Nervenraub und Energieschub: HSV verpennt eine Stunde und zündet dann Turbo

3:3 nach 0:3 in Heidenheim

Torschütze Andras Nemeth (Hamburger SV) animierte nach dem 1:3 nochmal seine Mitspieler. Foto: Lobeca/Max Krause

Heidenheim – Spitzenspiele haben ihren Namen, weil Spitzenmannschaften aufeinandertreffen. So war es wieder am späten Sonnabend zwischen 1. FC Heidenheim und Hamburger SV in der 2. Bundesliga. Der Verfolger empfing den Tabellenzweitem. Am Ende trennten sich beide Clubs 3:3 (3:0)-Unentschieden. Dabei war der HSV zur Pause schon erlegt und der FCH musste nur noch das Rothosen-Fell aufteilen, doch es kam eben ganz anders.

Die 1. Halbzeit: Pfostentreffer und dann Katastrophe

Die Abtastphase wurde schnell übersprungen und Hamburgs Glatzel (7.) traf zu Beginn den rechten Pfosten. Damit hatte der HSV seinen Arbeitsnachweis für die erste Hälfte absolviert, denn danach waren die Hausherren am Drücker. Diverse Chancen ließen sie liegen und kamen in der 27. Minute absolut zurecht zur Führung. Jan-Niklas Beste berührte nach einem Thomalla-Schuss die Kugel noch und lenkte sie ins Netz. Doppelschlag drei Minuten später durch Jan Schöppner (30.) per Kopfball – Schonlau hatte sich bei einer Busch-Flanke verschätzt. Erst verhinderte Gäste-Torwart Heuer Fernandes noch mit Hilfe der Latte die Vorentscheidung, doch dann kassierte er das 0:3 aus spitzem Winkel von Tim Kleindienst (41.). Die Pausenansprache bei den Rothosen sollte Besserung bringen.

Nach der Pause: Erst „Nap“ dann Power

Doch erst war davon nichts zu sehen. Heidenheim drängte auf das vierte Tor und führte die Hamburger vor. Chancen für zwei Spiele hatte man. Pick (63.) beispielsweise verpasste. HSV-Trainer Tim Walter reagierte, brachte mit Nemeth und Kattenbach zwei Winter-Transfers und dieser Move klappte. Andras Nemeth (72.) köpfte nach Benes-Flanke zum 1:3 ins Netz. Der FCH wechselte danach dreimal und in der Orientierungsphase traf Robert Glatzel (79.) zum 2:3 von der Strafraumgrenze für die Norddeutschen. Jetzt ging auf einmal was und zwei Minuten vor dem Ende machte Bakery Jatta (88.) noch einen kleinen Schlenker auf seinen schwachen Fuß, traf aber traumhaft ins Eck zum 3:3-Ausgleich. Das wars.

Anzeige
Anzeige
Javi Montero (HSV) und Tim Kleindienst (1. FC Heidenheim). Foto: Lobeca/Max Krause

Das Fazit: Niemand konnte daran glauben

In der Regel soll ein „Powernapping“ 20 Minuten dauern, dann ist man meist frisch. Der HSV hat die erste Halbzeit fast komplett verschlafen und nahm sich auch zu Beginn der zweiten noch eine Auszeit. Was dann passierte, damit konnte man nicht rechnen und am Ende nur durch ein Kneifen glauben. Walter stellte auf 3-4-3 um und Neuzugang Nemeth, Glatzel und Jatta sicherten den Hamburgern mit ihren Toren wenigstens einen Punkt. Die Vorgabe musste sein: alles geht, nur nicht verlieren. Das Ergebnis: Auftrag ausgeführt. Doch über das „Wie“ muss Walter nochmal mit seinen Jungs sprechen. So eine desolate Vorstellung wie in der ersten Stunde darf es nicht mehr so oft geben. Heidenheim wurde zumindest auf Distanz gehalten.

Die Stimmen nach der Partie

Frank Schmidt (Heidenheim): „Wir haben hochverdient mit 3:0 geführt. Nach der Pause haben wir vier hochprozentige Chancen, um das 4:0 oder 5:0 zu machen. So war klar: Wenn das 1:3 kommt, dann kann der HSV zurückkommen, und das hat er mit seiner individuellen Qualität gemacht. Es ist mehr als schmeichelhaft, dass der HSV hier etwas mitnimmt, denn meine Mannschaft hat ein sensationelles Spiel gemacht. Ich kann ihr keinen Vorwurf machen.“

Tim Walter (Hamburg): „Wir waren in der ersten Hälfte sehr schläfrig, sind in kein Kopfballduell gekommen. Das haben wir einfach schlecht gemacht. Wir waren nicht auf dem Platz. In der zweiten Hälfte haben wir mit dem Mut der Verzweiflung wieder angefangen, Fußball zu spielen. Sonny und Laci haben das Ganze wieder geordnet. Auch Noah Katterbach hat Elan und Wille ins Spiel gebracht. Das hat uns im ersten Durchgang gefehlt. Der HSV gibt niemals auf, das zeigen meine Jungs immer wieder. Man muss immer bis zum Schluss mit uns rechnen.“

Torschützen unter sich: Bakery Jatta (HSV) gegen Heidenheims Tim Kleindienst. Foto: Lobeca/Max Krause

Der 20. Spieltag (10. – 12.2.)

Bielefeld – Rostock 0:1
Karlsruhe – Fürth 2:1
Nürnberg – Regensburg 1:0
Kiel – Magdeburg 2:3
Hannover – Paderborn 3:4
Heidenheim – Hamburg 3:3
Darmstadt – Braunschweig (So., 13.30 Uhr)
St. Pauli – Kaiserslautern
Düsseldorf – Sandhausen

Gefällt Dir unsere journalistische Arbeit?

Dann unterstütze uns hier mit einem kleinen Beitrag. Danke.

- Anzeige -