Ein Jahresrückblick über den Hamburger SV zu schreiben, der dann noch als Kommentar aufgebaut sein soll, ist einfach. Bester Kader, Hammer-Trainer und vorne trifft Bobby zum Aufstieg. So geht man als Fan in die Saison, voller Vorfreude und mit absoluter Überzeugung. Sechs Jahre hat man zwar am Ende nicht ganz das Ziel erreicht, jedoch hält die Phase der Enttäuschung nur so lange an, bis der nächste Knaller verpflichtet oder der Coach sich abgenutzt hat, ausgetauscht wird und möglicherweise ein neuer Sportvorstand das Ruder übernimmt. Willkommen im Volkspark!
Raketen für den HSV gegen die bösen Geister
Jetzt ist man wieder an so einem Punkt, wo man auf die Halbserie zurückblickt, alle Spieler, den Trainer und einfach jeden beim HSV rausschmeißen möchte. Geht natürlich nicht, denn jetzt zauberte Stefan Kuntz Merlin Polzin auf den Chefsessel der Mannschaft. Davie Selke trifft auch, wie er will und hinten stand gegen Greuther Fürth sogar mal die Null. Der Club steht sogar auf dem Aufstiegsrelegationsplatz zur Bundesliga. Ach bitte, lasse es doch so weitergehen und mindestens dieses Mal Platz zwei im Mai erreichen. Naja, aber der Rothosen-Anhänger ist leidgeprüft, weiß, dass das Frühjahr noch kommt und irgendeiner sich wieder in der Abwehr um “Sprint-Experte“ Sebastian Schonlau einen Bock leistet. Oder kommt jetzt doch Magie in den Volkspark und die Geister, die die Rückkehr ins Fußball-Oberhaus bisher verhinderten, verschwinden mit einer Silvesterrakete?
Keiner setzt sich ab
Blicken wir zurück auf den Sommer. Steffen Baumgart sollte anscheinend gehen, weil es die Aufsichtsräte möglicherweise so wollten. Kuntz sagte nein und hielt an ihm fest, gab ihm die Chance und wurde vorerst nicht enttäuscht. Auftaktsieg bei Absteiger 1. FC Köln – hurra! Die erste Hürde zum Wiederaufstieg ist genommen. Das wird eine geile Saison, der HSV wird aufsteigen. Unentschieden gegen Hertha BSC zuhause nach Führung. Ja, ärgerlich, aber komm‘, vier Punkte gegen zwei Mitbewerber – läuft. Im Pokal kommt man nach einem 7:1-Torfeuerwerk in Meppen locker eine Runde weiter – ja, die Mannschaft ist cool. Dann kam Hannover mit dem ersten Dämpfer. Der Kapitän verschuldete den Elfmeter, der zur Niederlage führte und flog zudem noch in der Nachspielzeit mit der Ampelkarte vom Platz. Wir sind betrübt, aber die Niedersachsen waren bis dahin auch ungeschlagen. Rang zwölf in der Tabelle sagt zudem noch gar nichts aus. Preußen Münster im Volksparkstadion wird mit 4:1 vernascht. Gegen Aufsteiger muss man allerdings auch gewinnen. Also war Hannover nur ein Ausrutscher? Der nächste Zweitliga-Neuling ist zu Gast und wird ebenfalls weggeputzt. 5:0 gegen Jahn Regensburg und Jean-Luc Dompe macht seinen ersten Doppelpack für die Hamburger – es geht voran und man tut etwas für die Tordifferenz. Das ist wichtig! In Kaiserslautern war es eng. Okay, man kann ja auch mal Glück haben. Das hieß an diesem Tag Davie Selke, der in der Nachspielzeit für den 2:2-Ausgleich sorgte und damit zum ersten Mal superwichtig wurde. Da merkte man allerdings schon, dass vielleicht nicht alles so bombastisch lief – naja, egal. Filip Bilbija kennt man noch aus seinen Zeiten an der Elbe. Der Angreifer setzte sich nicht durch, wechselte zum SC Paderborn und traf schon in der Vorsaison einmal gegen seine Ex-Kollegen. Dieses Mal war er sogar zweifach erfolgreich und entführte bei seinem ehemaligen Arbeitgeber einen Punkt. Inzwischen ist die Torwart-Diskussion im Team Baumgart in vollem Gange. Doof für Matheo Raab, denn der sah beim zweiten Gegentreffer richtig schlecht aus – was hat er sich nur dabei gedacht so weit herauszukommen? Vor der nächsten nervigen Länderspielpause war dann noch kurz Halt beim Spitzenreiter. Fortuna Düsseldorf war bis dahin ohne Niederlage und wurde am Rhein mit 3:0 versenkt. Da hatte Hamburgs Abwehr schon viel zu tun und auch Raab zeichnete sich aus. Man bleibt oben dran und sieht auch, wie verrückt diese 2. Bundesliga zudem ist. Keiner kann sich absetzen.
