HSV und Walter – die “Never Ending Story“: Was stimmt zwischen Sender und Empfänger nicht?

Sportvorstand Jonas Boldt forderte Verbesserungen

War das der letzte Auftritt von Tim Walter als HSV-Trainer? Foto: Lobeca/Daniel Haas

Hamburg – Wenn man sich auf etwas verlassen kann auf die Unverlässlichkeit beim Hamburger SV und seinem gefühlt niemals endenden Aufstiegsambitionen. Dass der der HSV nun schon zum sechsten Mal versucht, den Weg zurück in die Bundesliga zu finden, gehört zum guten Ton. Die Herangehensweise dagegen ist inzwischen stümperhaft. Die vor der Saison hochgelobten Absteiger FC Schalke 04 und Hertha BSC sind mit sich selbst beschäftigt, spielen im Konzert der Großen in der 2. Liga derzeit keine Rolle. In Gelsenkirchen muss man sogar darauf achten, nicht sogar bis in die Regionalliga durchgereicht zu werden. Die “Knappen“ spielen aktuell um den Klassenerhalt und stecken tief im Keller. In Berlin verarbeitet man nach einem sportlichen Hoch momentan den Tod von Vereinspräsident Kay Bernstein. Wer bleibt denn da noch?

Festung Volkspark ist gefallen

Der FC St. Pauli die klare Nummer eins. Holstein Kiel, Greuther Fürth, Fortuna Düsseldorf, SC Paderborn und seit Freitag sogar wieder Hannover 96 stehen in direkter Konkurrenz mit dem Hamburger SV. Wie kann das mit dem besten und teuersten Kader der Liga sein? Drei Heimniederlagen in Folge im Volksparkstadion, wie geht das? Ein Trainer, der zum ersten Mal seit der verlorenen Relegation im vergangenen Sommer, nach der 3:4-Pleite gegen die Niedersachsen ziemlich ratlos auf der Pressekonferenz wirkte. Die Enttäuschung war ihm mit jedem Spielzug zu den Gegentoren im Gesicht anzusehen. Ist er wirklich der Richtige?

Feurige Stimmung im Volksparkstadion.

Schallplatte mit Sprung

Diese Frage gab es schon seit Beginn seines Engagements beim HSV. Jetzt, über zweieinhalb Jahre später – und vor einem möglichen dritten Scheitern, stellt sich die Frage erneut. Allerdings keimt sie immer und immer wieder auf, wie eine Schallplatte mit einem Sprung. Im vergangenen Dezember gab es die “große Analyse“ und eine Kurskorrektur. Man wollte daran arbeiten, auswärts besser zu werden. Das klappt wunderbar, denn man holte im neuen Jahr schon genauso viele Siege, wie in der gesamten Hinrunde. Herzlichen Glückwunsch dazu. Das Problem taucht nun zuhause auf. Dort war man bis auf den letzten Auftritt im vergangenen Jahr siegreich. 2024 verlor man beide Heimspiele, beide jeweils mit 3:4. Der Knackpunkt ist die Defensive.

„Natürlich spielt der Trainer da eine ganz wichtige Rolle“

Kapitän Sebastian Schonlau ist verletzt, Mario Vuskovic immer noch dopinggesperrt. Die Ersatzleute bekommen es nicht in Konstanz hin und im Winter holte man keine sofortige Verstärkung. Wohin geht die Reise mit dem HSV und vor allem mit seinem Cheftrainer? Jonas Boldt wollte sich am Freitag dazu bei “Sky“ nichts Tendenzielles darauf sagen, nur: „Zwei Minuten nach dem Abpfiff werde ich bestimmt nicht dazu äußern. Die Herangehensweise, wie wir hier arbeiten, müssen wir grundsätzlich hinterfragen. Natürlich spielt der Trainer da eine ganz wichtige Rolle. Ich werde mich da nicht locken lassen. Wir haben vor der Winterpause bewusst gesagt, dass wir Dinge verbessern wollen. Auswärts haben wir es hinbekommen, hier nicht. Das müssen wir schleunigst ändern.“

Guilherme Ramos wechselte im Sommer zum Hamburger SV. Foto: Lobeca/Daniel Haas

Verbindung zwischen Sender und Empfänger gestört

Ist das nun doch das Ende von Walter bei den Hamburgern? Pfiffe von den eigenen Fans zur Pause und nach dem Schlusspfiff und dann die Antwort des Chefcoaches in der Pressekonferenz auf die Frage, „was stimmt in der Kommunikation zwischen Sender – also Trainer – und Empfänger – Verteidigung – nicht?“ antwortete er: „Die Jungs sind gewillt, das zu verändern, die sind gewillt das zu machen. Nur, das passiert nicht von heute auf morgen. Wir sind gut beraten, das weiter zu forcieren, damit letztlich die Fehler, die wir machen, nicht nur individuell, sondern auch im Verbund, wenn ich jetzt die Zweikampfquote anschaue, die ist wieder zu unseren Gunsten, aber die entscheidenden haben wir wieder verloren. Und das ist glaube ich der Knackpunkt. Daran gilt es weiterzuarbeiten, ohne das zu schmälern, weil der Gegner auch Fußball spielt.“ 955 Tage arbeitet der 48-Jährige nun daran. Am Ende sprang bisher immer Platz drei aus und zwei verlorene Relegationen.

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„So können wir nicht weiterspielen“

Wie lange braucht Walter also noch mit seinem Team, um die Dinge zu erarbeiten, die am Saisonende Platz eins oder zwei oder auch eine gewonnene Relegation bringen? Boldt hatte bereits nach dem Krisengespräch vor Weihnachten eine klare Anforderung. Und am Freitag sagte er: „So können wir nicht weiterspielen.“

Boldt braucht eine Garantie

Bittet der Hamburger SV am Montag zur nächsten Pressekonferenz? Wohl nicht. Obwohl Boldt vielleicht schon jetzt eine unruhige Nacht hatte und Steffen Baumgart oder Friedhelm Funkel wären anscheinend bereit, den Cheftrainerposten sofort zu besetzen. Der Sportvorstand benötigt allerdings eine Garantie, dass am 19. Mai mit dem letzten Spieltag oder spätestens nach den beiden Relegationsspielen (23. und 27. Mai) für den Drittplatzierten gegen den Tabellen-16. der Bundesliga, der Aufstieg gefeiert werden darf. Diese kann ihm allerdings niemand geben. Dennoch: Sein Vertrag läuft zwar noch bis zum Sommer des darauffolgenden Jahres, doch nach seinen dann fast genau fünf Anläufen ist auch sein Job nicht mehr sicher.

Wo beendet der FC St. Pauli die Spielzeit 2023/2024?

  • Direkter Aufstieg (35%, 152 Votes)
  • Meister (34%, 150 Votes)
  • Außerhalb der Top 3 (18%, 78 Votes)
  • Relegationsplatz (13%, 58 Votes)

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