HSV: Mitgliederversammlung mit krachendem Ergebnis zur Zukunft von Marcell Jansen

Abwahlanträge gegen Präsidenten krachend gescheitert

Hamburg – Die Verhältnisse beim Hamburger SV sind klar! Marcell Jansen bleibt Präsident des e.V. und erreichte fast eine Dreiviertelmehrheit Rückhalt. Das Thema Rücktritt ist somit ebenfalls kein Thema für den 37-Jährigen.

Nur 0,77 Prozent aller Mitglieder dabei

Die erste Enttäuschung des Tages gab es im Saal 1 des Congress Center Hamburg (CCH) bereits zu Beginn der Mitgliederversammlung des Hamburger SV e.V. am Sonnabend nach der Eröffnung um 11 Uhr. Nur 727 Mitglieder waren anwesend, davon 698 stimmberechtigt. Bei exakt 90.647 Mitgliedern des Clubs also genau 0,77 Prozent. Im Live-Stream schauten noch einmal etwa 500 zu. Die durften allerdings nicht mitentscheiden.

Ehrung für Seeler

Ehrenratsvorsitzinder Kai Esselsgroth übernahm nach der Begrüßungsrede von Vereinspräsident Marcell Jansen und einer Gesangseinlage der Supporters („Wir sind der HSV“ von „Abschlach!“), gedachte der Toten (u.a. Uwe Seeler) und nahm Ehrungen vor. Für 50 Jahre Vereinsmitgliedschaft wurde neben drei Herren „Uns Uwe“-Tochter Frauke Seeler-Öztunali ausgezeichnet. Nach mehr als einer Stunde gab es bereits die erste Unklarheit. Bei der Probeabstimmung fehlten knapp 100 Stimmen.

Rekordzahlen beim Hamburger SV

Jansen übernahm wieder und stellte den Bericht des Präsidiums vor. Im vergangenen Jahr überstieg der Verein die 90.000er-Marke bei den Mitgliedern erstmals. Damit steh der Club unter den Top 10 in Deutschland und gehört weltweit zu den 20 größten Vereinen überhaupt. Schatzmeister Michael Papenfuß erklärte, dass es einen Überschuss von 7.000 Euro gab – bei Ein- und Ausgaben von jeweils rund 7,7 Millionen Euro. Der HSV steht also auf gesunden Füßen, war jederzeit in der Lage seinen Verbindlichkeiten nachzukommen. Für das laufende Geschäftsjahr werden Einnahmen und Kosten etwa bei 8,3 Millionen Euro liegen und beim Gewinn ein ähnliches Ergebnis erwartet. Die Aussprache danach wurde von Supporters-Abteilungsleiter Sven Freese eröffnet. Es sollte zum ersten Mal spannend werden an diesem Tag – zwei Stunden nach Beginn der Veranstaltung. Man bewegte sich da gerade bei Punkt 7 von 20.

Andere Rechtsform?

Papenfuß stellte den Mitgliedern neue Ausrichtung in der Rechtsform vor, eine KGaA (Kommanditgesellschaft auf Aktien) wäre zu prüfen. Aktuell besteht die HSV Fußball AG. Hintergrund ist, mehr Geld für den Verein zu generieren. Die Vorstände Jonas Boldt (Sport) sowie Eric Huwer (Finanzen) berichteten aus ihren Bereichen und ernteten Applaus von den Anwesenden und Jansen, was in im Aufsichtsrat passierte. Die Mitglieder stellten danach frage, auf die eingegangen wurde. Dabei ging es auch um Thomas Wüstefeld. Als Fazit kann man sagen, dass man beim HSV froh ist, dass der Ex-Finanzvorstand weg ist.

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Abwahl vorgezogen

Nach fast vier Stunden stellte ein Mitglied den Antrag zur Abwahl von Jansen vorzuziehen. Esselsgroth findet die Idee nicht so gut und warnte vor einem Chaos zu den dann folgenden Tagesordnungspunkten. 55 Prozent der stimmberichten Anwesenden wollen das Thema vorziehen. Also los.

Viel heiße Luft

Till Hischemöller und Ulrich Becker argumentierten ihre Anträge, allerdings war bereits früh zu erkennen, dass nicht die nötige Substanz dahintersteckt. Jansens Lobby unter den Mitgliedern stieg von Wortbeitrag zu Wortbeitrag – und davon gab es danach einige. Rund 90 Minuten wurde diskutiert und für oder gegen den Antrag geworben. Am Ende trat Jansen selbst wieder ans Pult, was allerdings eher als Höflichkeit gegenüber den „Abwählern“ angesehen werden dürfte.

Anti-Jansen-Fraktion scheitert mit Erdbeben

Die Abstimmung brachte so kein überraschendes Ergebnis mit sich. Die Anti-Jansen-Fraktion verlor krachend, denn nur 26,57 Prozent (169 Stimmen) waren für die Abwahl. Die überwältigende Mehrheit von 73,43 Prozent (467 Stimmen) sprach sich für den Präsidenten aus. Jansen bedankte sich für das Vertrauen der Mitglieder und sagte: „Lasst uns diesen Weg gemeinsam weitergehen.“

Fortsetzung folgt?

Danach alle Gremien entlastet, doch der Saal leerte sich erwartungsgemäß schnell. Jansens Position im Verein wurde dadurch maßgeblich gestärkt. Er hat die gesamte Kampagne gegen ihn „überlebt“ und den Rückhalt der Mitglieder. Ob es dadurch ruhiger wird, bleibt abzuwarten. Das Verhältnis zwischen dem Präsidenten und Boldt soll nicht das Beste sein. Fortsetzung folgt? Fakt ist: Der Hamburger SV hat keine Chaos-Versammlung dargeboten. Es ging sachlich und wenig emotional zur Sache. Allerdings müssen sich auch viele im Verein selbst hinterfragen, ob sie so weitermachen möchten oder nicht. Wenn im Mai der Aufstieg in die Bundesliga gefeiert würde, wäre es erst einmal ein schöner HSV-Sommer.

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