Meuterei am Torfmoor: Verbandsliga-Mannschaft vor Komplett-Austausch?

Überflieger der 3. Herren wollen nach Final-Four-Einzug übernehmen und 2028 Landesliga spielen

Torfmoor in Groß Grönau. Foto: sr

Groß Grönau – Am Torfmoor ist eine Machtübernahme geplant. Still und heimlich überlegte sich die 3. Mannschaft von Eintracht Groß Grönau einfach mal den Sprung von der Kreisklasse B in die Verbandsliga zu vollziehen. Schon im Sommer sollen die altgedienten Akteure ausgetauscht, wenn es nach der Idee gehen soll. Die 1. Herren ist sauer und im Vorstand tappt man im Dunkeln. Einigkeit sieht anders aus.

Das Konzept des Anstoßes

Das Konzept sieht folgendes vor: Es geht um eine “Fusion“, wie es in der Ausführung der Drittvertretung heißt. Dabei wird von einer “wegweisenden Veränderung im Herrenfußball des TSV Eintracht Groß Grönau“ gesprochen. Dabei soll aus eins und drei eine “dynamisches und wettbewerbsfähiges Team“ geformt werden. Mittelfristiges Ziel ist die Landesliga.

Fragwürdige Aussagen

Allerdings scheint es zu Unwahrheiten gekommen sein, denn die Dritte behauptet, dass “sich etwa Leistungsträger abwanderungswillig zeigen – sofern Henning Meins Trainer bleibt“ und andere “altersbedingt vor dem Karriereende stehen“. Mit der Neuausrichtung will man „leistungsorientierten Fußball in Groß Grönau sichern“. Der aktuelle Platz neun in der Verbandsliga ist für das Team von Cheftrainer Henning Meins selbst nicht zufriedenstellend – das weiß man, doch das Verletzungspech bleibt treu. Ausfälle reihen sich an Ausfälle. Unterstützung aus der zweiten oder dritten Mannschaft des Clubs scheint es allerdings nicht zu geben, wie es vielleicht andernorts üblich ist.

Von null auf 100

Die 3. Herren stellt sich gerade als “Überflieger“ da. Erst am Mittwoch kegelte das neue Grönauer “Dream-Team“ im Meister-der-Meister-Cup Sechstligist TuS Hartenholm aus dem Wettbewerb und steht damit im Final-Four, hat allerdings keine Chance auf eine Teilnahme im Landespokal. Untere Mannschaften dürfen nicht am SHFV-Cup teilnehmen. In der Endrunde trifft man auf Eutin 08, Rot-Weiß Niebüll und TuS Rotenhof. Im Vorjahr gewann man den Meistertitel in der Kreisklasse C und spielt derzeit um den Aufstieg in die A-Klasse. Als Tabellenführer in der Kreisklasse B mit zwei Punkten Vorsprung sowie zwei Partien weniger, ist man drauf und dran, die Liga im Flug zu durchdringen. Man will in der Fusion “die Stärken beider Mannschaften zusammenführen und eine schlagkräftige neue 1. Herren formen“.

Trainer Henning Meins (TSV Eintracht Groß Grönau). Foto. Lobeca/Niklas Runne

Polzin soll Meins als Cheftrainer ablösen

Das klingt nach einem guten Plan, doch was machen die derzeitigen Trainer der Verbandsliga-Truppe und das Team selbst? Dazu heißt es: “Die Sportliche Leitung der neuen Mannschaft übernehmen zwei vertraute Gesichter: Vereinslegende Jörg “Moppel“ Grandt und Erfolgscoach Philipp Polzin. Grandt steht für einen schnellen, intensiven Pressing- und Konterfußball, der auf Einsatzbereitschaft, Disziplin und Siegeswillen setzt. Diese Spielidee ist Teil der Grönauer Identität“. Von Henning Meins, dem Cheftrainer der Verbandsliga-Mannschaft ist nicht die Rede. Er scheint ausgedient zu haben und ins Abseits gestellt.

Polzin, der aktuell seine C-Lizenz macht, “bringt moderne Trainingsmethoden und exzellentes Spieler-Management ein“ – heißt es – und er “setzt auf eine enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Spielern und hat ein gutes Gespür für den Teamgeist. Man möchte eine Mannschaft formen, die sowohl sportlich als auch menschlich harmoniert“.

