HSV: Jubel auf dem Platz – Aufarbeitung und neue Erkenntnisse rund um Hooligan-Überfall

Verletzte und Verkehrschaos beim Top-Spiel

Elfmeter für den HSV: Ransford Yeboah Königsdörffer verschießt und trifft im Nachschuss zum Sieg. Foto: Lobeca/Norbert Gettschat

Hamburg – Der 1:0-Sieg über den 1. FC Köln (HL-SPORTS berichtete) war für den Hamburger SV ein gelungener Start ins neue Jahr. Ransford Königsdörffer traf im Nachschuss eines Elfmeters in der zweiten Halbzeit und beförderte sein Team an die Tabellenspitze. Dort stand man in dieser Saison bislang noch nicht, was für die Zukunft hoffen lässt.

„Wir haben von Anfang an gezeigt, dass wir hier gewinnen wollten“

Marco Richter holte den Strafstoß heraus, nachdem Max Finkgräfe ihm auf den Fuß trat. Der Gefoulte sagte nach dem Spiel: „Wir sind sehr glücklich, dass wir mit einem Heimsieg vor dieser Kulisse ins neue Jahr starten konnten. Wir haben von Anfang an gezeigt, dass wir hier gewinnen wollten. Wir waren aggressiv und griffig, haben nicht viele Chancen zugelassen. Das war ein verdienter Sieg. Ferro hat gut gehalten, die Viererkette stand fest, und jeder ist für jeden gerannt. Nur gemeinsam sind wir erfolgreich, und so sind wir heute aufgetreten. Nächste Woche folgt wieder ein Kracher, und wir wollen erneut drei Punkte holen.“

Waren Kölner Hooligans in der „Rutsche“?

Nicht so glücklich ist man im Verein über die Vorfälle vor der Begegnung. Hooligans griffen Kölner Fans auf dem Kiez an, wobei es zwei Verletzte gegeben haben soll, einer davon mit einer Schädelfraktur, die im Krankenhaus behandelt wurde. Mehr als 400 Personen wurden nach dem Angriff von der Polizei kontrolliert. Bis zu 150 Hooligans sollen bei dem Überfall vermummt gewesen sein. Der Vorfall ereignete sich gegen 15:10 Uhr vor der Kneipe “Rutsche“ in der Friedrichstraße. Die Flucht einiger Beteiligter verlief über die Gerhardstraße. Der Kölner „Express“ berichtete, dass in der Kneipe einige Kölner Alt-Hooligans friedlich feierten. HSV-Fans berichteten, dass es zuvor zu Pöbeleien etwa 50 Meter entfernt vor der Kneipe “Pils-Börse“ gekommen sein soll, die von FC-Anhängern ausgingen. Bei den Identitätsfeststellungen und erkennungsdienstlichen Maßnahmen, die bis in die Abendstunden dauerten, wurden unter anderem mehr als 60 Vermummungsmaterialien und mutmaßliche Tatkleidung sichergestellt.

Polizei sucht Zeugen, Kuntz verspricht Aufarbeitung

Die Polizei startete am Sonntag einen Zeugenaufruf und bittet um Mithilfe bei der Ergreifung der Täter. Das für Sportgewalt zuständige Landeskriminalamt (LKA 124) ermittelt unter anderem wegen des Verdachts des schweren Landfriedensbruchs und der Körperverletzung. Hamburgs Sportvorstand Stefan Kuntz äußerte sich in einem TV-Interview bei “Sky“ noch vor dem Anpfiff: „Wir werden das aufarbeiten. Das ist nicht akzeptabel.“

Stellungnahme des Vereins

Cornelius Göbel, Direktor Fans, Kultur & Markenidentität beim Hamburger SV gab am Sonntag eine Stellungnahme ab: „Ich war und bin schockiert von diesen Vorfällen, gerade wenn man sich die Intensität der Gewalt vor Augen führt. Uns im Stadion, die wir mit diesen Videos konfrontiert wurden, erging es sicherlich wie allen Betrachtern. Wir sind bestürzt und können nicht fassen, dass solche Aggressionen gegen offensichtlich harmlose Anhänger und Sympathisanten aus Köln gerichtet wurden; insbesondere, weil auch Frauen und ältere Menschen betroffen waren. Wir versuchen seit gestern so gut wie möglich, die Vorfälle aufzuarbeiten und einen möglichst ganzheitlichen Überblick zu bekommen.“

