Hamburg – Die Pleite im Nordduell ist beim Hamburger SV vermutlich eine zu viel. Der direkte Aufstieg wurde schon davor abgehakt, doch nun ist die Relegation schon in ganz weite Ferne gerückt. Man muss schon viel Fantasie besitzen, dass man daran glaubt, der dritte Platz ist noch zu erreichen. Das bemerkte schon Trainer Steffen Baumgart, der nach der 0:1-Niederlage gegen Holstein Kiel sagte, dass die anderen ihre Hausaufgaben machen würden, man selbst jedoch nicht. Keine Hausaufgaben, keine Versetzung. Dem HSV winkt ganz kräftig ein siebtes verflixtes Jahr in der 2. Bundesliga. Allerdings wird es mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit mit einem neuen Sportvorstand angegangen. Die Luft für Jonas Boldt ist so dünn, wie noch nie – zu dünn.
Alles half nichts
Der 42-Jährige dürfte sehr sicher seinen fünften Aufstiegsanlauf wieder verpassen. Auch wenn sein Vertrag noch bis zum Sommer des kommenden Jahres datiert ist, muss der Aufsichtsrat langsam aus dem Knick kommen. Zu lange hat man vielleicht auf eine Person gesetzt, die es mit verschiedenen Trainern und Trainertypen versuchte. Alles half nichts. Und der letzte Trick mit Baumgart scheint ebenfalls ziemlich sicher in die Hose zu gehen. Dafür hat sich der Sportvorstand lange im Sattel gehalten, sich gegen die Politik der anderen mit seiner eigenen durchgesetzt.
Papenfuß in gewohnter Manier
„Wir sind bezüglich der nächsten Wochen und der Planung für die Zukunft über das Saisonende hinaus wie bewährt im engen Austausch mit unseren beiden Vorständen, die unser Vertrauen genießen“, sagte Aufsichtsratsvorsitzender Michael Papenfuß der “Bild“. Klingt wie immer, dass man keine Entscheidung über das Knie brechen möchte. Das klappte in der Vergangenheit allerdings schon nicht.
Walter-Entlassung der springende Punkt
Zu spät handelte Boldt mit der Entlassung von Tim Walter. Kurz vor Weihnachten gab es eine letzte Deadline für den Trainer. Anderthalb Monate danach – und damit wertvolle Zeit vergeudet – setzte man den Chefcoach doch vor die Tür. Baumgart kam zu spät, versuchte viel und selbst das wirkte im Heimspiel gegen Kiel wild. Es schien wie ein letzter hilfloser Versuch das zu retten, was schon viel früher kaputt ging.
Gute Arbeit, aber nicht versetzt
Doch Boldt, der erst vor kurzem nicht über seine Zukunft spekulieren wollte, kann sich nur noch selbst und damit seinen guten Namen retten, den er sich in Hamburg aufbaute, indem er von sich aus den Weg frei macht. Ohne Frage: Die Arbeit, die er leistete, auch in finanzieller Sicht, war gut. Doch gut reichte in diesem Fall ein fünftes Mal nicht aus. Mit dem besten Kader der 2. Liga durfte man viel mehr erwarten, vor allem, in dieser Saison, wo Hertha BSC und Schalke 04 schon frühzeitig aus dem Rennen waren. Dass am Ende Holstein Kiel und der Stadtrivale FC St. Pauli vor einem landen, wird die Fans noch skeptischer in die Zukunft blicken lassen. Ein neuer Wind sollte daher für eine frische Brise an der Elbe sorgen.
Rangnick zu Bayern?
Doch wer sollte es machen und vor allem wer kann es machen? Ralf Rangnick, aktuell Nationaltrainer von Österreich und im Sommer bei der Europameisterschaft in Deutschland dabei, dürfte sicherlich kein Thema sein. Zudem ist der 65-Jährige sogar als Nachfolger von Thomas Tuchel beim FC Bayern München im Gespräch. Der fällt also womöglich aus.
Doppel-Rolle in Chef-Etage als Idee
Jörg Schmadtke (bis Februar beim FC Liverpool) soll der nächste Kandidat sein, der Boldt im Volkspark beerben könnte. Nur Spekulationen? Hier könnte es zu einer ganz besonderen Konstellation kommen. Der 60-Jährige zusammen mit dem zehn Jahre älteren Felix Magath als Sportvorstand und Sportdirektor. Das scheint für viele bei den Rothosen eine Wunschlösung zu sein. Magath bot sich immer wieder an, allerdings nun auch bei den Bayern. Hamburgs Held von 1983 in Turin hatte schon bei vielen Vereinen diverse Posten. Vor zwei Jahren rettete er Hertha BSC in der Relegation – übrigens gegen den HSV…
Weitere Namen, doch wie endet die Geschichte?
Andere Namen werden in den kommenden Tagen ebenfalls fallen, die eine Verbindung in den Norden haben. Darunter fallen Hasan Salihamidzic sowie Michael Oenning vielleicht sogar. Der Frühling in Hamburg wird dieses Mal nicht von schlechten Ergebnissen bestimmt, denn die hat man schon zuvor eingefahren, sondern von der Zukunft des Vereins.
Welches Lübecker Team schafft den Verbleib in der Oberliga?
- VfB Lübeck II (40%, 180 Votes)
- FC Dornbreite (18%, 83 Votes)
- Ist mir egal (18%, 83 Votes)
- Beide Teams (16%, 71 Votes)
- Kein Team (7%, 33 Votes)
- Weiß ich nicht (1%, 5 Votes)
Total Voters: 455