Mit Glück gegen Eintracht Braunschweig: HSV entgeht nächster Blamage

69 Sekunden reichen für Heimsieg vor Stadtderby

HSV-Jubel nach dem 2:0 durch Immanuel Pherai. Foto: Lobeca/Norbert Gettschat

Hamburg – Das Stadtderby gegen den FC St. Pauli schon in aller Munde, hatte der Hamburger SV am vergangenen Freitag noch den 14. Spieltag in der 2. Bundesliga zu absolvieren. Die Generalprobe gelang mit einem 2:1 (2:0)-Erfolg gegen den Tabellenvorletzten Eintracht Braunschweig vor 55.879 Zuschauern im Volksparkstadion. Für den HSV war es der siebte Heimdreier im siebten Auftritt vor den eigenen Fans. Mindestens über Nacht sind die Rothosen punktgleich mit dem Rivalen vom Millerntor (spielt am Sonnabend bei Hansa Rostock), dort wo es in einer Woche um die Stadtmeisterschaft geht. Definitiv ist das Team von Tim Walter nach nur einem Punkt gegen die drei Aufsteiger Elversberg, Osnabrück und Wiesbaden einer weiteren Blamage in der aktuellen Spielzeit entgangen.

Die 1. Halbzeit: Doppelschlag von Ramos und Pherai

Das Spiel begann zäh, kaum Aktionen nach vorne, dafür 84 Prozent Ballbesitz für die Hausherren. Chancen waren allerdings Mangelware. Aus dem Nichts schickte Jatta in der 18. Minute Kollege Glatzel, der Eintracht-Schlussmann Hoffmann umspielen wollte, allerdings an ihm hängenblieb. Die Niedersachsen setzten ihr erstes kleines Zeichen durch Donkor (24.), dessen Schuss Heuer Fernandes im zweiten Versuch festhielt. Ein Hammer von Muheim (25.) auf der anderen Seite parierte Hoffmann zur Ecke und die brachte die Hamburger Führung. Kurz gespielt, mit einer Flanke von Dompe auf den Kopf von Guilerme Ramos (25.) und der Ball zappelte im Netz der Gäste. Nur 69 Sekunden später klingelte es erneut im Braunschweiger Gehäuse. Ausgerechnet Immanuel Pherai (26.), der noch in der vergangenen Saison das BTSV-Trikot trug, schoss aus 13 Metern zum 2:0 ein. Die Assists gingen auf Jatta, der sich die Kugel von Nikolaou erkämpfte und an Glatzel weiterspielte. Der Stürmer sah den Hamburger Sommer-Neuzugang und der erzielte seinen ersten HSV-Treffer. Pherais Jubel fiel gegen seinen Ex-Club sehr verhalten aus. Das Spiel schien nun die richtige Richtung für den Tabellenzweiten einzuschlagen und Jatta (36.) wurde im Strafraum gefoult. Der VAR meldete sich zu Wort, denn Schiedsrichter Max Burda sah da nichts. Nach drei Minuten schaute sich der Unparteiische die Szene am Monitor an und entschied auf Abseits von Jatta. Korrekte Entscheidung, wenn auch knapp. Kurz danach rasselten die Braunschweiger Hoffmann und Decarli im eigenen Strafraum zusammen. Das sah nicht gut aus und es gab eine minutenlange Behandlungspause. Für den Eintracht-Abwehrspieler ging es nicht weiter, er wurde ausgewechselt, verließ das Feld trotzdem selbstständig. Die sieben Minuten Nachspielzeit plätscherten danach so dahin.

Für Braunschweigs Saulo Daecarli (am Boden) ging es nach einem Zusammenprall nicht weiter. Foto: Lobeca/Norbert Gettschat

Nach der Pause: Hamburger wollten verwalten

Wie schon in der ersten Hälfte war die Viertelstunde nach Wiederanpfiff ohne nennenswerte Situationen. Braunschweig verteidigte mit zehn Mann den 0:2-Rückstand am eigenen Strafraum und wurde von Hamburgs Abwehr wachgeküsst. Fabio Kaufmann (62.) zog einfach mal aus 20 Metern ab und traf ins rechte Eck durch Ramos und Muheim sowie Heuer Fernandes vorbei zum Anschlusstreffer. Fortan kippte die Partie, denn die Gäste übernahmen das Kommando. Sane scheiterte im nächsten Angriff an Ambrosius. Auf der anderen Seite versuchte es Mikelbrencis (68.) mit einer Einzelaktion – kein Problem für Hoffmann. Die Gastgeber konterten nun im eigenen Stadion, jedoch ganz schwach. Jatta stolperte im gegnerischen Strafraum, Glatzel (70.) übernahm den Ball und kam ebenfalls ins Trudeln. Die Gelben wollten den Ausgleich und bekamen ihn. Wieder war es Kaufmann (74.), der einen Abstauber – Sane köpfte, Heuer Fernandes wehrte direkt vor des Gegners Füße ab – im Netz unterbrachte. Der Video-Schiri schaltete sich wieder ein und der Treffer zählte nicht, weil Kaufmann Millimeter im Abseits stand. Und nochmal gab es einen Kopf-Crash, dieses Mal im Hamburger Strafraum. Ramos und Gomez knallten zusammen. Beide bekamen nach einer längeren Behandlungspause je einen Turban, doch nur der Hamburger Innenverteidiger blieb auf dem Platz. Gomez musste verletzt raus. Den Niedersachsen lief langsam die Zeit weg, denn vorne nutzte man die Möglichkeiten nicht – und man hatte noch einige davon. Kaufmann (88.), Multhaupt (89.) und ein Freistoß von ihm (91.) brachten nichts ein. Bitter für Jatta, der diesen verursachte und dafür die fünfte Gelbe Karte in dieser Saison sah. Er ist für das Stadtderby gesperrt. Nun schmissen die Braunschweiger alles nach vorne und so ergaben sich weitere Konterchancen für den HSV. Doch für den glücklosen Glatzel (93., 97.) sowie den eingewechselten Königsdörffer (96.) wurde es nichts. Sie scheiterten allemal an BTSV-Schlussmann Hoffmann. Danach war Schluss und der Zittersieg für die Rothosen perfekt.

