Interner Knall? Was steckt hinter Holstein Kiels Wehlmann-Aus?

Rebbe als Nachfolger

Carsten Wehlmann (ehemaliger Sportchef bei Holstein Kiel). Foto: Lobeca/Norbert Gettschat

Kiel – Holstein Kiel steckt tief im Abstiegskampf der Bundesliga, steht aktuell auf dem letzten Tabellenplatz – vier Punkte fehlen zum Relegationsrang. Ausgerechnet in dieser Phase zieht der Klub die Reißleine: Carsten Wehlmann, erst seit März als Geschäftsführer Sport im Amt, wurde mit sofortiger Wirkung freigestellt. Ein Schritt, der viele Fragen aufwirft. Denn: Ein klarer sportlicher Kurswechsel ist kaum erkennbar und die Zeit für grundlegende Veränderungen läuft davon. Wehlmann hatte im Dezember 2023 seinen Posten beim SV Darmstadt 98 aufgegeben, um in Kiel erst als Sport-Geschäftsführer und später auch als Vize-Präsident die sportliche Ausrichtung zu verantworten. Nun folgt das abrupte Aus, nur knapp zwölf Monate nach seinem Wechsel. Warum gerade jetzt? Was erhofft sich der Verein vom neuen Mann an der Spitze? Und: Was bedeutet das für Trainer Marcel Rapp?

Offiziell bedankt sich der Verein höflich: „Carsten Wehlmann hatte die herausfordernde Aufgabe, Holstein Kiel für die Bundesliga bestmöglich aufzustellen. Dass die Mannschaft kurz vor Ende der Saison noch immer die Chance hat, den Klassenerhalt zu schaffen, zeigt, dass ihm dieses in einer starken Liga mit wirtschaftlich deutlich potenteren Mitbewerbern gelungen ist. Dennoch sind wir zu der Überzeugung gelangt, den Verein zu diesem Zeitpunkt in der sportlichen Leitung neu aufzustellen.“, so der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Stefan Tholund. Doch die Frage bleibt: Was genau hat Kiel sich erwartet? Dass man im ersten Bundesliga-Jahr locker durchmarschiert? Oder gab es hinter den Kulissen mehr Reibung, als nach außen sichtbar war?

Kommt mit Rebbe der große Neustart – oder eine neue Baustelle?

Als Nachfolger steht bereits fest: Olaf Rebbe übernimmt ab dem 22. April als Geschäftsführer Sport. Der 46-Jährige bringt reichlich Erfahrung mit, u.a. aus Wolfsburg, Nürnberg, Huddersfield und Saloniki. Der Aufsichtsrat setzt mit ihm bewusst auf Kontinuität, zumindest laut offizieller Linie: „Dieses Konzept passt zu dem bisherigen sportlichen Weg von Holstein Kiel und darum haben wir uns entschieden, Olaf Rebbe an Bord zu holen.“ Doch in Zeiten, in denen der sportliche Klassenerhalt noch keinesfalls gesichert ist, erscheint der Zeitpunkt fragwürdig. Warum der Wechsel genau jetzt? Und vor allem: Was passiert, wenn Rebbe andere Vorstellungen als Trainer Marcel Rapp hat? Die Handschrift eines neuen Sportchefs zeigt sich oft erst später, aber erste Weichenstellungen könnten sofort folgen.

Das Timing wirft Fragen auf

Der Verdacht, dass es intern gekracht haben könnte, liegt in der Luft. Anders ist kaum zu erklären, warum ein Geschäftsführer, der noch vor wenigen Monaten als Hoffnungsträger geholt wurde, jetzt sang- und klanglos gehen muss. Keine sportliche Katastrophe, keine öffentliche Kritik, trotzdem der radikale Schnitt. Rebbe selbst gibt sich gewohnt diplomatisch: „Ich weiß, was von mir hier bei diesem Traditionsverein erwartet wird. Die Herausforderung, eine konkurrenzfähige Mannschaft in einem starken Ligaumfeld bei den bekannten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zusammenzustellen, reizt mich.“ Was das für die nahe Zukunft bedeutet, bleibt offen. Fakt ist: Der nächste große Wechsel ist vollzogen, ob als Teil eines Plans oder als Reaktion auf internen Unfrieden, wird sich zeigen. Der Verein hat in jedem Fall die Ruhe verlassen, ausgerechnet dann, wenn es auf dem Platz um jeden Punkt geht.

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