Lübeck – Martin Armbruster ist am Sonntag als Fußball-Abteilungsleiter und Liga-Obmann des SC Rapid zurückgetreten (HL-SPORTS berichtete). Die Gründe dafür sind vielseitig, denn gerade in den vergangenen Wochen geriet der Verein immer öfter negativ in die Schlagzeilen. Vermeintliche Disziplinlosigkeiten innerhalb der Jugend- und Herrenmannschaften waren seit rund zwei Monaten vermehrt zu vernehmen. Höhepunkt war der Spielabbruch der Verbandsliga-Mannschaft am vergangenen Sonnabend im Heimspiel gegen den SV Hamberge. „Ich hätte nie gedacht, dass es mal einen Spielabbruch bei unserer 1. Herren geben könnte“, sagte Armbruster am Abend bei HL-SPORTS völlig enttäuscht. Er brach sogar deswegen seinen Urlaub ab und reiste zurück nach Lübeck.
„Darum ziehe ich meine Konsequenzen“
Seine Entscheidung des doppelten Rücktritts schlummerte anscheinend schon einige Zeit ihn ihm. „Es ist mir einfach zu viel Trouble um unseren Verein. Das kann und will ich so nicht mittragen. Darum ziehe ich meine Konsequenzen und trete zurück“, so der 56-Jährige weiter. Vor drei Jahren wurde er von der Mitgliederversammlung einstimmig zum Fußball-Abteilungsleiter gewählt. Ihm oblag fortan der Herren- und Jugendbereich.
JSG Concordia als Meilenstein für die Stadt
Unter seiner Führung wurde die JSG Concordia als Zusammenschluss für den Nachwuchs mit den Vereinen SC Buntekuh und VfL Vorwerk in diesem Jahr gegründet. Ein Meilenstein für die Clubs. Hier gab es besonders um die A-Jugend Ärger. Zwei Abbrüche der Partie bei Eintracht Groß Grönau Ende August (der Fall liegt noch beim Sportgericht) und ebenso im Pokalspiel gegen JFV Hanse vor anderthalb Wochen, sorgten für Wirbel.
Verbandsliga-Abbruch als trauriger Höhepunkt
Die Herren standen dem jüngst in nichts nach. Auch hier gab es bei der 3. Herren ein vorzeitiges Ende, da ein Spieler auf den Schiedsrichter losging. Dabei waren in den meisten Begegnungen nur noch wenige Minuten zu spielen. Die Protagonisten schafften es augenscheinlich nicht, sich 90 Minuten zusammenzureißen. Am vergangenen Sonnabend dann der Verbandsliga-Abbruch.
Armbruster übernimmt Verantwortung
„Das ist traurig und ich trage dafür als Abteilungsleiter im Verein die Verantwortung. Ich kann aber nicht überall sein und einzelne Spieler an die Hand nehmen, weil sie sich nicht unter Kontrolle haben. Das ist nicht nur ein Riesenproblem bei uns, sondern in unserer Gesellschaft. Ja, wir haben viele Mannschaften und ja, wir sind stark aufgestellt, aber anscheinend gibt es zu viele Lücken zwischen Abteilungsleitung und einigen Spielern. Diese Lücke hätte ich schließen müssen und das ist mir in diesen Fällen leider nicht gelungen. Darum ziehe ich die Konsequenz daraus. Die Spieler müssen wissen, dass sie zudem vereinsschädigend handeln. Sie selbst müssten ebenfalls ihre eigenen Erkenntnisse daraus ziehen. Das erwarte ich zumindest im Herrenbereich als erwachsene Männer von ihnen“, so Armbruster.
Forderung nach härteren Strafen
Für ihn ist klar, dass sich einige „Herren“ an die eigene Nase fassen müssen und dass es so nicht weitergehen kann. „Das ist aber ja nicht nur bei uns im Verein ein Problem. Jede Woche hört man von Verfehlungen auf den Plätzen. Das ist sehr bitter und hier muss der Verband auch für höhere persönliche Strafen sorgen. Es kann nur über die Abschreckung gehen“, fordert er. Armbruster beweist mit seinem Rücktritt Größe und setzt vor allem ein Zeichen. Für seinen Verein ist das sicherlich bitter, doch ohne diese Entschlossenheit seinerseits kann es vermutlich nicht weitergehen.
Folgt noch ein Rücktritt?
Als Vereinsvorsitzender bleibt er zumindest vorerst im Amt. „Hier habe ich eine noch größere Verantwortung und dieser kann ich mich nicht einfach entziehen. Wir haben hier etwas wirklich sehr Gutes aufgebaut und das kann ich nicht von jetzt auf gleich hinschmeißen. Rapid ist mein Verein und ich werde mir die nächsten Schritte gut überlegen. Da hängt es auch davon ab, wie die Entwicklung in den kommenden Wochen aussieht und wie die Mannschaften und Spieler sich verhalten. Fakt ist: So kann es mit einigen nicht weitergehen. Bevor ich mich völlig aufreibe, werde ich auch hier erneut konsequent handeln. Ich bin fest entschlossen auch dann diese Reißleine zu ziehen. Ich bin gerne für alle da, doch auch meine Geduld hat Grenzen“, so der 56-Jährige bei HL-SPORTS mit einer klaren Ansage an die mutmaßlichen Störer.
Nachfolge noch unklar
Wer als neuer Liga-Obmann eingesetzt wird und vor allem, wer die Fußball-Abteilungsleitung fortführt, ist noch nicht entschieden. Die Entscheidung wird nun in einer Sondersitzung des Vorstandes entschieden.