Wie lange dauert ein Spiel?
Zeit für ein kurzes Zwischenfazit nach acht Spielen. Vier Siege, drei Unentschieden und nur eine Niederlage. Beste Tordifferenz aller Mannschaften. Es wird kein Sprint, es wird ein Marathon über 34 Spieltage oder mehr. Aber vom besten Kader sieht man nicht ganz so viel. Das Problem scheint, dass die Akteure denken, dass sehr oft nur 45 Minuten Spielzeit gibt – ein Irrtum, der sich noch verfestigen wird.
Das Tal der Tränen
Weiter geht’s gegen den 1. FC Magdeburg. Ein schwieriger Gegner, weil Christian Titz ziemlich guten Offensivfußball spielt und in der Tabelle vor einem stand. Betonung liegt auf “stand“, denn die Begegnung wird mit 3:1 gewonnen – alles ist gut. Ach, Selke trifft schon wieder. Es kommt das Tal voller Tränen und Wut. Die Katastrophe von Elversberg folgt. Hat man denn nichts aus dem Vorjahr gelernt. 2:4 verliert man nicht nur das Spiel, sondern auch noch Jonas Meffert mit Gelb-Rot. Das war nix! Der Weltmeister Miroslav Klose kommt mit dem 1. FC Nürnberg – und klaut dem HSV einen Punkt. Beim Vorletzten Eintracht Braunschweig hat man die drei Zähler schon im Vorfeld eingeplant, denn immerhin gab es in der 2. Liga gegen die Löwen fünf Siege… Das änderte sich, denn mit der Hamburger Arroganz flog das Baumgart-Team 1:3 auf die Nase – und das zurecht. Ach ja – und irgendwann in dieser Zeit gab es noch beim SC Freiburg das Aus im DFB-Pokal – geschenkt.
Das Schicksalsspiel
Der Cheftrainer ist schon angeknockt und taumelt durch die nächste Länderspielpause – muss das alles sein? Das bringt den Liga-Rhythmus eines Fußballfans durcheinander. Man kann sich ja gar nicht genug auf Spiele wie gegen Bosnien-Herzegowina und Ungarn “freuen“. Was ist das dieses Mal? Ah, Nations League – braucht kein Mensch. Die nationalen Ligen sind zurück und während man immer wieder in die Bundesliga und dort auf St. Pauli und Holstein Kiel guckt, die beide im Abstiegskampf stecken, steht das Schicksalsspiel für Baumgart im Volksparkstadion auf dem Kalender. Schalke kommt. Die Knappen standen noch eine Woche davor auf dem Abstiegsrelegationsplatz und düsen mit Rückenwind eines 2:0-Erfolges gegen den Jahn in den Norden. Marco Richter und Ransford Königsdörffer sorgen für eine 2:0-Führung nach einer halben Stunde, es läuft alles nach Plan. S04 ist nicht hier und der HSV macht, was er will. Nach dem Seitenwechsel sieht das ganz anders aus. Die Hamburger blieben mit dem Kopf in der Kabine und hatten am Ende noch Glück, dass sie nicht als Loser vom Feld abtransportiert wurden.
