HSV ist Verlierer des Tages: Holstein Kiel vernagelt Tor im Volkspark im „Nicht-Derby“

0:0 gegen Angstgegner

Laszio Benes (HSV) mit Chance, dahinter Marco Komenda (Kiel). Holstein-Torwart Robin Himmelmann ließ keinen Gegentreffer zu. Foto: Lobeca/Norbert Gettschat

Hamburg – Möglicherweise war der Hinspielsieg des Hamburger SV nur ein Ausrutscher gegen Holstein Kiel. Die „Störche“ erkämpften sich am Sonnabend im Rückspiel ein torloses Unentschieden vor 57.000 Zuschauern im Volksparkstadion. Kiel bleibt der Angstgegner des HSV. Und der geht schon jetzt nach dem 25. Spieltag in der 2. Bundesliga als Verlierer hervor, weil 1. FC Heidenheim und Darmstadt 98 ihre Hausaufgaben erfolgreich erledigten.

Aufstellung Hamburger SV gegen Holstein Kiel Saison 2022/2023

Die 1. Halbzeit: Ecken im Minutentakt

In der Aufstellung der Hamburger war Kapitän Schonlau zurück nach überstandener Sprunggelenkverletzung und das machte sich sofort bemerkbar. Die Abwehr stand im ersten Durchgang sehr sicher, ließ fast nichts zu. Vermutlich freuten sich die Holstein-Fans so sehr darüber, dass sie zum Anpfiff Bengalos und Raketen abfeuerten. Das ausverkaufte Stadion war vernebelt. Wie vermutlich die Kieler Abwehr, die alle Hände voll zu tun hatte. Schon in der 3. Minute hatte Glatzel eine Riesenchance. Kurz danach wurde eine Jatta-Flanke (5.) abgefälscht, die KSV-Schlussmann Himmelmann über die Latte lenkte. Die beiden HSV-Angreifer teilten sich sieben Minuten später die nächste Doppel-Möglichkeit: Jattas Schuss wurde abgewehrt, Glatzel versuchte es aus der Drehung uns zwang Himmelmanns Fingerspitzen zu einer Glanztat. Die „Störche“ hatten Fehler im Aufbauspiel und prompt kam die Kugel gefährlich zurück in ihren Strafraum. Wie in der 13. Minute, als Glatzels Versuch zur Ecke abgewehrt wurde. Nach einer Viertelstunde stand es bereits 7:2 bei den Ecken. Muheim musste verletzt raus, Katterbach kam auf Hamburger Seite. Die Ecken gab es nun im Minutentakt. Die nächste Option auf die HSV-Führung hatte wieder Glatzel (21.), dieses Mal per Kopf nach einer Reis-Flanke. Himmelmann verhinderte zu diesem Zeitpunkt mindestens einen 0:3- oder 0:4-Rückstand seiner Mannschaft. So ging es bis zur Pause weiter… Der HSV spielte die „Störche“ schwindelig und schlug kein Kapital daraus. Kiel hatte einen Torschuss von Holtby in der Nachspielzeit.

Nach der Pause: „Störche“ mutiger

Im zweiten Durchgang merkte man dem HSV etwas Frust an. Die Bewegungen wurden langsamer, Ideen gab es ebenfalls nicht mehr so viele, wie noch vor dem Seitenwechsel und Holstein wurde mutiger. Zudem war auffällig, dass es auf der Hamburger Bank wesentlich ruhiger war als sonst. Cheftrainer Walter saß seine Rot-Sperre aus der Vorwoche auf der Tribüne ab. Co-Trainer Polzin hat eben einen anderen Ansatz als sein Vorgesetzter. Trotzdem waren die Gastgeber immer noch tonangebend, hatten weitere Chancen. Benes (52.) machte es alleine, statt auf den freistehenden Jatta abzuspielen. Königsdörffer (56.) holte einen Schuss aus der Hüfte heraus und scheiterte am Weltklasse-aufgelegten Himmelmann. Der parierte weiter, unter anderem einen Benes-Freistoß (67.). Glatzel (73.) köpfte danach über das Gehäuse und der Stürmer versuchte es in der Nachspielzeit nochmal mit der Hacke. Aus alldem sprang nichts Zählbares heraus. 17:3-Ecken gab es für die Rothosen und 24:5-Torschüsse. Und ein bisschen Glück hatte man dann auch noch hinten, denn Holstein war stets über Konter gefährlich. Da musste beispielsweise Schonlau (60.) gegen Reese im letzten Moment retten. Schiri Brand machte nach 95 Minuten Feierabend.