Zusammenstellung des neuen Teams

Die Fusion soll strukturiert erfolgen: Die Basis bildet die 3. Herrenmannschaft, deren Dynamik, Spielfreude und Zusammenhalt erhalten bleiben sollen. Ergänzt wird der Kader durch ausgewählte Spieler der 1. Herren, die sportlich sowie charakterlich ins neue Konzept passen. Die Mannschaft besteht aus vielen langjährigen Freunden, die teils schon von Kindesbeinen an zusammenspielen, heißt es in dem Konzept der 3. Mannschaft.

Ziele: Stabilisierung, Etablierung, Aufstieg

•          Die Neuausrichtung des Herrenfußballs folgt einem klaren Dreijahresplan:

•          Stabilisierung (Jahr 1): Integration der Spieler und Eingewöhnung in die Verbandsliga mit einem angestrebten Platz in den Top 5.

•          Etablierung (Jahr 2): Weiterentwicklung und eine Platzierung unter den Top 3, gepaart mit einer ambitionierten Pokalteilnahme.

•          Aufstieg (Jahr 3): Der gezielte Angriff auf die Meisterschaft und der Aufstieg in die Landesliga.

Und das aktuelle Verbandsliga-Team?

Das Verbandsliga-Team war “überrascht“ und wurde in kein Planspiel einbezogen. So werden verdiente Spieler des Clubs womöglich abserviert. Das will man sich nicht bieten lassen und gab selbst ein Statement ab. Hier heißt es wie folgt:

„Wir, als Spieler der 1. Herren von Eintracht Groß Grönau, möchten zum “Konzept“ der 3. Herren unseres Vereins Stellung beziehen.

Neben Unwahrheiten und starker Selbstüberschätzung hat die Art und Weise, wie mit uns (explizit unseren Trainern) in der ganzen Thematik umgegangen ist, nichts mit Offenheit und Transparenz zu tun.

Zu Beginn steht, dass zehn Spieler nicht mehr unter Henning Meins spielen wollen. Das entspricht nicht der Wahrheit und ist eine Frechheit, eine solche Behauptung einfach so in die Welt zu setzen. Ja, es verlassen Spieler den Verein, das hat aber ganz andere Gründe, die für diese Thematik überhaupt keine Rolle spielen.

Dass wir als Spieler der 1. Herren, mit teilweise zehn oder mehr Jahren in diesem Verein “in der“ 1. Herren an einem Casting teilnehmen sollen, in dem dann entschieden wird, ob es zukünftig für die 1. Herren reicht, ist an Lächerlichkeit nicht zu überbieten.

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Dass wir aktuell sportlich nicht die beste Phase haben, lässt sich nicht abstreiten. Vor sieben Spielen (nach dem 3:2 Sieg gegen den aktuellen Spitzenreiter) hätte man aus eigener Kraft allerdings noch Zweiter werden können, von daher sollte unser Potenzial jedem klar sein. Anschließend hatten wir eine schwierige Phase aufgrund von Verletzung, Krankheit etc., wodurch wir auch personell ganz eng besetzt waren. In dieser Zeit wollten wir auf Spieler aus der 3. Herren bereits zurückgreifen, allerdings wurde uns diese Unterstützung verwehrt.

“Jetzt“, wo das “Konzept“ im Umlauf ist – und alle wissen, wie es nächste Saison ablaufen soll, werden Spieler der 3. Herren geschont und uns zur Verfügung gestellt. „Jetzt“, wo es nur noch darum geht, dass sie nächstes Jahr gleich Verbandsliga spielen können und nicht mehr darum, uns einfach zu helfen.

Wie wir in dem Konzept dargestellt werden, ist an Respektlosigkeit nicht zu überbieten.

Dennis Gohr, unser Co-Trainer, ist seit über 20 Jahren im Verein und wird mit keiner Silbe in diesem Konzept erwähnt.

Weiterhin erwähnenswert dahingehend sind Äußerungen, die gegenüber unserem Trainerteam getroffen wurden, wie z.B. „wollt ihr euch das nächste Jahr wirklich antun“. Was da unterschwellig für ein Ton angeschlagen wird, kann sich jeder selbst denken. Die Krönung des Ganzen ist aber die Art und Weise, wie dieses “Konzept“ kommuniziert wurde.

Ohne aktive Beteiligung von Trainer, Spieler o.ä. aus der 1. Herren wurde dieses Konzept entworfen und vereinsintern besprochen. Anschließend wurden wir lediglich durch unsere Trainer (und nicht, wie man es erwarten würde vom Vorstand oder “Sportlichen Leiter“), die selbst vor vollendete Tatsachen gestellt wurden, in Kenntnis gesetzt, wie es nächste Saison aussehen soll.“

Eintracht Groß Grönau III jubelt. Foto: Lea Schewski

Schwerer Kommunikationsfehler oder Selbstüberschätzung?

