Hamburg – Eines ist klar: Der HSV hat sein Heimspiel gegen Darmstadt 98 nicht verloren, weil es strittige Szenen gab, sondern weil man es selbst nicht schaffte Konsistenz auf den Platz zu bringen. Und trotzdem hatte das Zweitliga-Spiel vom Freitagabend einiges an Gesprächsstoff über. Vier Platzverweise, wobei die gegen Darmstadts Klaus Gjasula und Hamburgs Aaron Opoku eindeutig waren. Die hatte Schiedsrichter Robert Schröder selbst gesehen, doch in den entscheidenden Situationen, wenn er sich auf seinen Assistenten Thomas Gorniak auf der Trainerbankseite verlassen musste, blieb er blass.
Köln mit Maulkorb
Der 32-Jährige Gorniak aus Bremen hatte augenscheinlich einen ganz schlechten Tag erwischt. Insbesondere in der 68. Minute, als er Hamburgs Robert Glatzel im Abseits sah und die Fahne hob. Sein Chef Schröder reagierte mit einem Pfiff und so durfte der Video-Assistent danach nicht mehr eingreifen. Der HSV-Stürmer wurde nämlich danach von Marvin Mehlem im Strafraum gefoult. Die Folge wäre ein klarer Strafstoß für die Hausherren gewesen. Dem war allerdings nicht so, da der „Kölner Keller“ stumm bleiben musste.
Gorniak klaut dem HSV klaren Elfmeter
Schröder stellte sich direkt nach der Partie dem TV-Sender „Sky“ und sagte dazu: „Die Feldentscheidung war Abseits. Mein Assistent hatte die Fahne gehoben, weil er den Spieler im Abseits gesehen hatte. Die Bilder zeigen dann, dass es sich um kein Abseits in dieser Situation handelte. Da aber die Fahne schon hochging und der Pfiff unmittelbar erfolgte, war die Folgesituation nicht mehr zu bewerten. Es wäre dann aber ein Foulspiel an dem Spieler Glatzel gewesen.“ Diesen Fehler räumte der Unparteiische ein und bemerkte noch: „In erster Linie wäre es schön gewesen, wenn der Assistent bei knappen Situationen die Fahne verzögert hätte, dann wäre in der Folge die Strafraumsituation überprüfbar gewesen für den Videoassistenten und dann hätte man die Szene am Ende anders bewerten können.“
Ja, nein, vielleicht? Königsdörffer-Rot kam per Signal
Auch bei der zweiten strittigen Szene des Abends war Gorniak der entscheidende Faktor für Schröder. Ransford-Yeboah Königsdörffer sah in der 89. Minute die Rote Karte wegen eines Armwischers an Frank Ronstadt abseits des Balles. Diese Szene war kaum von einer optimalen Kameraeinstellung zu überprüfen. Schiri Schröder sah diese Aktion nicht und meinte: „Ich habe einen Fahnensignal bekommen und über Headset die Beschreibung zu diesem Vergehen bekommen, dass es sich von einem Wischer im Gesicht des Gegners handelte. Das ist fernab des Balles im Rücken und deswegen ist es eine Rote Karte.“ Warum er sich das Ganze nicht noch einmal im Video anschaute, begründete der Hannoveraner wie folgt: „In erster Linie versuchen wir die Entscheidungen auf dem Feld zu treffen und der Wahrnehmung, die ich oder mein Assistent eben haben. Hier hatten wir die Wahrnehmung durch den Assistenten, die natürlich durch den Videoassistenten noch einmal überprüft wird. Die Bilder sprechen da eine Sprache, dass man dieses Vergehen auch bestätigen konnte und deswegen blieb die Rote Karte auch bestehen. Wenn es nicht so gewesen wäre, dann hätte der Videoassistent eingegriffen und mich auch rausgeschickt.“
Sportvorstand: „Natürlich darf ich nicht auf den Platz“
Und dann war da noch die Ampelkarte für HSV-Sportvorstand Jonas Boldt, der diese auch voll auf seine Kappe nahm und nach dem hitzigen Spiel sagte. „Ich muss da Emotionen zeigen, weil es ein emotionales Spiel war. Natürlich darf ich nicht auf den Platz, aber ich habe niemanden beleidigt. Wir müssen die Entscheidungen akzeptieren.“
Vorwürfe gegen Schröder: Schonlau nimmt Schiri in Schutz
Dafür soll allerdings Referee Schröder sich im Ton vergriffen haben. Hamburgs Mittelfeldspieler Jonas Meffert war fassungslos, wollte allerdings nicht sagen, was der Schiri auf dem Platz für Dinge von sich gab. Sein Kapitän Sebastian Schonlau relativierte darauf wieder etwas und meinte: „Der Schiedsrichter hat ein, zwei Aussagen getroffen, die so nicht fallen müssen. Er steht zugleich aber auch unter Druck und es ist sehr schwer, so ein Spiel zu leiten. Am Ende bleibt sowas auf dem Platz.“
Walter kurz und knapp
Auch HSV-Coach Tim Walter war zwar nicht einverstanden mit dem Ergebnis und nahm diese murrend an. Zu den Situationen der Roten Karte meinte er auf der Pressekonferenz: „Es gibt Götter in Weiß, so gibt es auch andere Götter.“
Boldt steht zur Niederlage
Am Ende bleibt es trotz aller Hektik und des ganzen Unmutes bei einem verdienten 2:1-Erfolg für Darmstadt 98. Boldt brachte es auf den Punkt: „Es war kein gutes Spiel von uns. Besonders in der ersten Hälfte. Als wir dann dominanter waren, haben wir uns völlig unnötig selbst dezimiert. Wir müssen daraus lernen. Es sollte uns so nicht wieder passieren. Wir müssen auf uns gucken und haben in jeglicher Hinsicht zu viele Fehler gemacht.“