Sieg in Karlsruhe und die zwei Gesichter Hamburgs
Danach war für Baumgart Schluss und der erste Gedanke war: Wer soll diesen Verein denn nun erfolgreich machen. Probiert haben es einige Trainer und alle scheiterten an den Farben Schwarz, weiß und blau. Platz acht, aber nur vier Punkte Rückstand auf den Tabellenführer Paderborn. Es geht zum Karlsruher SC, wo es immer schwer ist. Polzin durfte erstmal ran, bis Bruno Labbadia unterschreiben würde. Und der 34-Jährige führte den HSV zum Sieg. 3:1 beim KSC und Dompe schon mit seinem zweiten Doppelpack in dieser Saison – wow! Warten wir mal ab, denn nun war Darmstadt 98 zu Gast. Die Hessen kletterten stetig nach ihrem eigenen Trainerwechsel nach oben und man trennte sich gerecht mit einem 2:2-Unentschieden. In Ulm und um Ulm herum musste es wieder klappen, doch nichts klappte, bis auf die Tür in der Kabine. Ein mageres 1:1-Remis beim Aufsteiger. Hier schaffte man es doch tatsächlich in der ersten Halbzeit nicht einmal auf das Tor des Gegners zu schießen. Und wieder die zwei Hamburger Gesichter. Wann kommt Labbadia oder irgendein anderer Trainer. Polzin macht weiter und bekommt ein Bonus-Spiel gegen die formschwachen Fürther. Es wird ein Aufbaugegner, denn der HSV gewinnt mit 5:0. Dieses Mal freute sich Selke über doppelten Jubel nach seinem zehnten Saisontreffer. Zwei Tage später ist klar: Polzin wird Cheftrainer beim Hamburger SV und soll den Verein endlich zurück in die 1. Liga führen.
Augen auf und durch
Sieben Jahre 2. Bundesliga, damit haben die Fans nach dem Abstieg nicht gerechnet und es ist nach wie vor kein Spaziergang, denn die Learnings sind klar: Ein Spiel dauert nicht nur 45 Minuten, mit Arroganz kommt man in Ulm oder Elversberg unter die Räder und namhafte Trainer und Spieler geben keine Garantie. Es heißt also für alle: Auf geht’s Hamburg, kämpfen und siegen. Zum Rückrundenstart am 18. Januar kommt der Tabellenführer 1. FC Köln. Für jeden HSV-Sympathisanten heißt es ab dann: Augen auf und durch. Wie wird der Rückblick nur im Sommer aussehen?
In diesem Sinne, weitermachen…
Euer Roland Kenzo
Welches ist das Team des Jahres 2024?
- Tralauer SV (1. Herren, Fußball) (25%, 625 Votes)
- Groß Grönau (3. Herren, Fußball) (18%, 457 Votes)
- Eichholzer SV (1. Frauen, Fußball) (10%, 246 Votes)
- ATSV Stockelsdorf (weibliche A-Jugend, Handball) (7%, 184 Votes)
- VfB Lübeck (1. Herren, Fußball) (5%, 118 Votes)
- VfB Lübeck (U17, Fußball) (4%, 109 Votes)
- 1. FC Phönix Lübeck (1. Herren, Fußball) (4%, 104 Votes)
- TuS Aumühle-Wohltorf (1. Damen, Handball) (4%, 100 Votes)
- VfL Bad Schwartau (E-Jugend, Handball) (4%, 94 Votes)
- TSV Siems (Alte Damen, Fußball) (3%, 80 Votes)
- VfL Lübeck-Schwartau (1. Herren, Handball) (2%, 51 Votes)
- Lorenz/Rietschel (Beachvolleyballteam) (2%, 40 Votes)
- HL-SPORTS-Team (2%, 39 Votes)
- SV Viktoria (1. Frauen, Fußball) (1%, 37 Votes)
- FC Ahrensburg (1. Herren, Fußball) (1%, 35 Votes)
- SSV Güster (1. Herren, Fußball) (1%, 30 Votes)
- Eutin 08 (1. Herren, Fußball) (1%, 23 Votes)
- VSG Lübeck (1. Herren, Volleyball) (1%, 20 Votes)
- TSV Pansdorf (1. Herren, Fußball) (1%, 18 Votes)
- MTV Lübeck (1. Herren, Handball) (1%, 17 Votes)
- Timmendorf Beach Devils (Eishockey) (1%, 15 Votes)
- MTV Ahrensbök (1. Herren, Fußball) (1%, 14 Votes)
- SV Eintracht Lübeck (1. Herren, Fußball) (0%, 11 Votes)
- TSV Süsel (0%, 8 Votes)
- TSV Siems (1. Herren, Fußball) (0%, 7 Votes)
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