Chance für den HSV durch Robert Glatzel. Foto: Lobeca/Norbert Gettschat

Das Fazit: der Frühling kommt

0:0 gegen Kiel bei 24:5-Torschüssen? Die einen sagen Pech, die anderen Unvermögen und Holstein freut sich, weil man im Hexenkessel Volkspark wieder einmal gegen den HSV punktete. Da hilft es nichts, wenn die Profis der Rothosen und ihr Trainer danach sagen, dass sie zwar verärgert wegen des Ergebnisses sind, mit der Leistung aber dafür zufrieden waren und der Ball eben auch mal nicht reingehen würde. Sicherlich: Die Jungs sind keine Maschinen, doch so ein Platz drei am Ende ist ja auch eine gute Leistung. Vor den Sonntagsspielen sind es nun neun Punkte Vorsprung auf den SC Paderborn, der in Regensburg verlor. Düsseldorf und St. Pauli könnten auf sieben bzw. acht Punkte herankommen, doch gegen die beiden Clubs geht es noch demnächst und da sollte man tunlichst nicht verlieren. Neun Spieltage vor Schluss diesen Vorsprung noch zu verspielen, würde mit großer Wahrscheinlichkeit eine weitere Ehrenrunde in der 2. Liga bedeuten. Sebastian Schonlau meinte zwar danach, dass am 18. März noch niemand aufsteigt, doch wenn es am 34. Spieltag nicht passt, dann hat das Unentschieden gegen Angstgegner Holstein Kiel, den man extrem beherrschte, nichts gebracht. Und nein, es gibt nicht immer nur Kritik, doch es ist eben nicht ausreichend, um so eine harte Dominanz in Tore umzumünzen. Das muss immer wieder gesagt werden. 0:0 reicht nicht! Und für alle, die es immer noch nicht verstanden haben: Die Begegnungen zwischen HSV und Holstein sind keine Derbys. Für die Rothosen gibt es nur zwei Derbys, das „Stadtderby“ gegen den FC St. Pauli und das „Nordderby“ gegen Werder Bremen. Für Kiel gibt es ebenfalls nur ein „Landesderby“ gegen den VfB Lübeck. Es war heute ein Nordduell, nicht mehr und nicht weniger. Es regt mich wirklich auf, jedes zweite Spiel als Derby zu bezeichnen! ich habe fertig – passend zum 25-jährigen Jubiläum von Giovanni Trapattonis Spruch im März 1998.

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Andras Nemeth (HSV) beim Schuss gegen die Kieler Mikkel Kirkeskov und Hauke Wahl. Foto: Lobeca/Norbert Gettschat

Die Stimmen nach der Partie

Tim Walter (Hamburg): „Wir hätten uns durch die Vielzahl der Chancen im ersten Durchgang ein Tor verdient gehabt. Im Anschluss sind wir fahrig geworden, waren zu ungenau. Dennoch haben wir immer wieder nach vorn gespielt, hatten sehr, sehr viele Ecken, aus denen wir zu wenig Kapital geschlagen haben. Heute fehlte die Konsequenz vor dem gegnerischen Tor. Das ist schade. Trotzdem muss ich meiner Mannschaft und vor allem meinem Trainerteam ein Kompliment machen, wie sie mich vertreten haben. Ich muss es nicht nochmal haben, das Spiel von oben zu verfolgen. Es war das Zehnfache an Stress. Da unten bin ich nie aufgeregt, weil ich bei meinen Jungs bin. Doch so ist man auf sich alleingestellt und muss die Emotionen irgendwie rauslassen. Da haust du schonmal einen Schreibtisch auseinander, wenn eine Chance vergeben wird.“

Marcel Rapp (Kiel): „Wir sind hergefahren, um alles auf dem Platz zu lassen. Wir wollten den Support unserer Fans mitnehmen. Das haben wir gemacht. Sinnbildlich war die Alles-oder-nichts-Grätsche von Timo Becker in der Schlussphase. Dennoch war der HSV die ersten 20 Minuten spielbestimmend. Wir haben keine guten Lösungen mit dem Ball gefunden und waren zu verhalten. Je länger das Spiel ging, desto besser kamen wir rein und konnten das Spiel trotz Chancenübergewicht des HSV ausgeglichen gestalten. Wir können mit dem Punkt glücklich zurück nach Kiel fahren.“

Der 25. Spieltag (17.-19.3.2023)

Bielefeld – Nürnberg 2:2
Heidenheim – Karlsruhe 5:2
Fürth – Magdeburg 3:0
Hamburg – Kiel 0:0
Regensburg – Paderborn 1:0
Darmstadt – Kaiserslautern 2:0
Rostock – Düsseldorf (So., 13.30 Uhr)
Sandhausen – St. Pauli
Braunschweig – Hannover

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