HSV-Trainer bestätigt fehlende Ideen und Mutzel siegt vor Gericht: Siedestimmung im Volkspark

Tim Walter fordert, Marcell Jansen gefordert

HSV-Trainer Tim Walter. Foto: Lobeca/Norbert Gettschat

Hamburg – Die 0:1-Niederlage des Hamburger SV am vergangenen Sonntag in der 2. Bundesliga gegen F.C. Hansa Rostock war bei den Rothosen nicht eingeplant. Die Ideen fehlten. Das bestätigte Chefcoach Tim Walter nach der Partie und setzte sogar noch einen obendrauf. „Korrekt“, sagte er und stellte fest: „Die haben auch schon letzte Woche gefehlt. Es geht darum, seine Leistung auf den Platz zu bringen und die haben einige nicht auf den Platz gebracht. Es hat einfach an Überzeugung gefehlt und da müssen wir wieder hinkommen, dass jeder über 100 Prozent und seine Leistungsgrenze geht. Da fehlt uns die Qualität, die wir eigentlich auf dem Platz haben, dass die sichtbar wird und die haben wir in vielen Fällen nicht gesehen.“ Am Montag legte er sogar noch einmal nach und sprach davon, dass man noch einmal auf dem Transfermarkt tätig werden könnte. „Es geht darum, Gelder freizumachen“, meinte er dazu.

Mutzel schockt alle Ebenen

Dabei droht dem HSV ein dickes Loch in der Kasse. Der freigestellte Sportdirektor Michael Mutzel siegte vor dem Arbeitsgericht. Die Freistellung wurde für unwirksam erklärt. In der öffentlichen Pressemitteilung der Justizbehörde heißt es: „Freistellung von Sportdirektor Mutzel durch den HSV unwirksam. In einem Verfahren vor dem Arbeitsgericht Hamburg streiten der Sportdirektor Mutzel und die HSV Fußball AG um dessen Freistellung. Nach internen Differenzen wurde der Sportdirektor vom 12.6.22 bis 16.8.22 gegen seinen Willen beurlaubt und nachfolgend freigestellt. Der Verfügungskläger beantragte im Rahmen einer einstweiligen Verfügung seine fortgesetzte Beschäftigung als Sportdirektor. Weder die Beurlaubung noch die Freistellung sind nach der Auffassung der entscheidenden Kammer wirksam. So konnte die HSV Fußball AG den Sportdirektor nicht gegen dessen ausdrücklichen Willen beurlauben. Zudem hatte das Arbeitsgericht Zweifel an der Wirksamkeit der im Arbeitsvertrag vereinbarten einseitigen Freistellungsmöglichkeit. Letztlich sah die Kammer auch keine hinreichenden Anhaltspunkte für ein nachhaltig gestörtes Vertrauensverhältnis zwischen den Parteien, weil allein interne Abstimmungsschwierigkeiten und die Verweigerung der Teilung des Outlook-Kalenders hierfür nicht genügten. Die besondere Eilbedürftigkeit für eine fortgesetzte Beschäftigung nahm die Kammer deshalb an, weil andernfalls ein weitergehender erheblicher Reputationsschaden beim Verfügungskläger zu befürchten ist. Gegen die Entscheidung ist die Berufung zum Landesarbeitsgericht Hamburg möglich.“

HSV-Sportvorstand Jonas Boldt und Ex-Sportdirektor Michael Mutzel in „glücklichen Zeiten“
Foto: Lobeca/Kaben

Schwarzer Peter geht um

Dabei ging es Mutzel vermutlich gar nicht um eine Abfindung, denn die Gespräche kamen gar nicht in Gang. Eher wohl um den Umgang mit seiner Person in der Öffentlichkeit aus seiner Sicht. Sein Name ist nun erst einmal wieder reingewaschen. Der „Schwarze Peter“ liegt nun womöglich auf dem Tisch des Sportvorstandes.

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Pulverfass Volkspark

Eines wurde in der Verhandlung ebenfalls klar: Das Vertrauensverhältnis in der Chefetage des Volksparks ist mehr als nur kaputt. Sportvorstand Jonas Boldt und Finanzvorstand Dr. Thomas Wüstefeld werden vermutlich nicht gemeinsam alt in Hamburg. Boldts Vertrag wollte Vereinsboss Marcell Jansen vor einigen Wochen schon verlängern, doch bisher ist hier nichts passiert. Wüstefelds Mandat im Vorstand endet zum Jahreswechsel. Es droht der große Knall im Volkspark, schon vorher. Und dann kommt noch ein sportlicher Stolperstart mit einem glücklichen 2:0-Sieg in Braunschweig (wo nicht Doppeltorschütze Robert Glatzel, sondern Torwart Daniel Heuer Fernandes zum Matchwinner ernannt wird – das spricht für sich) sowie die Pleite gegen Rostock dazu. Es brennt wieder einmal an allen Ecken bei den Rothosen.

Machtwort unausweichlich

Der Aufsichtsrat ist jetzt gefordert für klare Verhältnisse zu sorgen. Die Lippenbekenntnisse von vor zwei Monaten sind Schnee von gestern. Der Volkspark kocht und steht vor einer Explosion. Wüstefeld oder Boldt? Die Machtspiele in blau-weiß-schwarz gehen immer weiter… bis der Ball platzt.

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