- Anzeige -
StartRegionalligaVfB LübeckMitgliederversammlung des VfB Lübeck: „Es wäre einfach, mit dem Finger auf den...

Mitgliederversammlung des VfB Lübeck: „Es wäre einfach, mit dem Finger auf den Finanzvorstand zu zeigen“ – Zwei neue Aufsichtsratsmitglieder

Dennis Tensfeldt und Marcel Burdenski ergänzen Abbe, Burchardt, Manthey und Evers

-

Lübeck – Der VfB Lübeck hat eine ereignisreiche Mitgliederversammlung abgehalten, die nur wenige Tage nach der Rettung des Vereins vor der drohenden Insolvenz durchgeführt wurde. Die Veranstaltung war geprägt von emotionalen Reden und der Berufung von zwei neuen Mitgliedern in den Aufsichtsrat. Insgesamt nahmen 203 stimmberechtigte Mitglieder an der Versammlung teil, die vom Aufsichtsratsvorsitzenden Carsten Abbe eröffnet wurde. Die Aufarbeitung der finanziellen Krise und die Weichenstellung für eine stabilere Zukunft standen dabei im Fokus.

„Extremsten fünf Tage meines Lebens“

Abbe blickte in seiner Ansprache sowohl auf die Herausforderungen der vergangenen Wochen als auch auf die anstehenden Aufgaben: „Für mich persönlich waren es wohl die extremsten fünf Tage meines Lebens – von Angst und Hoffnungslosigkeit bis hin zur Überwältigung und letztendlich zur Erleichterung.“ Nach nur 56 Tagen im Amt war Abbe sichtlich angefasst von den vergangenen Tagen, besonders durch das Adventssingen, das die entscheidenden finanziellen Mittel generierte.

Neue Gesichter im Aufsichtsrat: Wichtige Schritte zur Stabilität

Ein Höhepunkt der Versammlung war die Wahl neuer Mitglieder in den Aufsichtsrat. Marcel Burdenski wurde als Fan-Vertreter mit 162 Stimmen gewählt und soll die Bindung zwischen Verein und Fans weiter stärken. Dennis Tensfeldt, ein Fachmann für Buchhaltung und Wirtschaftsprüfung, erhielt 183 Stimmen und bringt dringend benötigte Expertise für die finanzielle Neuaufstellung mit.

Tensfeldt analysierte zuvor die finanzielle Lage des Vereins und lieferte dabei ernüchternde Erkenntnisse. Unter anderem wurden Gelder, die ursprünglich für die Folgesaison 2024/2025 vorgesehen waren, vorgezogen und bereits genutzt. Hinzu kamen Rückstellungen von 532.000 Euro, die zwar korrekt in der Buchhaltung erfasst, aber noch nicht liquiditätswirksam berücksichtigt wurden. Ebenso fiel ein geplanter Ertrag von 250.000 Euro aus, sodass insgesamt ein Liquiditätsloch von 1,1 Millionen Euro entstand. Abbe würdigte Tensfeldts Arbeit als einen wichtigen Schritt zur Transparenz und zur künftigen Stabilität des Vereins.

Keine Schuldzuweisungen, sondern ein Blick nach vorn

Vorstandsvorsitzender Dr. Dieter Gudel legte bei seiner Ansprache besonderen Wert darauf, dass die finanzielle Schieflage nicht auf das Versagen einzelner Personen zurückzuführen sei: „Es wäre einfach, mit dem Finger auf den Finanzvorstand zu zeigen, doch das wäre nicht fair. Dieses System des Verschiebens von Liquidität wurde über Jahre aufgebaut und ist dieses Jahr kollabiert.“ Gudel wies darauf hin, dass viel diskutierte Namen nicht für die Krise verantwortlich sind: „Ein Oliver Bruss oder Thomas Rehder-Deal ist nicht dafür verantwortlich, das ist nur ein Teil davon, aber bei dem Mechanismus um den es da geht nicht kriegsentscheidend. Die öffentliche Wahrnehmung ist da etwas verzerrt.“ Vielmehr habe die Gesamtkonstruktion des Finanzsystems zum Kollaps geführt. Der 48-Jährige erklärte weiter: „Fußball hat die Eigenschaft, dass man in seiner Funktion entmenschlicht wird. Der Druck kann einen an die Grenze bringen, wie wir es auch bei unserem Finanzvorstand erlebt haben.“

Gudel kündigte an, eine unabhängige Kommission mit drei bis fünf Mitgliedern einzusetzen, um die finanzielle Planung zu optimieren. Diese soll neutral agieren und eine langfristige Stabilität gewährleisten. Der Aufsichtsrat und der Vorstand soll sich dabei aus dem Prozess rausziehen. Der Ehrenrat soll die Kommission einsetzen.

Anzeige
Anzeige

Neuausrichtung in der Vereinsstruktur

Mit dem Rücktritt von Daniela Wedemeyer als Finanzvorstand und der anstehenden Beendigung des Vertrags von Christiane Büscher stehen weitere personelle Veränderungen an. Da Büscher liiert ist mit Marcel Burdenski, wird ihr Rückzug notwendig, um Interessenkonflikte zu vermeiden. Ein genauer Ausstieg steht nicht fest, da aktuell nur drei Mitglieder im Vorstand sind und es nicht weniger als diese sein dürfen. Burdenski wird dementsprechend erst dann richtig in den Aufsichtsrat einsteigen, wenn die Position eines Nachfolgers im Vorstand gefunden ist, damit es keine Überschneidungen gibt. Einen neuen Finanzvorstand als Vollzeitstelle zu besetzen ist schwer, da dafür viele Kompetenzen und Eigenschaften gebraucht werden und dementsprechend viel Gehalt bezahlt werden müsse.

Der Wahlausschuss entschied zudem, die Namen der Kandidaten erneut nicht im Vorfeld bekannt zu geben. Dies soll verhindern, dass potenzielle Kandidaten durch öffentlichen Druck abgeschreckt werden. Der Verein betonte, dass diese Strategie bereits bei der Jahreshauptversammlung erfolgreich war.

Ein Neubeginn mit klaren Zielen

Die Mitgliederversammlung endete mit einem emotionalen Applaus für Dr. Gudel, dessen Rede die anwesenden Mitglieder sichtlich bewegte. Der Verein blickt nun nach vorne, mit klaren Zielen: Professionalisierung in den Bereichen Buchhaltung, Controlling und Reporting sowie ein stärkerer Fokus auf solide Finanzplanung. Der VfB Lübeck hat in den letzten Wochen gezeigt, dass er nicht nur eine starke Fanbasis, sondern auch eine beeindruckende Widerstandskraft besitzt. Die nächste Herausforderung besteht darin, diese Solidarität in nachhaltige Strukturen zu überführen.

Ist Merlin Polzin der richtige Trainer für den HSV?

  • Er sollte zumindest eine Chance bekommen (54%, 244 Votes)
  • Ja, er ist definitiv der Richtige (21%, 96 Votes)
  • Nein, es sollte jemand anderes machen (10%, 47 Votes)
  • Ist mir egal (8%, 38 Votes)
  • Ich bin mir unsicher (3%, 15 Votes)
  • Ich weiß es nicht (2%, 9 Votes)

Total Voters: 449

Wird geladen ... Wird geladen ...
Gefällt Dir unsere journalistische Arbeit?

Dann unterstütze uns hier mit einem kleinen Beitrag. Danke.