HSV vergeigt zweites Heimspiel in Folge – Sieben-Tore-Spektakel im Volkspark

Ex-Kiezkicker hinterlässt Schock in seiner Heimatstadt

Währen Robert Glatzel (HSV) enttäuscht vom Platz geht, feiern die KSC-Spieler den Sieg. Foto: Lobeca/Henning Rohlfs

Hamburg – In der 2. Bundesliga ist der Hamburger SV nach der zweiten Saisonheimniederlage (in Folge) auf Platz vier abgerutscht. Gegen den Karlsruher SC gab es am Sonntag ein 3:4 (2:2). Der Rückstand auf den Stadtrivalen und Spitzenreiter FC St. Pauli beträgt nun vier Punkte. Am kommenden Wochenende gastiert der HSV bei Hertha BSC.

Laszlo Benes (Hamburger SV) jagt Sebastian Jung (Karlsruher SC). Foto: Lobeca/Henning Rohlfs

Die 1. Halbzeit: Zwei Doppelschläge auf beiden Seiten

Die 51.776 Zuschauer waren aufgrund der verkehrsbeeinträchtigten Anfahrt zum Volksparkstadion (Bahnstreik und Parallelveranstaltung in der Barclays-Arena) noch nicht alle auf ihren Plätzen, da lag der HSV bereits mit 0:2 hinten. Ausgerechnet der gebürtige Hamburger Igor Matanovic (früher FC St. Pauli und Harburger TB) schnürte in Minute drei und sechs einen Doppelpack. Beim ersten Treffer tunnelte der 20-jährige KSC-Stürmer Heuer Fernandes und bei seiner zweiten Bude ließ er gleich drei Rothosen alt aussehen, schob ins leere Tor ein. Beide Male bereitete Jung vor. Von diesem Schock zu erholen, brauchte es einige Zeit bei den Gastgebern. Dabei hatten Zivzivadze (8.) und Kobold (11.) schon die nächsten sehr guten Möglichkeiten für die Badener. Erst nach einer Viertelstunde machten sich die Hausherren bemerkbar und stiegen in die Partie ein. Dompe bediente Glatzel, der in seinem 100. HSV-Spiel mit der Hacke abschloss, doch dabei den Anschluss deutlich verfehlte. Die Karlsruher schalteten zwei Gänge zurück, hatten dabei noch eine Gelegenheit durch Wanitzek (31.), dessen Schuss aus halblinker Position knapp am rechten Pfosten vorbeiging. Dann kam der große Auftritt des Tabellendritten, der innerhalb von zwei Minuten auf 2:2-Unentschieden stellte. Erst legte Benes für Bakery Jatta (33.) mustergültig in die Schnittstelle vor dem gegnerischen Gehäuse auf und der Gambier traf mit dem Außenrist. Der Doppelschlag kurz danach, dieses Mal durch Laszlo Benes (35.) selbst. Dompe trieb den Ball mit einem schnellen Konter nach vorne und der Slowake schloss mit einem Schuss in den Winkel ab. Drei Minuten später versuchte es Glatzel erneut brasilianisch und vergab die sicher geglaubte Hamburger-Führung. In der Nachspielzeit hatten Dompe per Freistoß, nochmal Glatzel sowie Ramos Chancen, doch es blieb beim Remis zur Halbzeit.

Nach der Pause: KSC wieder mit Blitzstart

Zum zweiten Durchgang kamen die Karlsruher wieder besser aus der Kabine und gingen in Führung. Dieses Mal setzte sich Budu Zivzivadze nur 48 Sekunden nach Wiederanpfiff gegen die Hamburger Innenverteidigung durch und spitzelte den Ball aus Nahdistanz ins Netz. Knapp zehn Minuten später hatte der Georgier sogar zwei weitere Kopfballchancen. In diesen beiden Situationen blieb der 29-Jährige allerdings erfolglos. Eine kleine Aufregung gab es auf der anderen Seite in der 59. Minute, als Kobold Glatzel im eigenen Strafraum einen Schubser gab. Schiedsrichter Robert Schröder, der seine Sache sonst souverän machte, ließ weiterspielen. Kurz danach gab Reis einen Hammer aus spitzem Winkel ab und zumindest sprang eine Ecke dabei heraus. Die brachte zwar nichts ein, aber dafür erzielte Robert Glatzel (62.) nach einer Jatta-Vorlage den 3:3-Ausgleich in seinem Jubiläumsspiel. Meffert erkämpfte das Leder zuvor im Mittelfeld und gab den entscheidenden Pass zum Vorbereiter. Jetzt sollte doch noch was gehen und Benes (67.) prüfte KSC-Torhüter Drewes ein weiters Mal. Seitenwechsel zu seinem Kollegen Heuer Fernandes, der gegen Zivzivadze (73.) dieses Mal Sieger blieb. Nächster Aufreger im Gästestrafraum: Nebel soll den Ball mit der Hand gespielt haben. Schröder schaute sich die Szene nicht einmal an, war sicher. Unentschieden oder Knock-out? Glatzel setzte ihn nicht, denn dem versprang die Kugel im 16er vor Drewes. Dabei hatte er in der 78. Minute freie Bahn. Dafür war Marvin Wanitzek (81.) eiskalt und setzte sich gegen van der Brempt durch, traf zum 4:3-Sieg aus zehn Metern ins rechte Eck. Der HSV war danach bemüht, doch eine bedingungslose Offensive blieb aus, genauso wie die riesige Unterstützung von den Rängen. Ein Benes-Schuss (86.) lenkte Drewes ans Außennetz. Van der Brempt (87.) verzog nach einer Ecke am zweiten Pfosten komplett und der eingewechselte Brosinksi (91.) scheiterte drüben an Heuer Fernandes. Den letzten Schuss gab Rapp (95.) ab, nicht drinnen. Und dann war die Partie auch schon vorbei. Vereinzelt gab es Pfiffe, dafür feierten die Gäste die drei Punkte.

