HSV: Willkommen in Hamburg, Herr Kuntz! – Sportvorstand stellt Charakterfrage

Baumgart fehlten die Worte und Kuntz war sauer – Rothosen verfallen in alte Muster

HSV-Sportvorstand Stefan Kuntz beim Interview. Archivfoto: Lobeca/Norbert Gettschat

Hamburg – Solche Spiele muss man gewinnen, will man in die Bundesliga aufsteigen. Die Rede ist von der 2:4-Niederlage des Hamburger SV bei der SV 07 Elversberg vom vergangenen Sonnabend (HL-SPORTS berichtete). „Pomadig“, „arrogant“, „kein Einsatz“, „null Leidenschaft“, „wo war das Aufbäumen“… Alles Begriffe von Fans, die sich nach dem Spiel mehr über den Auftritt, als über das Ergebnis aufregten. Recht haben sie, denn mit einer schnellen Führung hätten Davie Selke & Co. die Tabellenspitze übernehmen können. Stattdessen rutschte man ab und die 2. Bundesliga enger zusammen. Im siebten Jahr spielen die Rothosen dort, immer oben mit, doch dann, wenn es drauf ankommt, fängt man an zu flattern.

„Wir gehen als verdienter Verlierer vom Platz“

Trainer Steffen Baumgart sagte auf der Pressekonferenz nach Elversberg: „Mir fällt es schwer, die richtigen Worte zu finden. Wir sind sehr gut ins Spiel gekommen, hatten aus meiner Sicht eine gute erste Halbzeit bis zur 30. Minute. Bis dahin hat viel gut funktioniert. Ab da hat man gemerkt, dass der Gegner mehr Spielkontrolle gekriegt hat, wir die Räume offen gemacht haben, die zu sein sollten, und wir dann auch das Tor bekommen. Wir haben in der Halbzeitpause versucht, auf das einzugehen, was wir gut gemacht haben, und vor allem auf das, was wir besser machen müssen, um erfolgreich zu sein. Das hat hinten und vorne nicht gepasst. Das muss man deutlich sagen. Wir gehen als verdienter Verlierer vom Platz. Aus meiner Sicht haben wir die letzten sechs, sieben Wochen sehr viele gute Spiele gemacht und eine Entwicklung genommen, und das reißen wir uns dann wieder mit dem Arsch ein. In der zweiten Halbzeit habe ich nicht mehr viel davon gesehen. Das habe ich den Jungs versucht in der Kabine nach dem Spiel zu sagen.“

Es ist eben der HSV

Das klingt nach einer optimalen Analyse, die schon alle seine Vorgänger einmal durchmachten. Geschafft hat es am Ende keiner den Aufstieg zu realisieren. Die Frage ist, ob es ein anderer schafft. Es wirkt so, als würde ein Fluch auf dem Club liegen und all seinen Trainern. Hinzu kommt eine erneute kleine Diskussion auf der Torwartposition. Da will sich Baumgart mal festlegen, dann wieder nicht. Zumindest sah Daniel Heuer Fernandes beim zweiten Elversberger Tor nicht ganz glücklich aus, ließ den Ball nach einem harten Schuss direkt nach vorne abprallen, wo sich prompt ein Gegenspieler bedankte, die Bude machte. Maximal ungünstig, wenn man sowieso schon so ein hin und her im Kasten hat. Da kann man intern so viel gutes reden und machen. Dafür ist es eben der HSV – und darüber wird immer berichtet.

Die Gretchenfrage

Nach dem Spiel im Saarland meldete sich Stefan Kuntz zum ersten Mal so richtig sauer zu Wort und befeuerte die Thesen der bereits erwähnten Fans. Bei „Sky“ sagte der Sportvorstand, dass man „gut angefangen habe und dann von Grundtugenden weg“ sei. Er lobte beim Gegner das, was er bei der eigenen Mannschaft nicht sah: „Einsatzwille, Annahme von Fehlern, Zweikämpfe gewinnen wollen und am meisten hat mich geärgert, mit Elversberg stand eine Mannschaft auf dem Platz und bei uns nicht.“ Weiter: „Wenn man aufsteigen will, muss man hier punkten und das haben wir nicht hingekriegt. Warum bekommt man das nicht hin? Warum waren die besten Spieler, die die noch nicht so lange beim HSV spielen. Warum sind die Spieler, die schon länger hier sind und wissen müssten, wenn man so einen Verein und so eine Fangemeinde hat, warum kriege es nicht endlich mal hin, hier genau, wenn es dann wieder so läuft, wie es keiner haben will, dann endlich mal meinen Charakter zu drehen und etwas anderes zu machen? Das wäre ein Zeichen von Entwicklung und das haben wir nicht gezeigt.“ Alles wollte er nicht in „Grund und Boden reden“, denn die Partien gegen Münster, Regensburg und vergangene Woche fand er gut. Er sprach von einem „Schuss vor den Bug“, hinterfragte die Geschlossenheit der Mannschaft und fragte gleichzeitig, warum keiner laut auf dem Platz wurde. „Das sind die Basics des Fußballs und wenn ich die nicht beherrsche, brauch ich mich über etwas anderes nicht zu unterhalten“, so der 61-Jährige. Das Pokalspiel am Mittwoch in Freiburg klammerte der Sportchef etwas aus, forderte allerdings für das nächsten Heimspiel, „dass wir daraus gelernt haben“. Willkommen in Hamburg, Herr Kuntz.

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Der 10. Spieltag (25. – 27.10.)

Köln – Paderborn 1:2
Nürnberg – Regensburg 8:3
Karlsruhe – Berlin 1:3
Schalke – Fürth 3:4
Elversberg – Hamburg 4:1
Düsseldorf – Kaiserslautern 3:4
Darmstadt – Ulm 1:1
Magdeburg – Hannover 0:3
Braunschweig – Münster 1:1

Die Tabelle

1.Fortuna Düsseldorf1017 : 1120
2.Hannover 961013 : 619
3.SC Paderborn 071018 : 1319
4.Karlsruher SC1021 : 1719
5.Hamburger SV1024 : 1318
6.Hertha BSC1019 : 1617
7.SV 07 Elversberg1019 : 1216
8.1. FC Nürnberg1023 : 1916
9.1. FC Magdeburg1018 : 1516
10.1. FC Kaiserslautern1018 : 1615
11.Greuther Fürth1017 : 1713
12.1. FC Köln1022 : 2012
13.SV Darmstadt 981018 : 2110
14.SSV Ulm 18461010 : 138
15.FC Schalke 041019 : 248
16.Eintr. Braunschweig1011 : 238
17.Preußen Münster1013 : 187
18.Jahn Regensburg104 : 304
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