Kein Witz: 57 Tore in den letzten 20 Minuten! – Fußballspiel endet mit Spektakel

Jugendteams protestieren gegen Schiri-Ausfall mit genialer Idee

75 Tore in einem Jugendspiel: Phönix Lübeck und ATSV Stockelsdorf schreiben Geschichte

Lübeck – So etwas gab es vermutlich noch nie. Ein Fußballspiel endet 40:35. Da musste man schon zweimal hinschauen und sich die Augen reiben. Kein Witz: Das erste Spiel der B-Jugend-Kreisklasse A13 Lübeck zwischen dem 1. FC Phönix und ATSV Stockelsdorf II wurde mit insgesamt 75 Toren beendet. Unglaublich? Eigentlich schon. Doch dahinter steckte ein klarer Protest. Der angesetzte Schiedsrichter erschien nicht und irgendwie verloren die Jungspunde im Verlauf der Partie die Lust. Rund 20 Minuten vor dem Ende führte Phönix mit 15:3, doch Spaß machte es nicht wirklich.

Im Tag geirrt und dann keine Zeit…

Man stelle sich folgendes Szenario vor: Ein angesetzter Schiedsrichter verguckt sich, erscheint nicht, wird angerufen und erklärt, dass er schon einen Tag zuvor auf dem Sportplatz gewesen wäre. Da niemand da gewesen sei, machte er sich wieder von dannen. Am Spieltag war der Unparteiische dann verhindert, da er selbst als Kicker gefordert war. Die Pfeife blieb in der Tasche und das Jugendspiel an der Travemünder Allee musste ja auch irgendwie über die Bühne gebracht werden – dann eben ohne 23. Mann. Reine Fantasie?

Dem Spiel fehlte ein ganz wichtiger Teil: der Schiedsrichter

So etwas kann man sich nicht ausdenken

Cool war das nicht, denn der Heimverein ist in so einem Fall dafür zuständig für eine neutrale Spielleitung zu sorgen. Klappt das nicht, wird die Begegnung 5:0 für die Gäste gewertet. Selbst wenn der aus Solidarität nicht antritt, würden die ebenfalls bestraft. Der Einzige, der keine Strafe erhält, ist der Verursacher dieses Chaos. Fairplay sieht vermutlich anders aus.

Tore im Sekundentakt

In den letzten 20 Minuten ging es dann ab. Die Teams hatten „so viel“ Lust am Tore schießen, dass in dieser Zeit ganze 57 Treffer fielen. Die Sturmreihen beider Teams waren so euphorisch und die Abwehrspieler hatten einfach viel Pech dabei…

75 Tore in einem Jugendspiel: Phönix Lübeck und ATSV Stockelsdorf schreiben Geschichte

Klares Statement sorgt für Aufsehen

Stockelsdorfs Trainer Matthias Kraushaar äußerte sich zu dem kuriosen Spiel bei HL-SPORTS wie folgt: „Aus gegeben Anlass möchten wir auf ein Problem hinweisen, was bei dem Spiel 1. FC Phönix B1 gegen ATSV Stockelsdorf B2 aufgetreten ist. Der angesetzte Schiedsrichter ist nicht erschienen. Der Heimverein konnte keinen Ersatzschiedsrichter stellen (finden). Auf Grund der Ereignisse in den letzten Wochen auf den Sportplätzen war kein Elternteil bereit die Führung des Spiels zu übernehmen. Wenn die Mannschaften nicht antreten, würden sie satzungsgemäß werden bestraft. Ganz wichtig ist dabei: Es ist eine Kritik an der Regel, dass ein Jugendspiel nicht neu angesetzt werden darf, obwohl sich beide Mannschaften einig wären das Spiel nicht ohne Schiedsrichter durchzuführen. Es ist keine Kritik an den Schiedsrichtern, die wahrlich zur Zeit einen nicht beneidenswerten Job in ihrer Freizeit ausführen.“

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Werden jetzt beide Mannschaften bestraft?

Auch weil man im Kreisfußballverband (KFV) möglicherweise nicht erfreut über so viel Initiative sein könnte. Eine Bestrafung ist nicht ausgeschlossen, zumindest wegen eines nicht ausgefüllten Spielberichtsbogens. Mehr ist allerdings wohl nicht zu erwarten. Mit welcher Begründung auch. Das Spiel wurde ordnungsgemäß an- und abgepfiffen. Viele unschönen Dinge passieren derzeit in der Region, die mit Gewalt zu tun haben. Bei Phönix und Stockelsdorf jedoch lief alles fair ab. Im Nachbarkreis Ostholstein reagierte man im dortigen KFV sofort auf einen Spielabbruch, nahm zwei Mannschaften aus einem Verein vorerst aus der Schusslinie, auch um mit dem Verein die Geschehnisse aufzuarbeiten. In Lübeck war das nach Informationen von HL-SPORTS bisher nicht der Fall. Eigentlich schade… Dafür ist inzwischen wohl auch der Schleswig-Holsteinische Fußballverband (SHFV) dafür zuständig. Irgendwie hat man das Gefühl, dass die Vereine sich bei Problemen immer mehr abgehängt und alleine gelassen fühlen. Zurück zu einer möglichen Strafe: Hier trifft es auf jeden Fall den Verein des Schiedsrichters.

