Hamburg – Christian Titz hat dem Hamburger SV in der Saison 2022/2023 der 2. Bundesliga zweimal besiegt. Das hat vor ihm noch keiner geschafft. Der Trainer des 1. FC Magdeburg (früher selbst Trainer bei den Hanseaten) schaffte erneut einen 3:2 (1:1)-Erfolg, wie schon im Hinspiel mit dem gleichen Ergebnis. Der HSV enttäuschte seine mitgereisten Fans unter den 27.050 Zuschauern an der Börde. Für die Sachsen-Anhalter war das vermutlich der wichtigste Schritt zum Klassenerhalt, für die Gäste aus dem Norden eine weiterer Rückschritt Richtung direkter Aufstieg.
Die 1. Halbzeit: Zwei HSV-Tore aberkannt
Das Walter-Team wirkte zu Beginn der Partie ganz anders als noch im Stadtderby vor einer Woche gegen den FC St. Pauli. Gebrannt hat auf dem Platz niemand. Zwei Hamburger Treffer von Heyer (19.) und David (20.) wurden wegen Abseits aberkannt. Kurz danach hatte El Hankouri (23.) die Magdeburger Führung auf dem Fuß, scheiterte alleine vor dem Gäste-Tor an Keeper Heuer Fernandes. Nach einer guten halben Stunde dann doch die Führung für die Hausherren. Ausgerechnet Moritz Kwarteng (32.) schenkte seinen Ex-Club einen ein. Bell (38.) verpasste das Ergebnis auszubauen. Der Ausgleich von Sonny Kittel (42.), von Glatzel vorbereitet, wurde vom Video-Schiri überprüft, doch der Hamburger stand bei der Ballabgabe nicht im Abseits. Mit einem 1:1-Unentschieden ging es in die Kabinen.
Nach der Pause: FCM besser
Fast hätte Magdeburgs Heber (47.) ein Eigentor erzielt, doch Schlussmann Reimann rettete im Zurücksprinten vor der Line. Ein Weckruf war das für niemanden. Schiri Osmers hatte während dieses Spiels viel Kontakt mit dem Kölner Keller, denn nach einem Elfmeterpfiff für den HSV musste er diesen nach Überprüfung zurücknehmen. Mit zunehmender Spieldauer erarbeitete sich der FCM mehr Anteile vor dem gegnerischen Kasten, so dass Baris Atik (74.) den Ball von der Strafraumgrenze ins rechte Eck zum 2:1 schoss. HSV-Coach Walter wechselte dreimal, doch das brachte nicht viel. Dagegen hatten die Gastgeber noch einen Fallrückzieher im Strafraum von Brünker (82.) zu bieten. Der zweite Ex-Hamburger machte vier Minuten vor Ende den Deckel für das Titz-Team drauf. Eingewechselt und getroffen: Tatsuya Ito (86.) schlenzte das Leder zum 3:1 ins rechte Eck. In der Nachspielzeit betrieb Ludovit Reis (94.) noch einmal Ergebniskosmetik zum 2:3-Endstand aus HSV-Sicht.
Das Fazit: Keine Körpersprache, keine Abwehr und wieder kein Plan B
Blickt man eine Woche zurück, war in den ersten Minuten des Stadtderbys zu erkennen, dass die Hamburger wollen. Das war in Magdeburg eine Drehung von 180 Grad. Keine Körpersprache, kein Wille zum Sieg, kein Erzwingen des Gegners. Stattdessen Mitspielen, Sommerkick und keine Entschlossenheit. War es wieder das Fehlen von Jonas Meffert, wie schon einige Male zuvor? Der Regisseur im Mittelfeld fehlte gelbgesperrt und das bedeutete auch, dass Ludovit Reis nicht auffällig genug war – trotz seines Tores. Erschreckend ist allerdings einfach die Defensive in dieser Spielzeit. Im vergangenen Jahr noch die beste Abwehr mit 35 Gegentreffern, sind es diese Saison schon 41. Damit ist man unter den Top-Mannschaften der Liga erst auf Rang sieben zu finden. Erst Holstein Kiel hat dann mit Platz acht mehr Tore kassiert. Nach dem Derby noch himmelhochjauchzend sind die HSV-Fans nach Magdeburg zu Tode betrübt und enttäuscht. Der Trainer ist gefragt, das nun zu ändern, sein System flexibler zu machen und einen neuen Plan zu entwickeln, sonst wird es gegen Paderborn sehr schwer. Plan B ist nun ein Muss.
Die Trainerstimmen nach dem Spiel
Tim Walter (Hamburg): „In der ersten Halbzeit haben wir nicht viel falsch gemacht, hatten vor allem bei dem schön herausgespielten zweiten Abseitstor schlichtweg Pech. Abgesehen davon haben uns aber der Punch und die nötige Konsequenz im letzten Drittel und beim ersten Gegentor auch in der Defensive gefehlt. In der zweiten Hälfte haben wir mit jedem Schuss der Magdeburger ein Gegentor gefangen. Darum hat der Gegner gewonnen. Heute sind wir somit leider die Gelackmeierten.“
Christian Titz (Magdeburg): „Wir wollten im ersten Durchgang den Ballbesitz des HSV ertragen. Was mich aber gestört hat, waren die vielen Fehler im eigenen Ballbesitz. Dennoch gehen wir 1:0 in Führung und haben Glück beim Abseitstor. Der Ausgleich des HSV war für mich allerdings irregulär. Der Bodycheck vor dem Tor muss abgepfiffen werden. In der zweiten Hälfte wollten wir mit dem Ball deutlich besser spielen und den Gegner lenken. Über die Zweikämpfe und den Mut haben wir uns dann am Ende belohnt. Dem HSV wünsche ich für den restlichen Saisonverlauf alles Gute.“
Der 30. Spieltag (28. – 30.4.)
Fürth – Heidenheim 0:2
Paderborn – Braunschweig 5:1
St. Pauli – Bielefeld 2:1
Magdeburg – Hamburg 3:2
Kaiserslautern – Rostock 0:1
Hannover – Nürnberg 3:0
Kiel – Darmstadt (So., 13.30 Uhr)
Düsseldorf – Karlsruhe
Sandhausen – Regensburg
Die Tabelle
1. | SV Darmstadt 98 | 29 | 45 : 24 | 61 |
2. | 1. FC Heidenheim | 30 | 61 : 31 | 60 |
3. | Hamburger SV | 30 | 60 : 41 | 56 |
4. | SC Paderborn 07 | 30 | 61 : 37 | 50 |
5. | FC St. Pauli | 30 | 47 : 35 | 50 |
6. | Fortuna Düsseldorf | 29 | 48 : 38 | 47 |
7. | 1. FC Kaiserslautern | 30 | 43 : 38 | 44 |
8. | Hannover 96 | 30 | 44 : 44 | 40 |
9. | Holstein Kiel | 29 | 48 : 49 | 40 |
10. | Karlsruher SC | 29 | 48 : 46 | 39 |
11. | 1. FC Magdeburg | 30 | 42 : 52 | 38 |
12. | SpVgg Greuther Fürth | 30 | 39 : 45 | 36 |
13. | 1. FC Nürnberg | 30 | 26 : 45 | 33 |
14. | Eintracht Braunschweig | 30 | 36 : 52 | 32 |
15. | F.C. Hansa Rostock | 30 | 26 : 46 | 31 |
16. | DSC Arminia Bielefeld | 30 | 45 : 54 | 29 |
17. | SSV Jahn Regensburg | 29 | 28 : 45 | 28 |
18. | SV Sandhausen | 29 | 31 : 56 | 25 |