aber mehr und mehr ab und überließ die Regierolle liegen. Für mich ein Totalausfall war David Kinsombi. Nie da, wo er gebraucht wurde und ohne Konzept auf dem Rasen unterwegs. Sein Höhenflug aus dem Januar scheint vorbei. Bei Simon Terodde ist die Luft derzeit auch raus. Möglich, dass er sein Feuer zu Saisonbeginn verbraucht hat. Eine Szene, aber Handspiel… da müssen einige aber 1-fix-3 wieder in die Spur finden – am besten gestern!

Die Hoffnungsträger vom Volkspark

Allerdings gab es nicht nur Schattenspieler bei den Rothosen, denn überzeugend waren auch einige von ihnen. Bei Kittel spürte man das Derbyfeuer zuerst und ein Tor hätte dem Kreativkopf noch mehr Auftrieb geben können. Er schien allerdings mit ablaufender Zeit immer träger und wurde untergetaucht. Alleine machte es ihm anscheinend keinen Spaß. Ganz stark war für mich Stephan Ambrosius. Er ist der klare Chef in der Abwehr, aber alles kann er auch nicht übernehmen. Immer die Fehler seiner Mitspieler ausbügeln? Neeee, das wird nichts. Doch dann hört es auch schon aus, nimmt man sich nur das Montagsspiel vor.

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Der ganz große Verlierer

Einen Bärendienst hat der Kapitän Tim Leibold seiner Mannschaft erwiesen. Eine solide Leistung bis zur Nachspielzeit, wenn auch nicht für Top-Elf des Tages nominell, aber dann gingen ihm die Pferde durch. Und wenn Guido Burgstaller ihn in der 92. Minute provozierte… der Tritt, den er danach bim „Sky“-Interview erst nicht richtig zugeben wollte, aber dann doch kleinlaut sagte, dass ihm das „nicht passieren darf“… der Tritt darf ihm nicht rausrutschen. Die Rote Karte war absolut gerechtfertigt. Da blieb Ayketin gar kein Spielraum.

Rothosen taumeln

Was macht der HSV also nun? Seit vier Spielen gab es keinen Sieg mehr, darunter jetzt zwei Niederlagen in Folge. Die Top-Spiele gegen Holstein Kiel und VfL Bochum stehen unmittelbar bevor. Die Rothosen sind angeschlagen und taumeln, sind nun bereits auf Rang vier zurückgefallen. Die Derby-Niederlage kann unnachahmliche Spuren hinterlassen – und das zu einem absolut ungnädigen Zeitpunkt. Ich habe noch Michael Mutzel nach dem 0:0 gegen Greuther Fürth im Ohr, dem dieses Unentschieden nicht weh tat. Nach der Würzburg-Blamage hörte sich das schon ganz anders an und selbst wenn die Mannschaft Leidenschaft gezeigt hat, so wie es Thioune direkt danach so sah, bleiben aus vier Spielen nur zwei mickrige Punkte und zwei Desaster, denn beim Schlusslicht und das Stadtderby verlieren… das geht eigentlich nicht. Niemand will etwas von einer Krise hören, doch wegdiskutieren kann man diese auch nicht mehr. Der HSV steht auf Rang vier und das wäre wie schon die vergangenen beiden Zweitliga-Saisons die „Goldene Ananas“.

Spannende 2. Liga nach dem Sommer?

Sollte alles so bleiben wie heute, wäre es vermutlich die namenreichste 2. Bundesliga aller Zeiten. HSV, FC St. Pauli, Fortuna Düsseldorf, Hannover 96, 1. FC Nürnberg, Dynamo Dresden und Hansa Rostock aus der 3. Liga und der Knaller aus dem Oberhaus mit Schalke 04 und möglich sogar Hertha BSC… Das hätte etwas, aber noch einmal den Aufstieg verpassen im Volkspark: das wäre nicht nur, das ist dann die absolute Katastrophe. Dazu noch Holstein Kiel in der Bundesliga? Man mag gar nicht daran denken…

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