Team-Besprechung der B-Jugend des 1. FC Phönix

Respekt!

Beim gastgebenden Club 1. FC Phönix Lübeck gab Trainer Dirk Jahnholz folgendes Statement bei HL-SPORTS ab: „Das Spiel war für 12.30 Uhr angesetzt. Nachdem um 12.15 Uhr immer noch kein Schiedsrichter bei uns eingetroffen ist, habe ich versucht ihn telefonisch zu erreichen. Leider waren die ersten Versuche erfolglos. Irgendwann konnten wir ihn dann doch erreichen. Er teilte uns mit, dass er für heute keine Spielansetzung in seinem Plan habe und das unser Spiel laut seinen Unterlagen für den Vortag angesetzt war. Er könne jetzt sowieso nicht kommen, da er mit seiner Mannschaft auch ein Fußballspiel hätte. Was für uns doch sehr verwunderlich war, da mich am Samstag kein Schiedsrichter kontaktiert hat, um sich zu erkundigen, wo wir denn bleiben, da er ja unser Spiel pfeifen wolle. Auf jeden Fall hatten wir als Heimverein zu diesem Zeitpunkt ein großes Problem: Der Heimverein ist in der Pflicht den Schiedsrichter zu stellen. Bei einem Nichtantritt des Schiedsrichters muss der Heimverein dafür sorgen, dass trotzdem ein Schiedsrichter gestellt wird. Wir konnten an diesem Tag niemanden von den Anwesenden dazu bewegen. Hätten wir jetzt gesagt, dass wir deswegen nicht antreten, dann wäre das Spiel mit 0:5 gegen uns gewertet worden. Umgekehrt wäre es dann auch so (Stockelsdorf will nicht antreten, dann wird das Spiel für uns gewertet). Eigentlich müsste die Möglichkeit bestehen, dass wenn sich beide Mannschaften einig sind, das Spiel neu anzusetzen und es zu einem späteren Zeitpunkt mit regulärem Schiedsrichter durchzuziehen. Diese Möglichkeit der Neuansetzung ist in den Regularien leider nicht vorgesehen. Dies ist der Hauptkritikpunkt von beiden Mannschaften. Ab einer bestimmten Altersklasse (z.B. ab C-Jugend) muss es diese Möglichkeit der Neuansetzung geben. So wie es jetzt ist, kann es eigentlich nicht bleiben. Schließlich geht es hier um wichtige Punktspiele im Jugendbereich. Wir schilderten die Situation dem gegnerischen Trainer. Er war sofort damit einverstanden das Spiel trotzdem durchzuführen unter der Leitung einer anderen Person, da er es als extrem ungerecht empfindet, wenn das Spiel gegen uns gewertet werden sollte. Wir als Heimverein könnten doch gar nicht beeinflussen, ob ein Schiedsrichter erscheint oder nicht. Das Spiel wurde dann angepfiffen. Nach zirka 60 Minuten Spielzeit und nach einem Zwischenstand von 15:3 für den Heimverein wurde der Ball durch den ATSV in Aus geschossen und beide Mannschaften haben das Spiel kurz unterbrochen. Beide Torhüter haben das Tor verlassen, die Feldspieler haben sich im Mittelkreis positioniert und die Heimmannschaft hat einen Einwurf zu einem generischen Spieler ausgeführt. Dieser dribbelte mit dem Ball dann direkt und ohne Gegenwehr in unser Tor. Darauf erfolgte der erneute Anstoß durch uns und ein Spieler beförderte den Ball (auch wieder ohne Gegenwehr) ins Tor des Gegners. Dies wiederholten die Spieler dann bis zu einem Endstand von 40:35. Respekt an die Laufleistungen beider Mannschaften. Mit einer kurzen Nachspielzeit von fünf Minuten wurde das Spiel dann auch offiziell abgepfiffen. Ich möchte ausdrücklich das extrem sportliche Verhalten der Trainer vom ATSV Stockelsdorf hervorheben. Die Reaktion und das Verhalten in diesem Fall war mehr als Fairplay!!! Respekt! Man hätte auch die „geschenkten“ drei Punkte mitnehmen können, hat dies aber nicht getan. Wenn sich alle Trainer im Lübecker Jugendfußball so verhalten würden, dann wäre vieles um Längen positiver auf den Fußballplätzen in Lübeck und Umgebung. Wir wünschen den Trainern und vor allem der Mannschaft vom ATSV Stockelsdorf nur das Beste und viel sportlichen Erfolg für die Zukunft! Die Jungs und Mädels sind immer gern gesehen bei uns auf dem Flugplatz!!!“

Hilferuf an den Verband

Vielleicht ist es eine Idee, dass man hier an einen runden Tisch zusammenkommt und die Probleme von Ansetzern, Schiedsrichtern, Trainern und Spielern diskutiert. Das Zeichen dieser beider Mannschaften muss ein Weckruf für alle sein. Die Message der beiden Mannschaften ist klar: So geht es nicht weiter. Ohne Schiri geht es nicht!

Update: Verband ermittelt nun gegen beide Vereine. Hier mehr dazu lesen.

Die U17-Begegnung zwischen Phönix Lübeck und ATSV Stockelsdorf endete 40:35
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