Weiter sagte er: „Auf die Ergebnisse der polizeilichen Untersuchungen haben wir keinen Zugriff. Aber natürlich werden wir den Austausch mit den Ermittlungsbehörden suchen und unsere Hilfe bei der Aufklärung anbieten. Nach den Vorfällen gestern gab es vor Ort auf dem Kiez umfangreiche erkennungsdienstliche Arbeiten der Polizei. Wir haben uns aktiv in Fankreisen umgehört, die vor Ort waren. Uns wurde geschildert, dass es auf dem Kiez über einen längeren Zeitraum erhebliche Provokationen unterschiedlicher Gruppen gab und uns wurde auch berichtet, dass es unmittelbar vor der inakzeptablen Eskalation Flaschen- und Gläserwürfe gab. Das alles, selbst wenn es womöglich Angriffe auf HSV-Anhänger gab, rechtfertigt aber niemals ein solch brutales Vorgehen, wie es auf den diversen Videos zu sehen ist. Hier sind viele Grenzen überschritten worden.“

Der Direktor für den Bereich Fans abschließend: „Wir pflegen seit mehreren Jahren einen guten und konstruktiven Austausch mit unserer aktiven Fanszene. Das ist mit Vertrauen, aber auch mit Verantwortungsübernahme verbunden. Entsprechend werden wir nun auch sehr kritisch in den internen Austausch gehen. Diese Bilder von gestern haben Schaden angerichtet – zunächst schlimmen körperlichen und psychischen bei den Opfern dieser Gewaltattacken. Aber auch Schaden für den HSV, dessen organisierte Fanszene nun landesweit mit solchen Aktionen in Verbindung gebracht wird, was natürlich auf die Raute abstrahlt. Wir haben gestern in unserem Volksparkstadion einen HSV-Sieg und ein friedliches Fußballfest erlebt. Die Gewalt-Vorfälle im Vorwege stärken aber auch die Wahrnehmung und das Bild in der Gesellschaft von randalierenden, aggressiven Fußballfans – hier dürfen wir uns dann auch nicht über entsprechende Ableitungen und Maßnahmen beschweren und wundern. Um das deutlich zu machen: Ich halte nichts von Aktionismus. Aber allen Beteiligten muss klar sein, dass das kein “kleiner Ausrutscher“ oder “Zwischenfall“ war. Wir als HSV distanzieren uns maximal von diesem Verhalten. Und wir verurteilen es als sinnlose, beschämende Gewalt. Wir werden auch mit dem 1. FC Köln in den Austausch treten, um Kontakt zu möglichen Opfern herzustellen. Im Namen des HSV entschuldigen wir uns bei den Betroffenen und unbeteiligten Personen sowie beim 1. FC Köln ganz ausdrücklich.“

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Hamburger Chaos nichts Neues

Probleme gab es zudem bei der Anreise der Zuschauer zum Volksparkstadion, weshalb der Anpfiff um eine Viertelstunde nach hinten verschoben wurde. Die Verkehrssituation rund um das Stadion ist seit Langem problematisch. Zeitgleich fand in der Barclays Arena eine Parallelveranstaltung mit 9.000 Zuschauern statt. Ein eingeschränkter S-Bahn-Verkehr sowie Bauarbeiten auf der Autobahn A7 verschärften die Lage zusätzlich. Es war nicht das erste Mal, dass es in der Hansestadt zu solchen chaotischen Zuständen kam.

Der 18. Spieltag (17.-19.1.)

Düsseldorf – Darmstadt 2:2
Regensburg – Hannover 0:1
Kaiserslautern – Ulm 2:1
Braunschweig – Schalke 0:0
Münster – Fürth 2:1
Hamburg – Köln 1:0
Paderborn – Berlin 1:2
Elversberg – Magdeburg 2:5
Nürnberg – Karlsruhe 2:1

Die Tabelle

1.Hamburger SV1840 : 2331
2.1. FC Magdeburg1835 : 2631
3.1. FC Köln1832 : 2431
4.Hannover 961823 : 1730
5.1. FC Kaiserslautern1832 : 2829
6.Karlsruher SC1835 : 3329
7.SV 07 Elversberg1833 : 2728
8.SC Paderborn 071830 : 2628
9.Fortuna Düsseldorf1830 : 2527
10.SV Darmstadt 981838 : 3125
11.1. FC Nürnberg1833 : 3125
12.Hertha BSC1829 : 2825
13.FC Schalke 041832 : 3321
14.SpVgg Greuther Fürth1825 : 3520
15.SC Preußen Münster1820 : 2419
16.SSV Ulm 18461817 : 2214
17.Eintracht Braunschweig1816 : 3614
18.SSV Jahn Regensburg189 : 4011

Schafft Hansa Rostock den direkten Wiederaufstieg?

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Bildquellen

  • Königsdörffer: Lobeca/Norbert Gettschat
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