Lübecker Stadtderby: Jetzt ist also alles geklärt?

Ein Kommentar von Chefredakteur Roland Kenzo

Die Fans des VfB Lübeck auf der Haupttribüne im Stadion am Buniamshof Foto: Lobeca/Vivien Pfaff

Zweieinhalb Wochen nach dem Stadtderby zwischen dem 1. FC Phönix und VfB Lübeck hat sich die Hansestadt Lübeck mit einem Fazit gemeldet. Man hat sich Zeit gelassen mit der „Aufarbeitung“ des 147. Duells beider Clubs. Eine Pressemitteilung gab es, die (ungegendert) im Anschluss an meinen Kommentar zu lesen ist.

Was allerdings in dieser Meldung irritiert, ist dass sehr viel von „gewaltbereiten Fans“ die Rede ist. Der Begriff „Gewalt“ kommt in der Pressemitteilung siebenmal vor. Da muss man sich doch schon sehr wundern, denn sicherlich können Ultras für ein stimmungsvolles Bild sorgen, doch Gewalt oder sogenannte gewaltbereite Fans sehen anders aus. Das habe ich schon in vielen Spielen auf diesem Planeten gesehen – auf dem Feld und drumherum.

Ebenfalls seltsam ist, dass die Polizei bei dem Dialog zwischen Veranstalter und dem 1. FC Phönix Lübeck dabei war und noch einen Tag nach dem Derby auf Nachfrage von HL-SPORTS von einer Körperverletzung rund um das Spiel berichtete. Bei fast 2.500 Zuschauern, die der Partie beiwohnten, ist vermutlich auf dem oder anderem Amateurplatz mehr los.

Die Hauptfrage, die man sich um die Begegnung stellen musste, wie so viele grün-weiße Anhänger an Tickets für die Haupttribüne kommen konnten, blieb leider unbeantwortet. Warum klappte das einfach nicht? Das bekommen doch andere Veranstalter auch hin.

Nun gut, das Spiel war klasse, die Fans haben Stimmung gemacht und selbst der VIP-Bereich der Adlerträger gab sich zu erkennen und ließ sich nicht unterbuttern. Das ist es doch auch, was Fußball ausmacht. Oder wollen wir Begegnungen sehen, wo Klatschpappen und Trauerstimmung angesagt sind? Ne, da bin ich raus.

Was dazu bei so einem Dialog im Nachgang ebenfalls schade ist, war dass eine Partei nicht dabei war. Das erinnert mich ganz stark an den Sicherheitsgipfel des Bundesinnenministeriums vor über einer Woche. Wenn man über die spricht, um die es geht, dann sollten sie bestenfalls dabei sein. Die Grün-Weißen wurden einfach mal nicht eingeladen. So kann man vermuten, dass die ganze Story einseitig dargestellt wurde.

Hoffen wir, dass alle Veranstalter aus dieser ausbaufähigen Darbietung lernen und sich dann auch die akkreditierten Pressevertreter mit ihren Arbeitskarten ins Stadion bewegen dürfen und nicht einfach so vom Ordnungspersonal durchgewunken werden, das in diesem Fall völlig überfordert schien.

Sportstadt Lübeck, wir geben alles…

In diesem Sinne
Euer Roland Kenzo

Pressemitteilung der Hansestadt Lübeck vom 23.10.2024

Stadt, Polizei und Veranstalter ziehen Konsequenzen für künftige Fußballmatches

Vereine sind in der Pflicht, auf kleine Gruppe gewaltbereiter Fans einzuwirken

Anlässlich der Fußballpartie des 1. FC Phönix Lübeck gegen den VfB Lübeck am 6. Oktober 2024 kam es aufgrund von Teilnehmern eines Fanmarsches zu Gefahrensituationen im Stadion Buniamshof. Um derartige Eskalationen künftig zu vermeiden, hat die Hansestadt Lübeck im gemeinsamen Dialog mit dem Veranstalter, dem 1. FC Phönix Lübeck, sowie der Polizeidirektion Lübeck die Gesamtsituation analysiert und bewertet. Alle Beteiligten sind sich einig, dass einer gewaltbereiten, kleinen Fanszene engere Grenzen für ein solches Fußballmatch gesetzt werden müssen, damit sich alle Zuschauer zu jeder Zeit und an jedem Austragungsort sicher fühlen können. Gewaltbereiten Personen muss klar sein, dass jede Stadionordnung den Ausschluss dieser Personen vom Besuch solcher Events vorsieht.

Keine Toleranz gegenüber gewaltbereiten Störern

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Die Begehung von Straftaten durch gewaltbereite Anhänger von Fußballvereinen im Zusammenhang mit einer Sportveranstaltung, bei der in der überwiegenden Anzahl friedliche Fans, darunter auch Kinder und Familien, anwesend sind, wird nicht toleriert und von der Polizei konsequent verfolgt.

Mit Blick auf zukünftige Fußballspiele sieht die Hansestadt Lübeck die Vereine weiterhin in der Verantwortung, hinsichtlich eines regelkonformen Verhaltens am Veranstaltungsort auf die kleine Gruppe gewaltbereiter Fans einzuwirken. Wichtigstes Ziel ist es, die gewaltbereiten Störer zukünftig aus dem städtischen Stadion am Buniamshof fern zu halten.

Rückblick: Derby und Ablauf am Spieltag:

Nach erfolgter Abstimmung und Anmeldung hat die Hansestadt Lübeck zur Durchführung des Fußballspiels zwischen dem 1. FC Phönix Lübeck und dem VfB Lübeck das Sportgelände am Buniamshof zur Verfügung gestellt. Bei den bisherigen Begegnungen in den letzten Jahren auf dem Buniamshof gab es keine sicherheitsrelevanten Vorfälle. In der Vorphase des Stadtderbys stand die Polizei im engen Austausch mit dem Veranstalter. In diesem Zusammenhang wurden die Rahmenbedingungen für die Durchführung der Veranstaltung festgelegt, die als Grundbaustein für das zu erstellende Veranstaltungskonzept dienten. Berücksichtigt wurden dabei unter anderem auch Aspekte einer angepassten Einlasssituation am Buniamshof, um eine Fantrennung im Heimbereich durchführen zu können.

Am Spieltag führten Anhänger des VfB Lübeck einen Fanmarsch durch. Dieser wurde von der Polizei begleitet und war störungsfrei. Das Eintreffen des Fanmarsches am Buniamshof, insbesondere der Einlass der Fans des VfB Lübeck in den Stadionbereich, verlief jedoch anders, als vorgesehen.

Die Teilnehmer des Fanmarsches drängten gemeinschaftlich in den Tribünenbereich des Stadions. Mit Blick auf die Gesamtsituation, das Gedränge im Eingangsbereich und dadurch bedingter potenzieller Gefahren wurde dieses zugelassen. Das Fußballspiel konnte nach zeitlicher Verzögerung angepfiffen werden.

Im Zusammenhang mit dem Fußballspiel ermittelt die Polizei aufgrund einzelner, strafbarer Handlungen, unter anderem wegen des Verdachts der Sachbeschädigung, Körperverletzung und des Verdachts des Raubes einer Fahne. Weiter werden Hinweise auf Ausrufe von Fans auf strafrechtliche Relevanz überprüft. Die Ermittlungen hierzu sind noch nicht abgeschlossen.

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Bildquellen

  • Buniamshof: Lobeca/Vivien Pfaff
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