Hamburg – Für den Hamburger SV ist es der zweite Anlauf in Folge die 2. Frauen-Bundesliga zu erreichen. Der letzte Test, vor dem Relegationsspiel gegen den FC Viktoria Berlin am kommenden Sonntag um 11 Uhr im ausverkauften Stadion an der Hagenbeckstraße mit 1.800 Zuschauern, gelang den Rothosen. Bundesligist Werder Bremen wurde mit 3:0 besiegt. Der HSV ist gewappnet.
Nur eine Niederlage in 26 Saisonspielen
In der Regionalliga Nord gab es in der abgelaufenen Saison nur einen Ausrutscher. Ausgerechnet im Stadtduell gegen den Eimsbütteler TV verlor das Team von Lewe Timm – knapp mit 1:2. Alle anderen 25 Punktspiele wurden siegreich gestaltet. Dabei schossen die Hamburgerinnen 106 Tore und kassierten ganze neun Gegentreffer.
Torfabrik Berlin rollt an
Gegner Viktoria ist eine harte Nuss, denn die Offensive stützt sich auf Aylin Yaren (33). Die türkische Nationalspielerin traf in der abgelaufenen Saison 44 Mal. Marlies Sänger kommt mit 14 Toren erst auf Platz acht der Regionalliga Nordost. Dort erzielten die Berlinerinnen insgesamt 151 Buden. Nur 15 Gegentreffer kassierte das Team von Alejandro Prieto (42) bei 23 Siegen und drei Niederlagen. In der Tabelle landete man vier Punkte vor dem 1. FC Union Berlin. Am 9. Spieltag übernahm man die Spitzenreiterposition und gab sie nicht mehr her.
Ex-Nationalspielerin Ariane Hingst führt Viktoria an
Der Hauptstadtclub ist es etwas anders aufgebaut als die meisten Regionalligisten. Die frühere Nationalspielerin Ariane Hingst (43) ist Geschäftsführerin der FC Viktoria 1889 Berlin Frauen-Fußball GmbH. In der gesamten Organisation sind Frauen tätig. Der Club wird unter anderem von 87 Investorinnen und Investoren gestützt, darunter Ex-Schwimmerin Franziska van Almsick, Komikerin Carolin Kebekus und Journalistin Dunja Hayali. Das Ziel ist ganz klar gesteckt: Frau will in die Bundesliga.
HSV sieht Fehler ein
„Viktoria stellt sich als Start-up in der Fußballszene auf. Sie bewerben ganz offensiv, dass sie irgendwann eine schwarze Zahl schreiben wollen. Der HSV ist ein traditionsreicher Club, der verschiedene Sparten hat und auch eine gesellschaftliche Verantwortung, den Wandel in diesem Bereich erkannt hat – und den Fehler von vor gut zehn Jahren wettmachen möchte“, sagte HSV-Sportvorstand Jonas Boldt vor der Partie dem “NDR“.
Region Lübeck im HSV integriert
Die Rothosen können nicht mit so viel “Glamour“ wie die “Großmacht Berlin“ auftrumpfen, haben dafür ein eingeschworenes Team mit jungen Spielerinnen. Dabei kommen sogar einige, wie unter anderem Svea Stoldt (Glinde), Merle Hellwig (Wismar), Neele Albrecht, Lina Clausen (beide Reinbek), Marlene Deyß (Wentorf) und Lisa Baum (Pansdorf) aus der Region oder dem Umland von Lübeck.
Zwei Endspiele
Es sind diese zwei “verflixten“ Spiele, die eine ganze Meistersaison krönen oder zunichte machen können. Im vergangenen Jahr haben das die HSV-Frauen schmerzlich erfahren. Das Hinspiel gegen Turbine Potsdam II endete in der Relegation zur 2. Liga mit einem 1:0-Erfolg, doch das Rückspiel ergab eine 0:4-Niederlage. Enttäuschung auf ganze Linie. Der Aufstieg wurde nicht geschafft. Das Team kennt diese Endspiele also schon, will dieses Jahr den großen Wurf schaffen.
Timm hofft auf großartigen Support
„Natürlich ist eine gewisse Anspannung da, in erster Linie freuen wir uns aber riesig auf diese Aufgabe“, sagt Trainer Timm und ergänzt: „Viktoria wird uns sicherlich vor Aufgaben stellen, darauf wollen wir Antworten finden. Natürlich ist es auch unser Anspruch, ihnen ebenfalls Aufgaben zu stellen. Wir wollen unsere Energie der vergangenen Wochen und Monate auf den Platz bringen. Mit unseren Fans im Rücken gehen wir selbstbewusst in das Spiel.“
Hamburg will wieder aufholen
Boldt sprach von einem Fehler. Damit meinte er die Abmeldung der damals in der Bundesliga spielenden Frauen-Mannschaft des HSV. Die Männer fuhren permanent Verluste ein, die Frauen durften dafür 2011 mit dem Rückzug bezahlen. Nun hängt der Club dem Zahn der Zeit hinterher. Vereine wie FC Bayern München (gerade Deutscher Meister geworden), VfL Wolfsburg (verlor vor einer Woche das UEFA Women’s Champions League Finale gegen FC Barcelona nach 2:0-Führung mit 2:3), Eintracht Frankfurt, TSG Hoffenheim, Bayer Leverkusen, SC Freiburg, Werder Bremen und 1. FC Köln spielen derzeit im höchsten deutschen Frauenfußball-Oberhaus. RB Leipzig und der 1. FC Nürnberg sind Aufsteiger dorthin und andere rüsten auf. Der F.C. Hansa Rostock und Hertha BSC werden in der kommenden Spielzeit ebenfalls mit Teams auf den Zug “Frauenfußball“ aufspringen. Sie starten in der Regionalliga.
SVHU drückt die Daumen
Borussia Mönchengladbach und SV Elversberg kämpfen, wie der HSV und Viktoria Berlin, an diesem und dem darauffolgenden Wochenende ebenfalls um den Aufstieg. Ganz besonders drückt das Team des SV Henstedt-Ulzburg dem Liga-Konkurrenten die Daumen. Zum einen, weil es dann für die Segebergerinnen zur Teilnahme am DFB-Pokal reicht und natürlich, weil in der kommenden Saison ein unbequemer Mitbewerber um die Regionalliga-Meisterschaft weg wäre. SVHU stieg im vergangenen Jahr aus der 2. Liga ab und wurde in der abgelaufenen Spielzeit Vizemeister.
Fanmarsch zum Stadion
Wie sehr die HSV-Frauen an Wertschätzung und Beachtung finden, zeigten die vergangenen beiden Jahre ganz besonders. Die “Ultras“ unterstützen die Mädels des Vereins, machten beispielsweise das Hamburger Pokalfinale im Vorjahr zu einer großen Party. Mittendrin übrigens Ex-Nationaltrainer Horst Hrubesch, der ein toller Unterstützer der Rothosen-Frauen ist. Diesen Sonntag soll es einen Fanmarsch zum Stadion geben. Via Instagram rief die “Nordtribüne“ dazu auf um 10 Uhr von der U-Bahnstation Lutterothstraße zu starten.