Der fliegende Bakery Jatta fehlt dem HSV im Stadtderby in einer Woche. Foto: Lobeca/Norbert Gettschat

Das Fazit: Ganz schwache zweite Hälfte

Schwein gehabt, darf man aus HSV-Sicht sagen. Nach einer insgesamt guten halben Stunde im ersten Durchgang, wo man hätte den Sack schon zumachen können oder gar müssen, hat man anscheinend nach der Pause auf den Verwaltungsmodus gestellt. Die Quittung kassierte man und darüber hätte man sich nicht beschweren dürfen, wenn das zweite Kaufmann-Tor gezählt hätte. Eintracht Braunschweig hat nach dem Anschlusstreffer Oberwasser bekommen und vermutlich nur durch eine VAR-Entscheidung keinen Punkt von der Elbe mitgenommen. Die Hamburger wirkten vor allem im zweiten Durchgang wie ausgewechselt, schwach und nur mit halber Kraft zu arbeiten. Da hat man sich das Leben wieder einmal selbst schwer gemacht. Völlig unnötig war das Gesamtbild und am Ende tütete mit viel Glück einen Dreier ein. Natürlich ist es egal wie, denn am Montag kräht spätestens niemand mehr danach. Sieg ist Sieg. Mut für das Stadtderby macht der Auftritt wieder nicht. Die Rothosen fahren definitiv als Außenseiter zum Kiez. Allerdings haben Derbys immer ihre eigene Geschichte und das kann die einzige Hoffnung für die Fans in schwarz-weiß-blau sein. Positiv: Guilherme Ramos und Immanuel Pherai erzielten jeweils ihr erstes Tor für den Hamburger SV. Schade: Bakery Jatta ist gegen den FC St. Pauli gesperrt.

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Die Stimmen nach dem Spiel

Tim Walter (Hamburg): „Zuerst: Gute Besserung an Saulo Decarli. Es ist immer das Entscheidende, dass der Mensch über allem steht. Ich hoffe, dass es ihm bald wieder besser geht. Für uns zählt heute das Ergebnis, wir haben gewonnen. Wir haben eine gute erste Hälfte gespielt, waren sehr präsent, obwohl wir viel durchwechseln mussten. Die Jungs haben es gut gemacht. Dann sind wir leider mit wackeligen Beinen aus der Halbzeit rausgekommen, haben es nicht mehr souverän gespielt und erneut durch Kaufmann ein Traumtor kassiert. Das ist ihm schon in der Vorsaison gelungen. Dann ist es normal, dass der Gegner wieder aufkommt. Ich habe es schon im Vorfeld des Spiels gesagt: Du haust hier nicht jeden Gegner im Vorbeigehen weg. Dafür war Braunschweig auch zu gut eingestellt. Wir haben etwas leiden müssen. Letztlich hatten wir etwas Glück, das uns in den Vorjahren vielleicht auch gefehlt hat. Deshalb freuen wir uns heute einfach nur über den Sieg.“

Daniel Scherning (Braunschweig): „Es war ein schwieriges Spiel für uns, besonders zu Beginn, weil es der HSV im Ballbesitz einfach sehr, sehr gut macht. Für mich haben sie die beste Mannschaft der Liga – mit den besten Spielern und einer guten Idee. Wir wussten, was uns erwartet, haben es auch recht vernünftig verteidigt. Dann ist in der Mitte der ersten Hälfte das passiert, was dir nicht passieren darf: zwei Gegentore binnen von zwei Minuten. Hinzu kam die Verletzungsunterbrechung nach dem Zusammenprall, sodass es insgesamt schwer war, wieder ins Spiel reinzukommen. Wir waren zu ängstlich, haben zu viele Situationen weggeschmissen und sind mit dem 0:2 in die Pause. Wir haben daraufhin etwas verändert und eine sehr gute zweite Hälfte gespielt. Wir kommen verdient zum Anschlusstreffer und haben dann viel Pech beim 2:2. Da ging es um Zentimeter. Der Videoschiedsrichter ist in diesen Situationen immer gerecht, aber es ist nicht so einfach, bei solchen Emotionen und dem folgenden Nackenschlag wieder zurückzukommen. Wir haben alles versucht und können und müssen auf den zweiten 45 Minuten aufbauen.“

Der 14. Spieltag (24.-26.11.)

Hamburg – Braunschweig 2:1
Hannover – Berlin 2:2
Rostock – St. Pauli (Sa., 13 Uhr)
Elversberg – Paderborn
Osnabrück – Magdeburg
Düsseldorf – Schalke (20.30 Uhr)
Karlsruhe – Nürnberg (So., 13.30 Uhr)
Kaiserslautern – Kiel
Fürth – Wiesbaden

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