Duell zwischen David Herold (Karlsruher SC) und Ludovit Reis (Hamburger SV). Foto: Lobeca/Henning Rohlfs

Das Fazit: Unterhaltsamer Rückschritt

Im Vorweg gingen viele davon aus, dass nach dem sehr guten Defensiv-Auftritt auf Schalke jetzt endlich der Knoten in der Rothosen-Abwehr gelöst wurde, doch insbesondere der Schnellstart von Matanovic zeigte dort wieder eklatante Fehler auf. Zumindest fielen dieses Mal keine Gegentreffer aus einer Spielaufbausituation, was man schon als Fortschritt nennen darf. Dafür war die komplette HSV-Verteidigung ein Totalausfall. Dass der KSC aus 13 Torschüssen nicht mehr herausholte, war sogar etwas fahrlässig. Wenn man drei Tore im eigenen Stadion erzielt und vier kassiert, dann hat man als Hamburger SV mehr als einen rabenschwarzen Tag erwischt. Die Offensive war dieses Mal sogar besser als in der Vorwoche, wobei Jatta an allen Treffern beteiligt war. Das sagt schon wieder einiges aus. Die Gäste hakten die Partie nach ihrer 2:0-Führung schon erst ab, saßen anscheinend mit drei Punkten im Bus nach Hause, da waren allerdings noch 60 Minuten zu spielen. Die Quittung gab es mit dem Ausgleich zur Pause. Trainer Christian Eichner hat zu diesem Zeitpunkt anscheinend die besseren Worte an seine Mannschaft gerichtet als Tim Walter in der Hamburger Kabine. Am Ende fehlte der Druck zum erneuten Ausgleich. Das Walter-Team steht nun auf Rang vier in der Tabelle und der Stadtnachbar enteilt vorne. Was ist in einer Woche vom tollen Auftritt im S04-Hexenkessel bis zur zweiten Heimniederlage in Folge passiert? Satiriker behaupten jetzt schon, dass der HSV in der Rückrunde mehr Auswärtsspiele gewinnt als Heimspiele – und dabei ist noch nicht einmal April… Fakt ist: Es war wieder einmal ein Rückschritt. Der Druck in Berlin am kommenden Sonnabend ist jetzt schon spürbar.

Trainer Tim Walter (Hamburger SV) an der Seitenlinie und im Hintergrund sein Karlsruher Kollege Christian Eichner. Foto: Lobeca/Henning Rohlfs

Die Stimmen der Trainer

Tim Walter (Hamburg): „Wir sind sehr schlecht ins Spiel gekommen und haben heute leider wieder zu viele individuelle Fehler gemacht, das hat uns die Gegentore eingebracht und damit auch ein besseres Ergebnis gekostet. Zuletzt haben wir das besser gemacht, nicht umsonst haben wir schon acht Spiele ohne Gegentor in der Statistik stehen. Dennoch sind wir zurückgekommen und haben uns nach dem Anschlusstreffer in einen Rausch gespielt, den wir nicht nur zum Ausgleich, sondern auch noch zum 3:2 nutzen müssen. Doch dieses Momentum haben wir nicht genutzt, haben nach der Pause stattdessen die nächsten individuellen Fehler gemacht und so das Spiel verloren.“

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Christian Eichner (Karlsruhe): „Wir sind sehr gut ins Spiel gekommen, doch der HSV ist mit der Zeit und trotz unserer Führung ebenfalls immer besser reingekommen, hat sich durch Ballbesitzphasen Selbstvertrauen geholt und dann mit seiner herausragenden Qualität doppelt zugeschlagen. In dieser Phase kamen wir nicht mehr zu eigenen Chancen, konnten dafür aber direkt nach der Pause nachlegen und am Ende den Lucky Punch setzen, über den wir uns natürlich sehr freuen.“

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Der 19. Spieltag (26.1. – 28.1.)

Kaiserslautern – Schalke 4:1
Hannover – Nürnberg 3:0
Rostock – Elversberg 2:1
Wiesbaden – Berlin 3:1
Osnabrück – Paderborn 0:0
Düsseldorf – St. Pauli 2:1
Braunschweig – Magdeburg 1:0
Hamburg – Karlsruhe 3:3
Fürth – Kiel 2:1

Die Tabelle

1.FC St. Pauli1935 : 1639
2.SpVgg Greuther Fürth1930 : 2135
3.Holstein Kiel1935 : 2735
4.Hamburger SV1938 : 2634
5.Fortuna Düsseldorf1940 : 2531
6.Hannover 961935 : 2528
7.SC Paderborn 071928 : 2928
8.Karlsruher SC1936 : 3427
9.1. FC Nürnberg1927 : 3627
10.Hertha BSC1936 : 3126
11.SV Wehen Wiesbaden1922 : 2425
12.SV 07 Elversberg1929 : 3325
13.1. FC Magdeburg1931 : 2923
14.1. FC Kaiserslautern1932 : 3921
15.FC Schalke 041932 : 4120
16.Eintracht Braunschweig1919 : 3220
16.F.C. Hansa Rostock1919 : 3220
18.VfL Osnabrück1916 : 4010
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