Am kommenden Sonntag ist das Grönauer Verbandsliga-Team beim Tabellenvorletzten SG Breitenfelde/Mölln zu Gast. Die “Überflieger“ aus der 3. Herren haben am Sonnabend ein Heimspiel in der Kreisklasse B gegen Schlusslicht TSV Travemünde II. Der Polzin-Kader besteht aus 34 Spielern. Selbst wenn es zu einem Boykott in der Meins-Mannschaft kommen sollte, wonach es aktuell nicht aussieht, könnten Polzin und Grandt sich aufteilen und ihren Mammut-Kader schon jetzt in die Verbandsliga entsenden. Die Frage nach dem Stil zum “Konzept“ wird allerdings vermutlich am Torfmoor sicher noch etwas herumflattern.

Lösung im Interesse der Mannschaft und des Vereins

Vor allem, weil die Planungen für die neue Saison bereits voranschritten. Zusagen aus dem Trainerteam gegenüber dem Vorstand gab es bereits im Februar. Nach Informationen von HL-SPORTS wäre man bei einer Neuausrichtung trotzdem jederzeit gesprächsbereit für eine andere gute Lösung im Interesse der Mannschaft und des Vereins gewesen. „Wenn man mit uns gesprochen hätte, hätten wir niemals irgendetwas blockiert oder nicht den Weg frei gemacht“, heißt es aus internen Mannschaftskreisen.

LSC als mahnendes Beispiel

Die Idee mit einer jungen Mannschaft, die als Freunde zusammenkickt und langfristig erhalten bleibt ist nicht neu. Zuletzt gab es dieses Phänomen beim Lübecker SC ganz deutlich. Dort gab es einen kometenhaften Aufstieg, genau mit der gleichen Intention. Das hat im ersten Stepp funktioniert, denn 2015 wechselte das komplette U19-Team vom JFV Hanse an den Thomas-Mann-Platz. Meister der A-Klasse, Meister der Kreisliga, Meister der Verbandsliga. Die Tore fielen nur so wie im Rausch und man eilte von Titel zu Titel. 2019 war der Höhenflug gestoppt. Platz zwölf in der Landesliga. Das Team fiel aufgrund von Studium, Arbeit, Familie und Wechseln auseinander. Während Corona der Rückzug in die Kreisliga – Trainer und Spieler neu. Platz sieben in einer Abbruch-Saison. Abmeldung und Neuaufbau in der untersten Liga. Die Kreisklasse C war dann die Endstation. Auch hier gab es den Versuch eines kompletten Neustarts, doch der krepierte gnadenlos. Das war vor drei Jahren. Der LSC nimmt in dieser Saison mit nur noch einer Mannschaft am Spielbetrieb teil. Die Frauen halten die blau-gelbe Fahne hoch. Eine Männertruppe gibt es nicht mehr und Jugendteams sind nicht in Aussicht.

Pressewart: „Es gibt keine Beschlüsse“

Das sieht Manfred Rugullies nicht so. Der Pressewart und Vorstandsmitglied des TSV Eintracht Groß Grönau versucht nun die Wogen zu glätten. „Das Konzept der dritten Mannschaft ist über ein Vorstandsmitglied auch zu mir gelangt. So wie das dort geplant ist, kann es nicht funktionieren. Es gibt keine Beschlüsse von uns und der Ausgang ist völlig offen. Jetzt müssen Gespräche geführt und alle müssen mitgenommen werden. Das Verbandsliga-Team wird aus eigener Kraft keinen kompletten Kader für die neue Saison stellen. Das wurde dem Vorstand so mitgeteilt. Jetzt gilt es Lösungen zu finden einen Umbruch einzuleiten, bei dem der Verein am Ende klar konzeptioniert in die Zukunft gehen kann. Das muss allen Beteiligten klar sein und nichts anderes steht darüber.“

Findet man zusammen?

Es bleibt abzuwarten, ob die “jungen Wilden“ auf die „alten Hasen“ zugehen und an einem gemeinsamen neuen Konzept interessiert sind. Möglicherweise besteht sogar die Chance, dass Trainer-Rookie Polzin vom A-Lizenz-Inhaber Meins als Co zu lernen. Die Fronten sind allerdings noch verhärtet – völlig ungewöhnlich für das bisher so familiäre Außenbild des TSV Eintracht Groß Grönau.

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Bildquellen

  • Meins: Lobeca/Niklas Runne
  • Grönau III: Lea Schewski
  • Torfmoor umgebaut – Foto SR: sr
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